Eine Familie aus Peffingen in der Eifel hatte 13 Geflüchtete aufgenommen. Inzwischen haben die Ukrainer ein neues Zuhause. Die Freundschaft zwischen den Familien ist geblieben.
Das alte Hotel in Neuerburg in der Eifel liegt mitten im Ort. Die helle Fassade trotzt dem grauen Regenwetter an diesem Sonntagnachmittag. Das Hotel stand schon eine Weile leer, bevor im Sommer vergangenen Jahres Natalia und Roman mit ihren zehn Pflegekindern und der Großmutter dort eingezogen sind.
Unterstützung nach der Flucht aus der Ukraine
Die Großfamilie war kurz nach Kriegsbeginn mit Hilfe einer christlichen Privatinitiative nach Deutschland geflohen. Sie lebten in der Ukraine als sogenannte familienähnliche Heimgruppe. Anette und Harald Groß nahmen die 13 Geflüchteten in ihrem alten Bauernhaus in Peffingen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) auf. Sie halfen bei notwendigen Behördengängen und unterstützten ihre neuen Gäste, wo immer sie konnten. "Wir haben Krieg. Da ist eine Familie betroffen, die andere nicht. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen in dieser Zeit", sagt Anette Groß. "Das verbindet einfach ganz tief."
Auch bei der Suche nach einer neuen Bleibe haben Harald und Anette Groß geholfen. Denn ihr Haus war auf Dauer zu klein für so viele Menschen. Sie fragten regelmäßig bei den zuständigen Ämtern nach passenden Wohnungen und hörten sich im Bekanntenkreis um. Anfang Juli zogen Natalia und Roman zusammen mit den zehn Kindern und der Großmutter in das Hotel in Neuerburg. Nur drei Ortschaften von Peffingen entfernt.
Familien besuchen sich regelmäßig
In der Zeit des Zusammenlebens ist eine Freundschaft zwischen den Familien entstanden, die bis heute hält. Regelmäßig fahren Anette und Harald Groß mit ihrem Sohn nach Neuerburg. Gerne am Wochenende, da haben alle etwas mehr Zeit. Meistens kommen sie nach Neuerburg, denn Natalia und Roman besitzen kein Auto.
Ungefähr einmal im Monat treffen sich die Familien. Wenn sie zusammensitzen, sprechen sie über die Dinge, die gerade anstehen. Über die Schule, die alle Kinder in Neuerburg besuchen oder Fragen rund um die Behörden wie die Krankenkasse. Da gebe es immer mal wieder Unklarheiten, bei denen die Geflüchteten Hilfe bräuchten. Die deutsche Bürokratie sei manchmal unergründlich, sagt Anette Groß.
Kommuniziert wird noch hauptsächlich mit der Übersetzer-App auf dem Handy. Die meisten der ukrainischen Kinder sprechen allerdings schon besser deutsch und verstehen das meiste. Auch Roman und Natalia besuchen regelmäßig Deutschkurse.
Schöne Erinnerungen trotz vieler Herausforderungen
An ihre gemeinsame Zeit in Peffingen erinnern sich alle gerne, erzählen sie. An die vielen Ausflüge, das Leben miteinander. Natürlich seien die Monate unter einem Dach nicht immer einfach gewesen, sagt Harald Groß. "Aber Herausforderungen machen Spaß. Sonst ist es langweilig im Leben", sagt der große Mann und lacht.
Er würde diese Entscheidung wieder treffen. Er habe viele Erfahrungen aus der Zeit mitgenommen. Und sein Interesse für Russisch. In Online-Kursen am Abend lernt er jetzt die neue Sprache.
Sprachbarrieren und ungewisse Zukunft für die Geflüchteten
Natalia, Roman und die zehn Kinder versuchen, sich so gut es geht einzuleben. Sie sind sehr dankbar dafür, wie herzlich sie in Deutschland aufgenommen wurden. Sie sind froh, dass sie mit ihren Kindern und der Großmutter einen Platz zum Leben gefunden haben, dass sie versorgt sind. Diese Stabilität hilft. "Uns gefällt es hier sehr", betont Natalia, die selbst Lehrerin in der Ukraine ist. Trotzdem bleiben die fehlenden Sprachkenntnisse ein Problem.
Das fängt in der Schule an, wenn sie mit den Lehrern der Kinder sprechen wollen. Oft muss ein Dolmetscher bei solchen Terminen mit. Natalia und Roman ist das sehr unangenehm, dass sie das nicht alleine machen können.
Vieles ist für die Familie aus der Ukraine ungewiss. Vor allem, wie es weitergeht. Als sie aus Donezk geflohen sind, dachten sie, schnell dorthin zurückzukehren, sagt Natalia. "Inzwischen glauben wir, dass wir wohl nicht so schnell in die Ukraine zurück können. Wir wissen nicht, was kommt."
Flüchtlingsgipfel in Berlin Faeser kündigt auch für RLP-Kommunen Unterstützung an
Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen haben am Donnerstag über die Flüchtlingspolitik gesprochen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) versprach Unterstützung.
Anette Groß kann das nachvollziehen. "Ich stelle mir das sehr schwer vor, nirgendwo richtig zu Hause zu sein", sagt sie. Auch deshalb wollen sie und ihre Familie weiter für Natalia, Roman, die zehn Kinder und die Großmutter da sein. Wann immer und solange ihre Hilfe gebraucht wird.