Die Integrierte Gesamtschule in Trier ist seit Jahren eine Baustelle. Und daran wird sich wohl bis mindestens 2024 nichts ändern. Schüler und Lehrer sind enttäuscht.
Seit Florian Brahimi die Integrierte Gesamtschule (IGS) in Trier besucht, steht ein Bauzaun vor dem L-Gebäude. Als der Schüler in die fünfte Klasse kam, hieß es, die Arbeiter würden anrücken und den Bau aus den 1970er-Jahren auf Vordermann bringen. "Doch passiert ist gar nichts", sagt Brahimi.
Seinen früheren Klassenraum erkennt er heute kaum wieder, meint der junge Mann: "Als ich in der Fünften war, war es noch ganz in Ordnung. Jetzt gibt's da lose Decken, der Putz bröckelt von den Wänden, Fenster lassen sich nicht öffnen." Es sei deutlich zu sehen, dass die Schule auf eine Sanierung warte. Dafür hat Brahimi vergangenes Jahr mit 500 Mitschülern, Lehrern und Eltern in der Trierer Innenstadt demonstriert.
Schulträgerausschuss spricht über Sanierung der IGS
Gestern war die IGS auf dem Wolfsberg Thema im Schulträgerausschuss. Der Leiter des städtischen Bauamtes hat vorgestellt, wie es mit den maroden Schulgebäuden in der Stadt weitergehen soll. Und gute Neuigkeiten gab es dabei für die IGS nicht, sagt Schulleiter Dirk Schönhofen: "Es hieß, die Finanzierung der Bauarbeiten sei nicht geklärt." Dabei sollten die Arbeiten bereits 2018 abgeschlossen sein.
Sanierungsstau an vielen Trierer Schulen
Doch nicht nur auf dem Wolfsberg ist der Unmut groß. In vielen Trierer Schulen gibt es einen Sanierungsstau. Die Fachräume im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium sind nach wie vor im Rohbauzustand. Baustellen gibt es zudem an den Realschulen Plus im Westen und im Süden der Stadt sowie an etlichen Grundschulen.
Der Grund laut Verwaltung: Der Stadt fehlen Geld und Personal, um alle Projekte auf der Agenda umzusetzen. Nun soll es 2024 frühestens mit den Planungen wieder losgehen, hieß es von der Stadt - sofern bis dahin geklärt ist, wo das Geld herkommen soll. "Dann wären wir wahrscheinlich erst 2030 fertig", sagt Schönhofen: "Das wäre nicht akzeptabel." Denn dann müssten die mehr als 800 Schüler noch länger in Containern und der sogenannten "Mobiskul", einer provisorischen Schule aus Holzmodulen, unterrichtet werden.
In der vorherigen Sitzung des Schulträgerausschusses hatte Bürgermeisterin Elvira Garbes (Grüne) angedeutet, dass die Bagger auf dem Wolfsberg schneller rollen könnten. Doch daraus wird nun offenbar doch nichts.
CDU-Stadträtin: "Schulen haben Recht darauf, zu erfahren, wie es weitergeht."
Die Trierer CDU-Stadträtin Jutta Albrecht ärgert sich über diese "schlechte Kommunikation der Verwaltung", wie die Gymnasiallehrerin sagt: "Die Schulen haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es bei ihnen weitergeht. Ich empfinde das als einen Schlag ins Gesicht."
Was Albrecht sich wünscht, wären klare Ansagen der Ämter im Bezug auf die Sanierung der Schulen. Statt immer weitere Projekte aufzunehmen, meint die Christdemokratin, hätte die Stadt die Vorhaben abarbeiten und durchziehen müssen.
Elternsprecher: Ärmere Kommunen haben schlechtere Schulen
So laufe es schon seit fünf Jahren, sagt auch Claus-Peter Hamisch vom Schulelternbeirat. Damals wurde sein Sohn an der IGS eingeschult. Die Schule als Baustelle und eine Stadtverwaltung, die keine klaren Aussagen trifft - das hätten er und sein Kind hier von Anfang an erlebt.
Der Vater habe zwar Verständnis für die angespannte finanzielle Lage der Stadt, die auch vom Land nicht genug gefördert werde: "Aber es kann ja nicht sein, dass es in ärmeren Kommunen schlechtere Schulen und Bildungschancen gibt." Beispiele dafür kann er einige nennen. Seit Jahren könne die Schule keine ordentlichen Fachräume vorhalten, keine Bibliothek, keinen Multimediaraum.
Die Hoffnungen der Schüler, Eltern und Lehrer wurden nun also abermals zerschlagen. "Wir sind ja schon gebrannte Kinder", sagt Direktor Schönhofen: "Nur wenn jetzt nichts passiert, fallen irgendwann die Türen aus den Angeln." Für Florian Brahimi wird die Sanierung wohl ohnehin zu spät kommen. Bis die Bauarbeiten irgendwann beginnen, wird der junge Mann längst seinen Abschluss in der Tasche haben.