Fast 25.000 Unterschriften gesammelt

Offener Brief an die Politik: Eltern fordern Kinderarzt für die Vulkaneifel

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Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Es gibt zu wenige Kinderärzte in der Vulkaneifel. Mit Petitionen und einem offenen Brief wollen Eltern nun Druck auf die Politik ausüben. 25.000 haben schon unterschrieben.

Ein Termin beim Kinderarzt muss für Eltern aus der Vulkaneifel gut geplant sein. Denn es gibt nur noch wenige Praxen in der Region und die sind überlaufen. Die junge Mutter Stephanie Adams musste mit ihrer zweijährigen Tochter kürzlich bis nach Zell an die Mosel fahren - eine Autofahrt von 50 Minuten.

Ein Vater aus dem Kreis Mayen-Koblenz hat Ähnliches erlebt. Im Internet schildert er eine Odyssee von Mayen über Koblenz nach Neuwied. Bis sich im Krankenhaus ein Arzt fand, der seine Tochter behandeln konnte. "Ich bin der Meinung, dass das so nicht weiter gehen kann und darf", schreibt der Eifeler in einer Petition, die er vergangene Woche ins Netz gestellt hat.

Stephanie Adams hat einen offenen Brief an Bundeskanzler Scholz und Gesundheitsminister Lauterbach geschrieben. Sie sammelt Unterschriften für eine Petition. Die Eltern fordern einen Kinderarzt in den Verbandsgemeinden Kaisersesch und Ulmen in der Eifel.
Stephanie Adams sammelt Unterschriften für eine Kinderarztpraxis in den Verbandsgemeinden Kaisersesch und Ulmen.

Eltern machen mobil gegen Kinderarzt-Mangel in der Eifel

Drei Unterschriftenlisten haben Eltern aus der nordöstlichen Eifel inzwischen gestartet. Darin fordern sie von Land und Bund, sich um einen Kinderarzt in der Vulkaneifel und in den Kreisen Mayen-Koblenz und Cochem-Zell zu bemühen. Fast 25.000 Menschen haben bereits unterschrieben.

"Man hat da sein krankes Kind dabei, das im Auto schon die Augen verdreht und Fieber hat, und dann erreicht man niemanden."

Auch Stephanie Adams hat Listen an Tankstellen, in Arztpraxen, Apotheken und Supermärkten ausgelegt. Denn sie hat vor einigen Wochen Ähnliches erlebt. 43 Mal musste sie bei ihrem Kinderarzt in Daun anrufen, bevor sie einen Termin für ihre zweijährige Tochter bekommen hat. "Man hat da sein krankes Kind dabei, das im Auto schon die Augen verdreht und Fieber hat, und dann erreicht man niemanden, der einem helfen kann", sagt die 33-Jährige.

Mutter schreibt in offenem Brief von "Systemversagen"

Adams hat die Unterschriftenlisten inzwischen ausgezählt und die Petition zusammen mit einem offenen Brief nach Berlin und Mainz geschickt. In dem Schreiben, das unter anderem an Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) adressiert ist, heißt es: "Schon heute müssen wir unzumutbare Strecken in Kauf nehmen, um unsere Kinder fachärztlich behandeln zu lassen."

Kinderarzt Reinhold Jansen fühlt sich allein gelassen: Weil er in seiner Praxis "zu viele" Kinder behandelt, hat er finanzielle Probleme.
Der Dauner Kinderarzt Reinhold Jansen will Ende des Jahres seine Praxis schließen.

Wenn Ende des Jahres noch der Dauner Kinderarzt Reinhold Jansen seine Praxis schließt, werde die Versorgung noch schlechter. Der 73-Jährige findet seit Jahren keinen Nachfolger. Mutter Stephanie Adams schreibt von einem "Systemversagen": "Wir stehen bereits seit einigen Jahren mit einem Fuß und 4 Zehen vor dem Zusammenbruch unseres Gesundheitssystems. Dies ist Ihrer jahrelangen Sparpolitik im Gesundheitswesen geschuldet."

Verbandsgemeinde Kaisersesch lobt 100.000 Euro für Arzt aus

Die Kommunalpolitik befasst sich derweil intensiver mit dem Problem. Der Landkreis Vulkaneifel und der Eifelkreis Bitburg-Prüm finanzieren angehenden Medizinern ein Studium im Ausland. Die Verbandsgemeinde Kaisersesch zahlt jedem Arzt, der sich in der Kommune niederlässt, einen Betrag von 100.000 Euro.

"Wir kümmern uns auch um Wohnungen für die Ärzte und alles weitere", sagt Benedikt Oster, der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde. Doch die Suche nach einem Kinderarzt war bislang dennoch erfolglos.

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