Wer sein Haus renoviert, sollte auf geschützte Tiere Rücksicht nehmen. Denn wer Nester zerstört, riskiert Strafen. Wie es richtig geht - darüber klärt der NABU in Trier auf.
Wer die letzten Rauchschwalben von Trier sucht, muss erst über einen Hinterhof gehen und dann in eine Tiefgarage im Norden der Stadt. Ein Mensch würde in diesem düsteren Keller sicher nicht gerne wohnen. Doch für die seltenen Vögel ist es das perfekte Zuhause. Denn sie brüten am Liebsten in Innenräumen und heften ihre Nester an raue Wände.
In der Garage finden sie sich die Lehmschalen an den Mauern und an Neonlampen. Noch sind die Schwalben aber nicht aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt. Doch schon bald dürften sie einfliegen. Und das haben sie auch der Arbeit von Gudrun Zolitschka vom Naturschutzbund (NABU) Trier zu verdanken.
Nester entfernen, steht unter Strafe
Die ehrenamtliche Tierschützerin hat früher in der Nähe gewohnt und die Rauchschwalben in der Garage entdeckt. Seitdem reinigt und pflegt sie die natürlichen Nester und hat auch einige Kunstnester mit Kotbrettern installieren lassen: "Wir hoffen jetzt, dass die Vögel sie auch annehmen."
In der gesamten Stadt kümmert sich Zollitschka auch um die etwas häufigeren Mehlschwalben. Sie schaut auch, dass niemand ihre Nester entfernt, was leider auch in Trier häufig vorkomme. Etwa, weil die Tiere auf Fassaden und Gehwegen ihre Spuren hinterlassen: "Das ist so herzzerreißend. Da legen die Tausende Kilometer zurück und kommen zurück und ihr Zuhause ist weg. Ich finde, das geht nicht."
Neues Angebot des SWR Studios Trier Nachrichten aus der Region Trier jetzt auf WhatsApp lesen
Das SWR Studio Trier ist jetzt auch auf dem Messenger-Dienst WhatsApp aktiv. Dort finden Sie regionale Nachrichten von Mosel und Saar, aus der Eifel, Hunsrück und Hochwald.
Das sieht auch der Gesetzgeber so. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, Nistplätze von geschützten Tieren wie Schwalben, Mauerseglern oder Fledermäusen zu beschädigen oder zu entfernen. Es drohen Geld- oder Haftstrafen.
Polizei ermittelt wegen Verstößen gegen Naturschutzgesetz
Seit zwei bis drei Jahren werden solche Straftaten auch dem NABU in Trier immer öfter gemeldet, sagt Sarah Peters von der Regionalstelle Rheinland-Pfalz West: "Besonders in Trier sind die Leute sehr sensibel geworden, was den Artenschutz angeht."
Die Bürger schicken Fotos, wenn der Nachbar das Haus umbaut und dabei zum Beispiel Schwalbennester entfernt. Es seien in diesem Jahr auch schon Anzeigen bei der Polizei eingegangen und Ermittlungen eingeleitet worden. "Obwohl oft auch keine böse Absicht dahinter steckt", sagt Peters. Viele Bauherren wüssten gar nicht, dass sie bei der Haussanierung auch auf geschützte Tiere achtgeben müssen.
Fledermäuse können sich im ganzen Haus verstecken
"Nester von Schwalben zum Beispiel sind ja leicht zu erkennen", sagt Peters. Auch wenn der Mauersegler ein- und ausfliegt, bekomme man das mit. Fledermäuse zu entdecken, sei aber kniffliger, sagt Peters. Einerseits weil sie erst in der Dämmerung jagen und andererseits, weil sie sich in allen möglichen Ecken eines Hauses verstecken. Sie leben in Rollladenkästen, unter Dachziegeln und Mauerritzen.
In etwa jedem vierten Haus in der Region wohnen Fledermäuse, oft ohne dass die Besitzer das wissen. Häufig würden die Tiere dann erst bei den Bauarbeiten entdeckt. "Und dann kommt es im schlimmsten Fall zu einem Baustopp bis die Tiere umgesiedelt wurden", sagt Peters.
Vor Bauarbeiten: immer einen Gutachter beauftragen
Deshalb rät die Fachfrau dazu, vor größeren Umbauten - etwa an der Fassade oder am Dach - immer einen Gutachter eines Spezialbüros hinzuzuziehen. "Wenn Sie nur die Haustür austauschen, ist das nicht nötig", sagt Peters: "So ein Gutachten kostet ja auch ein paar Euro." Wenn die Tiere aber erst beim Bau entdeckt werden, kann es noch teurer werden.
Trotzdem sollte man die Tiere nicht als lästiges Übel begreifen, findet Gudrun Zollitschka, sondern als Mitbewohner, so wie es die Anwohner der Zurmaiener Straße im Trierer Norden schon vormachen. In diesem Straßenzug gehen die Mehlschwalben seit Jahren ein und aus. "Und vor allem die jüngeren Bürger freuen sich hier im Sommer, wenn die Schwalben hier melodisch kreischend durch die Luft segeln", sagt die Tierschützerin.
Bestände der seltenen Tiere erholen sich nicht
Bis jetzt hat sie mit ihrem Team mehr als 50 der seltenen Vögel in der Stadt angesiedelt. Damit es noch mehr werden, berät der NABU jede Woche Menschen in der Regionalstelle in Trier im Umgang mit den geschützten Tieren. Die Umweltschützer informieren auf Veranstaltungen wie der Trierer Öko-Messe und helfen beim Bau von Nistkästen und Kunstnestern.
Ihr Ziel ist, die Artenvielfalt in der Stadt und dem Umland zu erhalten. Was trotz der Erfolge eine Herausforderung bleibt, wie Fachfrau Sarah Peters sagt: "Die bedrohten Tiere sind weiter auf dem Rückgang, von einer Erholung der Bestände kann leider noch keine Rede sein."