Den Kindern von Geflüchteten Deutsch beizubringen, ist für viele Lehrer eine neue Herausforderung. Die Realschule Plus in Sohren hat im Umgang mit fremden Sprachen schon lange Erfahrungen.
Wenn David sich Videos deutscher Influencer im Internet anschaut, versteht er schon das meiste. Briefe von Behörden kann der 16-Jährige für seine Mutter übersetzen. Und auch im Unterricht kommt er inzwischen ganz gut mit.
Dass er so gut Deutsch spricht, ist alles andere als selbstverständlich. Denn David ist erst seit einem Jahr im Land. Wie so viele andere Kinder ist er mit seiner Familie vor dem Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen: "Aber meine Freunde fragen mich oft, wie ich so schnell Deutsch lernen konnte."
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Realschule seit Jahren Vorreiter bei Integration
Seine Lehrerin Elke Villain sagt, dass David Talent für die Sprache hat. Aber das ist es wohl nicht allein. Dass der Ukrainer so schnell dieses Niveau erreicht hat, liegt auch an den besonderen Sprachkursen an der Paul-Schneider-Realschule Plus in Sohren-Büchenbeuren. Seit Jahren ist die Schule im Rhein-Hunsrück-Kreis ein Vorreiter bei der Integration.
Das hat auch mit der Geschichte des Ortes in der Nähe des Flughafens Hahn zu tun. Denn nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben sich hier, rund um den ehemaligen Militärstützpunkt der Amerikaner, viele Spätaussiedler aus Osteuropa niedergelassen.
Russisch und Ukrainisch wurde in den Klassenräumen deshalb schon vor dem Krieg gesprochen. Zudem haben in Sohren gut die Hälfte der Schüler eine Migrationsgeschichte.
Sprachvorkurse wurden für Spätaussiedler entwickelt
Weil die meisten Kinder aus den Sowjetrepubliken kein Deutsch sprachen, mussten sich die Lehrer etwas einfallen lassen. So entstand Anfang der 1990er-Jahre die Idee für die sogenannten Vorsprachkurse, die es noch heute an der Realschule Plus gibt.
Das Konzept: Bevor die Kinder in den regulären Unterricht wechseln, lernen sie Deutsch. 20 Stunden pro Woche, verteilt auf die Zeit von Montag bis Donnerstag. Die Kurse gehen oft über Monate. Dabei werden nicht nur Vokabeln und Grammatik gebüffelt - sondern es wird auch gebastelt, gespielt und gesungen, sagt Lehrerin Elke Villain.
Alle Altersgruppen und Nationen sind vertreten
Die Gruppen sind bunt gemischt. 25 Kinder zwischen 10 und 17 Jahren besuchen derzeit die Kurse in Sohren-Büchenbeuren. Das Leistungsniveau ist unterschiedlich. Manche Kinder bringen Grundkenntnisse mit - so wie David. "Andere kommen als Analphabeten nach Deutschland und fangen bei Null an", sagt Villain.
Ihr Anspruch ist es, ihnen allen etwas mit auf den Weg zu geben. Das gelinge mal besser, mal schlechter: "Man muss sich auf die Erfolge fokussieren, auf das Positive. Zum Beispiel, wenn wir frühere Schüler wiedersehen, die hier eine Ausbildung machen."
Flüchtlingswellen kommen auch an Schulen an
In den Kursen treffen sich Kinder aus vielen Teilen der Welt - aus Syrien, Afghanistan, Rumänien und Somalia. Die einzige Sprache, die sie alle verbindet, ist Deutsch. Aktuell wird aber auch viel Ukrainisch gesprochen. Denn von den 25 Kindern stammen 14 aus dem Kriegsland.
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"2012 kamen viele Afghanen zu uns", sagt Lehrerin Elke Villain. "2015 waren es dann die syrischen Kinder. Und jetzt eben die Ukrainer." So wirken sich internationale Krisen immer auch auf den Schulalltag im Hunsrück aus.
Schulleiterin: "Wir sind nicht überfordert"
Die geflüchteten Kinder mit zu unterrichten - das stellt viele Lehrer im Land vor ganz neue Herausforderungen. An der Realschule Plus in Sohren-Büchenbeuren hingegen gehört der Umgang mit vielen verschiedenen Nationen zum Alltag.
"So viele Kulturen unter einem Dach - das sorgt natürlich für Konflikte, die wir auch lösen müssen", sagt Schulleiterin Stefanie Maier: "Aber wir sind hier alles andere als überfordert. Es ist eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen."
David ist der Schule und seiner Lehrerin Elke Villain sehr dankbar für diese Chance, sagt er. Sein Ziel ist es, in Deutschland und gleichzeitig online in der Ukraine einen Schulabschluss zu machen. Vielleicht hängt er hierzulande noch eine Ausbildung dran. An der Sprachbarriere wird der 16-Jährige mit Sicherheit nicht scheitern.
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