Das Tierheim Trier befindet sich im Notbetrieb. Die meisten Tiere sind anderweitig untergebracht. Ein Gespräch mit der Stadt ist für Dienstag geplant.
Nun ist es endgültig so weit: Das Tierheim Trier hat auf Notbetrieb umgestellt. Bereits am Freitag hatte der Tierschutzverein Trier und Umgebung e.V. als Träger des Tierheims mit dessen Räumung begonnen. Mittlerweile seien rund 75 Prozent des Tierbestands in anderen Tierheimen untergebracht oder an private Halter vermittelt worden, heißt es von Seiten des Vereinsvorstands.
Vermittlung der Tiere läuft weiter
"Aktuell sind noch zehn Katzen und acht Hunde vor Ort", so Ulrich Antz, Vorsitzender des Tierschutzvereins Trier. Bis zum Ende dieser Woche sollen auch die übrigen Katzen ein neues Zuhause gefunden haben. Die Vermittlung der Hunde gestalte sich schwieriger, da es sich zum Teil um sehr große oder verhaltensauffällige Hunde handele. Dass diese Tiere notfalls eingeschläfert werden, wie es teilweise in sozialen Netzwerken behauptet werde, sei nicht korrekt und stehe auch überhaupt nicht zur Debatte.
Versorgung der Tiere ist sichergestellt
Die Versorgung der aktuell noch in Trier untergebrachten Tiere sei auch weiterhin gewährleistet, versicherte Antz dem SWR. Es seien nach wie vor Tierpfleger vor Ort, auch ehrenamtliche Helfer würden die Tiere versorgen. Da sich die Zahl der Tiere bereits drastisch reduziert habe, sei die Anzahl an Tieren pro Pfleger nun auch wieder ausgewogener.
Gespräch mit der Stadt Trier für Dienstagmorgen geplant
Am Dienstagmorgen soll es laut Stadtverwaltung ein Gespräch zwischen dem Vorstand des Tierschutzvereins und einem Dezernenten der Stadt Trier geben. Darin sollen unter anderem mögliche Lösungen für die Situation des Tierheims besprochen werden. Für den 13. September hat der Verein zudem eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Der Plan ist, dann einen neuen Vorstand zu wählen.
Unterstützung durch andere Tierheime
Unterstützt wird das Tierheim Trier bei der weiteren Unterbringung der Tiere auch durch andere Einrichtungen, wie etwa die Stiftung Atlantis, die in Deutschland und Luxemburg mehrere Tierheime und Gnadenhöfe betreibt. "Wir haben auch für die Hunde mehrere Menschen gefunden, die bereit wären, eines der Tiere zu übernehmen. Unter anderem einen langjährigen Mitarbeiter von uns und eine Hundetrainerin aus Trier", teilte der Vorstand der Stiftung auf Anfrage mit.
Die Kommunikation mit dem Tierheim Trier sei über das Wochenende nicht optimal gelaufen, aber allmählich kämen die Dinge ins Rollen. In den nächsten Tagen wird die Stiftung nach eigenen Angaben auch noch einmal sieben Katzen aus dem Tierheim Trier übernehmen. Es handele sich dabei vor allem um kranke oder besonders scheue Tiere.
"Mehr als dramatisch", so bezeichnete der Vorsitzende des Tierschutzbundes Rheinland-Pfalz, Andreas Lindig, die Situation im Tierheim Trier am vergangenen Freitag. Dass ein Tierheim geräumt werde, habe er noch nicht erlebt. Lindig habe sich eigenen Angaben zufolge am Wochenende selbst ein Bild der Lage vor Ort machen können: "Die Versorgung der Tiere ist sichergestellt, auch die Vermittlung der Tiere läuft. Das Veterinäramt kontrolliert zudem engmaschig, ob auch alles funktioniert."
Kreisverwaltung: Vertrauensverhältnis zerrüttet
"Unser Veterinäramt war heute Morgen vor Ort und hat sich vergewissert, dass ausreichend Personen im Tierheim sind, um die Versorgung der Tiere sicherzustellen", sagte eine Sprecherin am Montagvormittag. In einer Stellungnahme der Kreisverwaltung hieß es zudem, offenbar sei das Vertrauensverhältnis innerhalb des Tierschutzvereins Trier stark zerrüttet, so dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Unter anderem gab es eine Kündigungswelle im vergangenen Jahr, Mitarbeiter hätten sich krank gemeldet. Die Kreisverwaltung hatte noch angeboten, zu vermitteln, offenbar aber erfolglos.
Vorwürfe gegen den Vereinsvorsitzenden
Ehemalige Mitarbeiter und Vereinsmitglieder haben im Gespräch mit dem SWR Vorwürfe gegen den Vereinsvorsitzenden und seine Frau, ebenfalls im Vorsitz, erhoben. Beide amtieren seit fast zwei Jahren. Es geht unter anderem um den Umgang mit Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen, Arbeitsbelastung und Arbeitsschutz, um Dienstplanung. Von Mobbing ist die Rede und von Druck. Sie fordern den sofortigen Rücktritt des Vereinsvorsitzenden.
Vereinsvorsitzender: Konflikte von außen gesteuert
Der wiederum hat sich im Trierischen Volksfreund, der zuerst über die eskalierte Lage im Tierheim Trier berichtete, überrascht zu solchen Vorwürfen geäußert und widersprochen: "Ich treffe Entscheidungen, die nicht allen gefallen und greife durch, wenn es sein muss", zitiert ihn die Zeitung. Dem SWR sagte er, er könne nicht sofort zurücktreten – und nannte als Gründe Formalien. Er müsse das vor allen Mitgliedern erklären, daher habe er eine Sitzung am 13. September einberufen – nach den Sommerferien. Er stehe in Haftung mit seinem persönlichen Vermögen. Seiner Ansicht nach wurden die Konflikte von außen gesteuert. Was in den Vermittlungsgesprächen mit der Kreisverwaltung gefordert wurde, wäre für ihn einer Kapitulation gleichgekommen.
Schließung als Chance?
Sonja Müller, Vereinsvorsitzende von 2013-2016, sagte dem SWR, sie sei wahnsinnig enttäuscht. In einer Schließung liege aber auch eine Chance. Das Tierheim Trier gilt als sanierungsbedürftig. Müller sagte dem SWR, wenn bald keine Tiere mehr dort seien, könne man das nutzen, um alles auf Vordermann zu bringen. Handwerksbetriebe seien bereit zu helfen, und die Stadt sei aufgefordert, das Tierheim mehr zu unterstützen.