Immer wieder kommt es zu Unfällen in den Steillagen-Weinbergen der Mosel - Anfang Juli endete einer tödlich. Ist die Arbeit an der Mosel gefährlicher als in anderen Anbaugebieten?
Maschinen laufen, es ist laut. Im Traben-Trarbacher Burgberg steht ein Traktor mit Anhänger, der eine sogenannte Weinbergsraupe geladen hat. Dabei handelt es sich um ein kleines Kettenfahrzeug, das über eine Rampe direkt vom Anhänger herunter in den Weinberg gefahren wird. Eine Person kann die Raupe steuern, die über ein Seil am Traktor gesichert ist.
Die Maschine setzen Winzern ein, um Pflanzenschutzmittel auf den Reben zu verteilen. So wie in der Traben-Trarbacher Steillage "Burgberg". Arbeiten, die für August typisch sind. Mit der Raupe können die Rebzeilen schneller bearbeitet werden - eine Erleichterung für die Winzer.
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Maschinen sind große Erleichterung für Steillagen-Winzer
In den Steillagen der Mosel ist diese aber auch nicht ungefährlich. Schweres Gerät in teils mehr als 60 Grad Hangneigung birgt einige Gefahren, sagt Steillagen-Winzer Albrecht Eggert, der Geschäftsführer einer Winzergemeinschaft ist, die viele Hektar bewirtschaftet. "Es ist nicht ungefährlich. Immer wenn man mit Maschinen arbeitet, ist ein Risiko da, dessen muss man sich bewusst sein", sagt der Winzer, der die Arbeiten im Wingert überwacht.
Tödlicher Unfall im Weinberg Anfang Juli
Dass das Arbeiten in den Mosel-Steillagen gefährlich ist, zeigen die Unfälle, die es immer wieder gibt. Erst Anfang Juli verunglückte ein 32-jähriger Winzer bei Zeltingen-Rachtig tödlich, als er mit einer Weinbergsraupe in den Steilhang fuhr, um Pflanzenschutzmittel aufzubringen.
Laut Polizeibericht kam die Raupe dabei ins Rutschen, überschlug sich und verletzte den jungen Winzer tödlich. Zu einem weiteren Unfall kam es wenige Tage später in Enkirch - der Fahrer hatte Glück.
Genossenschaft ermittelt auch vor Ort
Die Berufsgenossenschaft, die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), mit Sitz in Kassel muss solche Fälle bearbeiten. Bei schweren Unfällen ermittelt die Genossenschaft nach eigenen Angaben auch vor Ort. Zudem werden die Unfälle statistisch erfasst.
Demnach kam es im Saarland und in Rheinland-Pfalz in den vergangenen fünf Jahren von 2019 bis 2023 zu mehr als 1.000 Unfällen in Weinbergen - dabei habe es drei tödliche Unfälle im Steillagenweinbau gegeben. Bei diesen Unfällen habe es sich um "zwei Abstürze von Weinbergsmauern" sowie auf eine falsche Verwendung der Raupe gehandelt. Dabei seien die Angaben des Herstellers nicht beachtet worden, so die Genossenschaft.
Unfallrisiko in Steillagen höher
Eine Statistik nach Anbaugebiet werde zwar nicht geführt, deswegen lasse sich statistisch nicht sagen, ob die Arbeit für Winzer in den Steillagen im Weinanbaugebiet Mosel gefährlicher ist als sonst wo, so die Genossenschaft. Diese teilte aber auch mit, "dass ein Unfallrisiko durch die Hangneigung der Rebflächen für Sturz- und Stolperunfälle, aber auch Umstürze bzw. Abstürze von Fahrzeugen höher ist."
Für die Arbeit in Steillagen würde zudem mehr Personal gebraucht als in flachen Lagen, wo wesentlich mehr mit Maschinen erledigt werden könne. Die Schlussfolgerung der Genossenschaft: Wo mehr Menschen arbeiten, passieren auch mehr Unfälle.
Eggert: Technischer Fortschritt macht Arbeit sicherer
Winzer Albrecht Eggert hat in seiner Zeit als Raupenfahrer ebenfalls brenzlige Situationen erlebt. "Es gab Fälle, da ist das Seil gerissen. Wir hatten dann aber Glück. Die Raupe ist stehen geblieben", sagt er. "Das ist Technik, man kann nie ausschließen, dass ein Defekt auftritt."
Der Traben-Trarbacher wünscht sich deswegen für die Zukunft, dass die Technik weiter entwickelt wird und es irgendwann nicht mehr nötig ist, die Maschine im Weinberg selbst durch die Rebzeilen zu fahren. "Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn noch mehr Drohnen eingesetzt und weiter entwickelt werden", sagt Albrecht Eggert. "Eine andere Lösung könnte eine ferngesteuerte Raupe sein."