Auch homosexuelle Paare können jetzt in der katholischen Kirche gesegnet werden. Das queere Zentrum Trier spricht von einem kleinen Schritt in die richtige Richtung.
Vincent Maron leitet erst seit ein paar Wochen das queere Zentrum SCHMIT-Z in Trier. Zwei Gedanken habe er im Kopf gehabt, als am Montag die Botschaft aus dem Vatikan kam, künftig die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu erlauben.
"Okay, es ist ein positives Zeichen. Aber den zweiten Gedanken, den ich hatte, war, dass es eigentlich schon längst überfällig ist, weil es in vielen Bistümern in Deutschland schon gelebte Realität ist, dass homosexuelle Paare gesegnet werden. Das hat keine negativen Konsequenzen hat für die Personen, die segnen."
Segnung homosexueller Paare auch bislang im Bistum Trier möglich
Die Segnung von homosexuellen Paaren sei in der Vergangenheit bereits in Kirchen im Bistum Trier möglich gewesen und auch ganz offiziell von Priestern beworben worden. Wie Maron sagt, stehen häufig sehr engagierte, sehr offene und sozusagen "queer-freundliche" Akteurinnen und Akteure dahinter. "Viele Menschen im Haupt- und Ehrenamt der katholischen Kirche sagen, dass sie das wichtig finden, dass so was angeboten wird.
In dem Text aus Rom gibt es laut Vincent Maron andererseits eine große Diskrepanz. "Der Text ist für mich als Vertreter der queeren Community ein Schlag ins Gesicht, weil mal wieder homosexuelle Partnerschaften nicht gleichgesetzt werden mit denen einer heterosexuellen Partnerschaft."
Sind Homosexuelle wirklich gleichberechtigt?
Wenn man sich den Text durchlese, finde man sehr viele Stellen, in denen klargemacht werde, dass eine homosexuelle Partnerschaft in der Hierarchie immer noch weiterhin unter der einer heterosexuellen Partnerschaft stehe, so Vincent Maron vom queeren Zentrum Trier.
"Wir haben hier eine nicht vorhandene Akzeptanz von homosexuellen Partnerschaften und das ist für mich kein Dialog auf Augenhöhe und auch keine Akzeptanz, sondern ein Klassifizieren von Liebe in zwei Klassen."
Kirchenpolitisch sieht Maron den Text als notwendig an, weil in der Kirche viel Druck entstanden sei. Durch Aktionen wie #OutInChurch vor zwei Jahren, wo sich sehr viele Mitarbeitende der katholischen Kirche geoutet hätten, sei der Kirche klar geworden, dass sie politisch aktiv werden müsse.
Aber die Erklärung ist für Maron erst einmal ein Text, der sehr abwertend über homosexuelle Partnerschaften spreche. Trotzdem sei die Segnung von homosexuellen Paaren ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Bischof Ackermann: "theologischer und pastoraler Durchbruch"
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann nannte das Dokument aus Rom einen "theologischen und pastoralen Durchbruch - gesamtkirchlich nicht zu unterschätzen". Der Brief gebe Antwort und Hinweise auf eine Thematik, mit der sich auch die Synode (2013 - 2016) beschäftigt habe. Es gehe um den "dringenden Wunsch von nicht wenigen Menschen", Gottes Segen und Stärkung für ihren gemeinsamen Lebensweg zu empfangen. Die römische Erklärung eröffne nun mit "höchster lehramtlicher Autorität" die Möglichkeit, dem Wunsch nach Segen zu entsprechen.
Umgang mit römischer Erklärung im Bistum Trier
Diese Möglichkeit beruhe auf "einer wirklichen Weiterentwicklung" dessen, was vom Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche bisher über die Segnungen gesagt worden sei. Der Text gehe aber davon aus, dass das, was in ihm zur Segnung von Paaren gesagt werde, ausreiche, um pastoral sensibel zu handeln. Bischof Ackermann schreibt, er halte es "gleichwohl für sinnvoll, für den Bereich des Bistums Gelegenheiten zu schaffen, um sich über die Erfahrungen und Fragen" die im Zusammenhang der Segnungen aufkommen, auszutauschen. Er werde sich noch mit dem Generalvikariat abstimmen.
Vatikan-Erklärung: Segnung zu unterscheiden von Ehe
Noch im Februar 2021 hatte die vatikanische Glaubensbehörde mitgeteilt, Segnungen homosexueller Paare seien in der katholischen Kirche nicht möglich. Diese Haltung ist nun revidiert: Die am Montag veröffentlichte Grundsatzerklärung mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen) ermöglicht die Segnung queerer und wiederverheirateter Paare, betont aber, dass dabei die Menschen und nicht die Verbindung gesegnet wird.
Die Segnung wird also klar zur katholischen Ehe abgegrenzt, Priester dürfen den Segen beispielsweise auch nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.
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