Nach Hoteleinsturz

Gottesdienst in Kröv - "Wir sind eine Gemeinschaft gewesen und wir bleiben das auch"

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Autor/in
Jana Hausmann
Jana Hausmann ist multimediale Reporterin im SWR Studio Trier
Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach
Maximilian Storr
Maximilian Storr

Nach dem Einsturz eines Hotels in Kröv am Dienstag gab es am Sonntag einen Gottesdienst. Der sollte vor allem den Einsatzkäften helfen, mit dem Erlebten umzugehen.

Es ist ein warmer Sonntagmorgen. Unter wolkenlosem, blauem Himmel sitzen rund 200 Menschen dicht gedrängt auf Holzbänken im Garten des Kröver Pfarrhauses.

Im Schatten mehrerer großer Laubbäume verfolgen Kröver Bürgerinnen und Bürger aber vor allem auch zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und THW den Gottesdienst. Neben Polizeiseelsorger Hubertus Kesselheim sprechen auch Angehörige der verschütteten niederländischen Familie. Emotional danken sie den Helfern für ihren Einsatz.  

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Tränen und Umarmungen

Herbert Grönemeyers "Der Weg" schallt durch die Reihen. Es fließen Tränen, die Menschen umarmen und spenden sich gegenseitig Trost. Gemeinsam gedenken sie auch der Opfer des unfassbaren Unglücks, das sich in der Moselgemeinde Kröv am Dienstagabend zugetragen hat.

Unter dem Stichwort "Einsturz groß" wurden die ersten Feuerwehren am Dienstag gegen 23 Uhr nach Kröv gerufen, schreibt die Feuerwehr Traben-Trarbach auf ihrer Facebookseite.

Kaum jemand konnte da wahrscheinlich erahnen, welches Bild sich vor Ort bieten wird. Ein Stockwerk eines historischen Hotels war wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen, neun Menschen wurden verschüttet. Sieben konnten lebend gerettet werden, für einen Mann und eine Frau kam jede Hilfe zu spät.

Das Erlebte Revue passieren lassen

Es war ein langer, kräftezehrender Einsatz für die Helferinnen und Helfer. Ein Spagat zwischen Hoffen und Bangen, Kämpfen und Aufatmen. Der Gottesdienst soll den Einsatzkräften dabei helfen, das Erlebte und die gesehenen Bilder zu verarbeiten und sich nach dem Unglück auch gegenseitig Halt zu geben. Es sei vor allem wichtig, die verschiedenen Emotionen, die die Helfer durchlebt haben, in Worte zu fassen, sagt Polizeiseelsorger Hubertus Kesselheim.

"Das ist auf der einen Seite die Trauer um die Opfer und auf der anderen Seite die Glücksmomente, Menschen gerettet zu haben. Aber auch einen 24-Stunden-Einsatz bewältigt zu haben, der mit dem Sinn erfüllt war, dass man tatsächlich auch den letzten Menschen noch retten konnte."

Wir sind hier eine Gemeinschaft gewesen und wir bleiben das auch.

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Zwei Menschen sind bei dem Hoteleinsturz am Dienstag getötet worden. Sieben weitere konnten Rettungskräfte lebend retten. Einem von ihnen geht es jetzt aber offenbar schlecht.

Ein enormer Zusammenhalt

Der Gottesdienst biete sowohl für all die Helfer als auch für Krövs Bürgerinnen und Bürger eine Möglichkeit, sich auszutauschen und etwas enorm Wichtiges in den Vordergrund zu rücken: Den enormen Zusammenhalt. "Die Menschen sollen spüren: Wir sind hier eine Gemeinschaft gewesen und wir bleiben das auch", sagt Hubertus Kesselheim.

Ein Helfer erzählt

Teil dieser Gemeinschaft ist auch Stephan Heinz aus Lahnstein. Der Feuerwehrmann und THW-Helfer kam als Rettungshundeführer zur Hotelruine. Doch der Platz, in denen sich die Hunde bewegen konnten, sei knapp gewesen. Relativ schnell habe er dann dabei geholfen, Probebohrungen zu machen, um mithilfe der Kameras die Verschütteten zu orten.  

Er erinnert sich noch genau an all die Trümmer, die Sorgen und Ängste. Im Gedächtnis geblieben ist ihm aber vor allem auch der Moment, als die erste Person gerettet werden konnte. "Das war eine wahnsinnige Genugtuung, dass wir das geschafft hatten. Da weiß man, wofür man das immer gelernt und geübt hat."

Das eigene Leben riskiert

Der Einsatz war alles andere als einfach und dazu noch gefährlich. Das Gebäude war stark einsturzgefährdet. Alle, die sich ihm genähert oder gar reingegangen sind, haben sich also selbst in Gefahr gebracht. Doch von der Angst dürfe man sich nicht leiten lassen, sagt Stephan Heinz.

Er habe sich auf sein erlerntes Wissen verlassen und auf die Unterstützung seiner Kameradinnen und Kameraden. "Ich hatte einen ganz besonderen Halt dabei. Meine Frau stand als Einsatzkraft draußen. Zu ihr wollte ich immer wieder zurück. Das war auch ein Antrieb aufzupassen."

Wenn wir nicht füreinander einstehen und einander helfen, dann können wir es gleich ganz lassen.

Füreinander einstehen "ist selbstverständlich"

Sein Leben für andere zu riskieren, ist für Stephan Heinz fast selbstverständlich. "Sonst könnte unsere Gesellschaft nicht leben. Wenn wir nicht füreinander einstehen und einander helfen, dann können wir es gleich ganz lassen." Schließlich wäre auch er froh, wenn ihm in einer Notsituation geholfen würde.

Egal woher man kam. Ob vom THW, der Rettungshundestaffel oder der Feuerwehr. Jeder Einzelne habe sich bei dem Einsatz am Dienstag auf den anderen verlassen können, erzählt Stephan Heinz.

So ein gutes Miteinander habe ich sehr selten erlebt.

"So ein gutes Miteinander habe ich sehr selten erlebt. Das war eine Mega-Leistung. Da werde ich bis zu meiner Rente davon zehren und mich immer wieder gerne daran erinnern. Wie schön alle zusammengearbeitet haben mit dem gemeinsamen Ziel, die Leute da rauszuholen. Das war sehr bewundernswert."

Verarbeiten der Ereignisse wird Zeit brauchen

Trotz all dieser positiven Momente: Bis die Einsatzkräfte und auch die Menschen in Kröv die Ereignisse des 7. August 2024 verarbeitet haben, wird es noch dauern. Vor allem die Verschütteten werden lange brauchen, mit dem Erlebten klarzukommen, sagt Hubertus Kesselheim.

Ich gehe auch davon aus, dass viele Menschen wirklich auch ein Trauma mitgenommen haben.

"Ich gehe auch davon aus, dass viele Menschen wirklich auch ein Trauma mitgenommen haben. Und das braucht lange Zeit und auch eine therapeutische, professionelle Begleitung."

Alle anderen sollten ganz viel über das Erlebte reden, um einen Abschluss zu finden, rät der Polizeiseelsorger. Und jeder, der zuhört, könne den Betroffenen helfen: "Jeder kann eigentlich Seelsorger sein, wenn er in der Lage ist zuzuhören. Auch zuzuhören, wenn Menschen tausendmal dasselbe erzählen, weil sie es einfach loswerden müssen."

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