Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald wollen Sprudelfirmen weiter nach Mineralwasserquellen bohren. Das sorgt in der Nachbargemeinde Leisel für Ärger. Sogar eine Demo ist geplant.
Die Menschen der Gemeinde Leisel haben andere Vorstellungen als die regionalen Sprudelunternehmen. Sie wurden auch nicht gefragt, was sie von den neuen Probebohrungen im Nationalpark halten würden. Deshalb wollen die Einwohner am Dienstag eine Bürgerinitiative gegen die Pläne gründen. Denn sie befürchten, dass die Bohrungen sich auf die in der Nähe liegende Trinkwasserquelle der Gemeinde Leisel auswirken könnte.
Bohrungen widersprechen Konzept des Nationalparks
Zudem würden die Bohrungen dem Sinn des 2015 eröffneten Nationalparks widersprechen. Der bestehe darin, dass sich auf dem Gelände die Natur selbst überlassen werden soll.
Wasser darf dort laut Nationalpark-Staatsvertrag nur zum Gemeingebrauch entnommen werden. Das bedeutet: Das Wasser ist nur für die Gemeinden vor Ort und die Natur gedacht. Nicht für Sprudelfirmen, die damit Geschäfte machen wollen.
Ort Leisel wäre besonders betroffen
Dennoch sind nach Angaben der Struktur- und Genehmgungsdirektion (SGD) Nord bereits sechs Versuchsbohrungen im Nationalpark zu Brunnen ausgebaut worden. Seit 2019 werden dort Millionen Liter Wasser aus dem Boden gepumpt.
An sechs weiteren Stellen könnten nun ebenfalls Brunnen entstehen. Davon wäre besonders die Ortsgemeinde Leisel betroffen, wie der Ortsbürgermeister René Dietrich erklärt. Aber warum dürfen Sprudelfirmen Wasser aus dem Nationalpark pumpen, wenn der Staatsvertrag das eigentlich verbietet?
Möglich sind die Probebohrungen nur, weil sie kurz vor Gründung des Nationalparks beantragt und genehmigt worden sind. Die Anträge gingen bei der zuständigen Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Nord 2013 ein, wurden 2014 genehmigt. Im Jahr 2015 ist der Nationalpark gegründet worden.
Bürgermeister zweifelt Einschätzung der SGD Nord an
René Dietrich hält diese Entscheidung für falsch. Der Leiseler Ortsbürgermeister recherchiert viel. Er möchte herausfinden, ob mögliche Brunnen die Wasserversorgung sowie die Natur wirklich nicht beeinträchtigen könnten.
Die SGD Nord, zuständig für die Genehmigung von Wasserrechten, erklärt auf Anfrage: "Die Gefahr, dass durch die geplante Mineralwassergewinnung die Quellen oder die Moore beeinträchtigt werden, wird im vorliegenden Fall nicht gesehen." Als Grund für ihre Entscheidung führt die SGD Nord an, dass das Mineralwasser aus größeren Tiefen gefördert werde würde.
Auch Experte befürchtet Probleme für das Trinkwasser
Dr. Julian Zemke sieht die Probebohrungen ebenfalls kritisch. Er arbeitet am Institut für integrierte Naturwissenschaften im Bereich Geographie an der Universität Koblenz-Landau und forscht im Nationalpark.
Zemke beobachtet, dass auch dort die Sommer trockener werden und weniger Wasser im Boden versickert. Kurzfristig sei das für die Wasserreserven wohl noch kein Problem, in der Zukunft dagegen ziemlich sicher.
Diese Konsequenzen könnten die Leiseler dann in Zukunft auch bei ihrer Trinkwasserversorgung spüren. Gleichzeitig sei es fragwürdig, dass die Sprudelfirmen ausgerechnet in einem Nationalpark Wasser abpumpen und künftig noch mehr Wasser aus dem Park verkaufen wollen.
Sprudelbetriebe halten sich bedeckt
Und was sagen die Sprudelbetriebe zur Kritik? Hochwald Sprudel verweist darauf, dass das Unternehmen mit den Genehmigungsbehörden und Interessengemeinschaften im Austausch steht, will sich auf SWR-Anfrage aber nicht weiter äußern.
Schwollener Sprudel betont, dass sich bei den geplanten Probebohrungen an Recht und Gesetz gehalten werde und der Genehmigungsprozess vor der Gründung des Nationalparks angestoßen worden sei.
Die Sprudelbetriebe haben darüber hinaus keine Angaben dazu gemacht, wann sie mit den Bohrungen beginnen wollen.