Die Hebammenzentrale der Vulkaneifel hat in diesem Jahr fast achtmal mehr Beratungen gegeben als bei ihrem Start 2019. Denn Bedarf und Sorgen sind bei werdenden Müttern teils groß.
Ein Kind kommt in einem Auto an einer Tankstelle zur Welt, weil die Eltern den Kreißsaal nicht rechtzeitig erreichen - was klingt, wie aus einem Film, ist im Sommer 2019 in der Eifel passiert. Damals hatte die Geburtenstation am Krankenhaus in Daun schon ein halbes Jahr geschlossen, weil es an Geld und Personal fehlte.
Bis heute ist die Situation nicht besser: Schwangere Frauen aus Daun und Umgebung müssen mindestens 40 Kilometer nach Wittlich, Mayen, Bitburg oder St. Vith fahren, um ihr Kind in einem Krankenhaus auf die Welt zu bringen. Vor allem im Winter haben viele Frauen Angst, den Kreißsaal bei Schnee und Eis nicht rechtzeitig zu erreichen, sagt Denise Schneiders von der Hebammenzentrale Vulkaneifel. Vor allem rund um den errechneten Geburtstermin hielten die Frauen dann intensiv Kontakt.
Fast achtmal mehr Beratungen in der Hebammenzentrale
Die Hebammenzentrale wurde 2019 gegründet und bietet Eltern und solchen, die es werden wollen, ein kostenloses Beratungsangebot per Telefon, E-Mail oder vor Ort in Daun. Nachdem es anfänglich 160 Beratungen im Jahr gegeben habe, sei man mittlerweile bei 1.200 Beratungen.
Dabei geht es um die gesamte Schwangerschaft und Babyzeit, sagt Schneiders: Zum Beispiel wichtige Ämtergänge, weiterführende Hilfen bei schwierigen sozialen Verhältnissen, Kursangebote und eine Hebammenvermittlung für die Betreuung zu Hause.
In 90 Prozent der Fälle kann die Zentrale auch eine Hebamme für die Betreuung vor der Geburt zu Hause vermitteln, sagt Schneiders. Denn die meisten Kolleginnen, die vorher in der Geburtenstation in Daun gearbeitet haben, seien nun Freiberuflerinnen. Auch wenn die Kinder schon ein Jahr alt sind, wendeten sich Mütter wegen Fragen zur Ernährung an die Hebammenzentrale.
Hebammenzentrale Vulkaneifel auf Spenden angewiesen
Wenn Frauen abgesagt wird, dann, weil sie sich zu spät gemeldet hätten und die Kapazitäten der Hebammen schon erschöpft seien. Die Anfragen der restlichen zehn Prozent der Frauen, die nicht vermittelt werden können, versucht die Zentrale mit einem eigenen Behandlungszimmer, der Wochenbettambulanz, abzufangen.
Die Zentrale wird mit Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz, des Landkreises Vulkaneifel und des DRK-Kreisverbands Vulkaneifel gefördert. Für die Wochenbettambulanz braucht es aber weiteres Geld, sagt Schneiders: "Bisher haben wir dafür Spendengelder nutzen können. Die neigen sich aber dem Ende zu."
Bildung Hebammen an die Hochschule – Ein Ausbildungsberuf wird zum Studium
Wer Hebamme werden will, muss seit Januar 2020 studieren. Die Akademisierung der Ausbildung soll den Beruf aufwerten und auch dem Hebammenmangel entgegenwirken.
Angst vor überfüllten Kliniken
Und nicht nur wegen der 40-minütigen Fahrt auf eisglatten Straßen zum nächsten Krankenhaus machten sich werdende Mütter Sorgen: "Was uns auffällt, ist, dass der Wunsch nach einer Hausgeburt bei den Frauen enorm angestiegen ist", sagt Schneiders.
Denn die umliegenden Kliniken seien recht überfüllt und die Frauen hätten Sorge, dort dann schlecht betreut zu werden. In der Vulkaneifel gebe es aber kaum Hebammen für Hausgeburten, weshalb sich diese Anfragen meist erledigten.
Gute Bilanz des Jahres
Die Mitarbeiterinnen der Hebammenzentrale besuchen auch Asylbegehrende in den Unterkünften des Kreises. Hier gehe es meist ums Stillen und um die Grundversorgung und Ernährung von Säuglingen. Geflüchtete Frauen würden sich auch von selbst an Schneiders und ihre Kolleginnen wenden. Das seien aber nur wenige, die eher zufällig von der Einrichtung erfahren.
Aber auch deshalb ist sich Denise Schneiders sicher: Die Hebammenzentrale ist wichtig. "Wir können hier ein gutes Unterstützungsangebot bieten und sind für viele Sorgen ein direkter und kompetenter Ansprechpartner", resümiert sie.