Mit den Gedanken in Syrien und großen Zukunftsträumen in Deutschland. Yazan und Nourhan haben in Trier die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Acht Jahre haben sie gewartet.
"Als unser Vater in Syrien zu Tode gefoltert wurde, war das, als wäre unser Leben beendet", mit zittriger Stimme erinnert sich Nourhan Altahan an die Nachricht vom Tod ihres Vaters. Er kam im berüchtigten Foltergefängnis Sednaya um. Für die Familie war damals klar, dass Syrien nicht das Land ihrer Zukunft sein kann.
2016 flüchteten sie aus Syrien. Nourhan war damals 13 Jahre alt, ihr Bruder Yazan 16. "Wir sind jetzt sehr gerührt, wenn wir das alles in Syrien sehen. Und sind sehr berührt über die Bilder von diesem Foltergefängnis. Denn wir haben damals auch ein Video von den Folterungen unseres Vaters gesehen. Wir brauchten damals einen Neuanfang", erzählt Bruder Yazan.
Deutschland ist jetzt die neue Heimat
Für das Geschwisterpaar sind jetzt Syrien und Deutschland ihre Heimat. Und doch steht für sie fest, dass sie ihr Leben in Deutschland weiterleben werden. Auch wenn die Tage rund um den Sturz des verhassten Assad-Regimes für sie emotional sehr aufwühlend waren. Und das wenige Tage bevor sie die deutsche Staatsbürgerschaft erhielten.
"Ich habe nächtelang nicht geschlafen, nachdem ich die Bilder aus Syrien jetzt gesehen habe. Und auch das Leid, das ja trotzdem noch da ist", sagt Nourhan. Aber es helfe jetzt nichts, zu weinen, sie müsse nach vorne schauen.
Auch wenn das Assad-Regime in Syrien gestürzt ist: Das Geschwisterpaar will nicht mehr zurück. Sie hätten Deutschland viel zu verdanken, sagt Nourhan.
Sie seien in der schlimmsten Zeit ihres Lebens bedingungslos aufgenommen worden. "Wir hatten nichts. Ich war damals ein Kind und wusste nicht, was Leben und was Sterben heißt. Aber Deutschland hat mich aufgenommen, wie ich bin. Ohne zu fragen, was kannst du und welche Stärken hast du?"
Studium und Abitur sind jetzt die Ziele
Die mittlerweile 21-jährige Nourhan hat in Trier ihr Abitur gemacht. Demnächst wird sie in Dortmund Biomedizin studieren. Bruder Yazan steht kurz vor dem Abitur und will danach zur Polizei. "Deutschland ist unsere Heimat, wir bleiben hier. Wir haben dem Land viel zu verdanken und wollen etwas zurückgeben", sagt Yazan.
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Syrien noch zu unsicher
Der 24-jährige Yazan kann nicht verstehen, dass jetzt bereits überlegt wird, wie syrische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgeführt werden können. "Das Land ist noch unsicher. Es gibt dort mafiaähnliche Gruppen. Und immer noch Assad-Anhänger und muslimische Gruppen, die schwer einzuschätzen sind. Schulen sind zerstört. Kinder haben da noch keine Zukunft."
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Nourhan und ihr Bruder Yazan wollen jetzt nach vorne schauen und ihre Leben in Deutschland weiter aufbauen: "Das ist in unserem Kopf drin geblieben, wie wir hier mit offenen Armen aufgenommen wurden. Und jetzt wollen wir dieses Land mitgestalten. Wir wollen das zurückgeben, was man uns damals an Werten, Unterstützung und Hilfe mit auf den Weg gegeben hat", sagen die beiden.