Zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde Schönecken in der Eifel überflutet. Einen Hochwasserschutz gibt es immer noch nicht. Die Bürger haben Angst und fühlen sich alleingelassen.
Josef Jakobs sitzt gerade auf seiner Terrasse und liest die Zeitung, als es plötzlich knallt. Ein Gewitter braut sich über Schönecken zusammen. Und dann fallen die ersten dicken Tropfen. "Wie aus Kübeln kam das Wasser, es gab kein Halten mehr", so schildert der Rentner, was er vergangene Woche erlebt hat.
Sein Keller lief voll, genauso die Schreinerei seines Nachbarn - und das schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Mit seinen 84 Jahren hat Jakobs zwar schon so manches Hochwasser erlebt, sagt er: "Aber was momentan los ist mit dem Wetter, das ist doch nicht mehr normal."
Bürger fordern mehr Tempo beim Hochwasserschutz
Was Jakobs allerdings ärgert, ist, dass "die Behörden das anscheinend einfach so hinnehmen." Obwohl nun jedes Jahr mit einer Sturzflut zu rechnen sei, reagiere die Verwaltung träge. Beim Hochwasserschutz, sagt er, sei praktisch noch gar nichts passiert - obwohl Schönecken schon 2021 bei der Flutkatastrophe betroffen war.
Damals war es die Nims, die über die Ufer trat. Jakobs und seine Nachbarn sehen aber vor allem den Hühnerbach als Gefahr. "Wenn das Wasser von Hersdorf über die Felder in den Bach läuft - dann wird es besonders schlimm", sagt der 84-Jährige.
Hühnerbach wurde zu reißendem Strom
So war es auch vergangene Woche: Die Gewitterwolken lagen stundenlang über dem Nachbarort Hersdorf und regneten sich aus. Das Wasser lief dann ungebremst durch die Maisfelder, den Hang hinab und in den Hühnerbach - ein begradigtes Rinnsal, das teilweise durch Rohre fließt. Und wenn es sich dort dann staut, verwandelt sich die Teichstraße in eine riesige Badewanne.
Dämme, Gräben und Auffangbecken geplant
Darüber macht man sich auch bei der Verbandsgemeinde Prüm Gedanken, versichert Bauamtsleiter Robert Ennen. Ein Regenauffangbecken wurde bereits oberhalb des Baches ausgehoben. Außerdem plane die Gemeinde, einen Feldweg zu einem kleinen Damm aufzuschütten und einen Graben anzulegen, der das Wasser umleitet.
Nur wird selbst das nicht reichen, sagt Ennen: "Bei solchen großen Wassermassen wäre Schönecken trotzdem überschwemmt worden." Die Verbandsgemeinde Prüm will daher zusammen mit einem Planungsbüro prüfen, ob es noch weitere Maßnahmen brauche, die über das aktuelle Hochwasserschutzkonzept hinausgehen.
Den Bach zu renaturieren und ihn aus den Rohren zu befreien, wird kaum möglich sein, da er mitten durch den Ort fließt.
Hochwasserschutz braucht jahrelange Planung
Aber selbst bis ein Damm steht und ein Graben gebuddelt ist, dürfte es noch dauern. Schon die derzeit geplanten Maßnahmen seien erst in zwei bis drei Jahren umzusetzen. Sie müssten ordentlich geplant, geprüft und dann genehmigt werden.
Bürger bauen eigene Schutzwand
"Die nächste Sturzflut kann uns aber schon nächsten Sommer treffen", sagt Josef Jakobs. Für ihn ist daher: Gefahr im Verzug. "Solange wir nicht ertrinken, macht es mir noch keine Angst. Aber es macht mich ärgerlich, dass hier gar nichts passiert", sagt der 84-Jährige.
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Sein Nachbar, der Schreiner Heiko Mack, nimmt die Sache jetzt selbst in die Hand. Er ist für die nächste Flut besser gewappnet. Denn er hat sich kurzerhand eine eigene Hochwasserschutzwand gebaut, um das Wasser fernzuhalten.
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