Menschen, die aus der Haft entlassen werden, müssen sich an das gesellschaftliche Leben erst wieder gewöhnen. Pferde können dabei helfen, zeigt ein Projekt der JVA Wittlich.
Fünf Männer kommen derzeit jede Woche einmal auf den Hof von Britta Schönhofen in Wittlich, um mit ihren zwei Pferden zu trainieren. Es geht dabei nicht ums Reiten, sondern darum, ihr Verhalten zu trainieren. Das soll ihnen bei der Resozialisierung helfen.
Die Männer haben ihre Haftstrafen schon weitgehend abgesessen, sind mittlerweile im offenen Vollzug. Bald sollen sie ganz entlassen werden. Um sie zu unterstützen, bietet die JVA Wittlich eine tiergestützte Intervention. Also ein Training, bei dem sie lernen, an ihrem Verhalten zu arbeiten.
Es gibt Trainings mit Hunden und Pferden. Beide Tierarten helfen den Häftlingen, ihre Verhaltensmuster zu reflektieren und daran zu arbeiten.
Pferde reagieren auf Verhalten direkt
Trainerin Britta Schönhofen sagt, die jungen Männer könnten mit Hilfe der Pferde lernen, wie sie ihre Impulse kontrollieren können. Denn das Tier zeige ihnen sofort, wenn sie beispielsweise zu flott herangehen. Dann stellen die Pferde sich quer und legen die Ohren an. "Wir haben hier einen Teilnehmer dabei, der alles sehr hektisch und schnell macht. Das Pferd spiegelt ihm sofort, dass es so nicht funktioniert. Es zeigt ihm, dass es so mit ihm nicht arbeiten kann", sagt Schönhofen. Dann müssen die Männer einen Schritt zurücktreten und überlegen, wie sie mit dem Pferd richtig arbeiten.
Einige der Gefangenen haben auch mit einer Sucht zu kämpfen. Die Pferde können diesen Druck abmildern. Sie geben den Männern auch Stabilität.
Tiere helfen, Isolation zu überwinden
Die Pferde erleichtern ihnen aber auch den Kontakt nach draußen, können die Männer aus einer Isolation holen. Die Häftlinge freuen sich auf ihr Training. Sie warten schon vor dem Training am Tor zur Hofeinfahrt.
Die Trainerin holt sie ab, zusammen gehen sie zum Stall. Dort legen sie den Pferden ein Halfter an, putzen und pflegen Fell und Mähne.
Einige Handgriffe sitzen schon - die fünf Männer waren jetzt achtmal im Training. Sie wissen auch, mit welcher Bürste sie die Mähne kämmen und wie vorsichtig sie mit Bürsten am Pferdekopf sein müssen. Auch Hufe auskratzen klappt schon ganz gut.
Erfolgserlebnisse mit den Pferden
Es geht in der Stunde nicht ums Reiten, sondern ums Arbeiten mit dem Pferd. Nach dem Putzen führen die Männer die Kaltblüter auf einen Platz mit Stangen und Bögen. Das Halfter wird abgemacht und nun sollen sie die Pferde über die Stangen führen und durch die Bögen.
Verhaltensberaterin Britta Schönhofen erklärt: Die Männer lernen, dass sie mit Kraft hier nicht weiterkommen. Stattdessen geht es um die richtige Technik. Und darum, dass die Männer Aufgaben meistern. Das steigert das Wohlbefinden.
Viele hatten gerade in der ersten Stunde ziemlich großen Respekt vor den Kaltblüter-Pferden. Einer sagt: "Sie sind schon sehr groß und ich wusste nicht wie die Pferde anfassen soll. Auch mit Bürste und Striegel war ich sehr vorsichtig. Aber inzwischen kann ich damit umgehen."
JVA Wittlich zieht positive Bilanz
In der JVA Wittlich ist die stellvertretende Leiterin von den bisherigen Resultaten überzeugt: Die Häftlinge hätten viel gelernt im Umgang mit den Tieren. Sie hätten sich geöffnet und manche hätten auch Freude gezeigt. Und Motivation.
Daher soll das Tier-Training auch möglichst fortgesetzt werden. 2025 könnten dann die Pferde möglicherweise auch in die JVA kommen.