Thomas Patzelt war jahrelang spielsüchtig. Er verzockte nicht nur sein Geld, auch die Ehe ging dadurch kaputt. Doch es gelang ihm, seine Sucht zu überwinden.
Mit 5-Mark fing alles an. Ende der 1990er-Jahre war Thomas Patzelt aus Hetzerath (Kreis Bernkastel-Wittlich) als Versicherungsfachwirt im Außendienst unterwegs. Zwischen zwei Terminen hatte er noch etwas Zeit und betrat eher zufällig ein Spielcasino.
Wenn ihm damals jemand gesagt hätte, dass dieser Casino-Besuch das erste Mosaiksteinchen auf dem Weg zur Glücksspielsucht werden würde, er hätte es nicht geglaubt.
Glücksgefühl nach erstem Casino-Besuch
Beim ersten Besuch im Casino ging er mit einem Gewinn nach Hause. Ein Glücksgefühl war da, seine Neugier war geweckt- und die Hoffnung auf mehr Gewinne. Nach und nach verbrachte er immer mehr Zeit in Automaten- und Spielhallen.
In der Spielothek ging es nicht nur um den Kick
Thomas Patzelt freute sich über seinen Gewinn. Aber die Freude währte später nur für einen kurzen Moment. "Bei mir ging es irgendwann nicht mehr ums Gewinnen. Die Spielhalle wurde zum Rückzugsort." Dort hatte er Ruhe. Ärger und Stress konnten ihn dort nicht erreichen.
Viele Spielotheken seien bewusst so gestaltet, um sich auszuklinken, sagt er heute: "Dort hängt keine Uhr, die Hallen sind oft abgedunkelt, das Ambiente gemütlich und die Farben angenehm." Seiner Frau verheimlichte er seine Besuche. Heute weiß er: Das gehört zum Krankheitsbild Glücksspielsucht. Betroffene wollen nicht wahrhaben, dass sie das Spiel nicht mehr kontrollieren können.
Dauer und Einsätze in der Spielothek wachsen
Der Hetzerather war auch überzeugt zu wissen, wie die Automaten funktionieren. Manchmal testete er sie an, indem er in zehn Automaten jeweils zehn Euro investierte. Er wollte so erfahren, welcher Automat an dem Tag besonders gut auswerfen konnte. "Man denkt irgendwann, man weiß, wie dieser Automat funktioniert. Durch gewisse Tastenkombinationen, die man eingibt, denkt man, jetzt kommt der Gewinn, dann spuckt der Automat wieder aus." Heute weiß er, dass er sich damit etwas vormachte.
Für das Glücksgefühl habe er die Einsätze erhöht, die Spieldauer verlängert. Thomas Patzelt sagt, zum Schluss habe er bis zu 1.500 Euro am Tag verspielt, war dafür bis zu 13 Stunden in der Spielothek.
Geld von der Ehefrau gestohlen
Der Druck, zu einem Gewinn zu kommen, wurde immer größer: Thomas Patzelt lieh sich Geld von Freunden. Irgendwann bekam er aber nichts mehr. Er nutzte seine Führungsposition im Job aus und ging an das Geld seines Arbeitgebers - ohne dessen Wissen. Heimlich bediente er sich auch am Konto seiner damaligen Frau. Dazu immer neue Ausreden, warum er spät nach Hause kommt. Lange habe er die Probleme verdrängt, um sein Lügenkonstrukt aufrechtzuerhalten.
Aber 2003 war sein Leidensdruck so groß, dass er beschloss, auszusteigen. Sich zu outen. Reinen Tisch zu machen. Da hatte er schon 100.000 Euro verzockt. Seine Ehe war am Ende.
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Arbeitgeber half beim Weg aus der Glücksspielsucht
Es sei anfangs schwierig gewesen, seine Sucht zu akzeptieren. Anzuerkennen, dass es um eine psychische Erkrankung geht und nicht um eine Charakterschwäche. Sein damaliger Arbeitgeber habe ihn unterstützt, wofür er ihm heute noch dankbar ist. Eine Therapie habe ihm geholfen und der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe. Genauso wie der Weg in die Spielsucht sei auch der Weg heraus ein Prozess gewesen.
Spieldruck immer noch da
Es sei für ihn nicht möglich gewesen, von einem Tag auf den anderen wieder spielfrei zu sein. Heute weiß er, dass es ihm damals bei seiner Abhängigkeit unter anderem um Anerkennung, Belohnung und angenehme Gefühle ging. Diese kann er sich inzwischen auf andere Weise verschaffen. Wenn er Spieldruck verspürt, hat er gelernt, damit umzugehen. Er redet darüber, lenkt sich ab, macht zum Beispiel Sport.
Hilfe für andere Betroffene
Mittlerweile möchte Thomas Patzelt auch anderen Betroffenen helfen, den Absprung zu finden. Im Landesverband spielfrei24 e.V. für Selbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalz möchte er als Vorsitzender in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für das Thema schaffen. Deshalb engagiert er sich für einen Dialog zwischen Selbsthilfegruppen und Schulen, Polizei und beispielsweise der Justizvollzugsanstalt in Wittlich.
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