Nach der Flut mussten Pendler, Schüler und Touristen fast zwei Jahre darauf warten: Seit Montag fahren wieder Züge bis Gerolstein. Die Erleichterung ist groß.
Von Gerolstein aus kann man jetzt laut Fahrplan ab 5 Uhr morgens bis 22 Uhr abends stündlich ohne Umsteigen nach Trier durchfahren. Seit den Zerstörungen durch die Flut 2021 war dies nur mit Schienenersatzverkehr durch Busse und teils mehrfaches Umsteigen möglich.
Die Eifelstrecke war von Trier-Ehrang aus abschnittweise erneuert worden. Weitere Abschnitte der Eifelstrecke von Gerolstein Richtung Köln sollen bis zum Spätherbst fertig gestellt sein. Dann sollen laut dem zuständigem Schienenzweckverband auch wieder öfter Züge in Gerolstein halten.
Die Deutsche Bahn plant, die gesamte Eifelstrecke von Trier bis Köln Ende 2023 wieder befahrbar zu machen.
Premierenfahrt bereits am Donnerstag
Der fast völlig zerstörte Abschnitt zwischen Kyllburg und Gerolstein war am vergangenen Donnerstag von der Deutschen Bahn offiziell eingeweiht worden. Die Bahn hatte auf einer Fahrt mit einem Sonderzug nach Gerolstein eine Menge Zahlen zu nennen: Auf 24 Kilometern mussten demnach Weichen, Gleise und Signale, außerdem neun Brücken und sechs Stellwerksmodule erneuert werden.
Und das hochwasserbeständig: Brückenpfeiler seien in der Flut einfach so weggeknickt. Das heißt, die neuen Brücken haben jetzt ein stärkeres Fundament. Sie seien außerdem luftiger gebaut - also ohne Mittelpfeiler, damit die Brücken nicht wieder von Treibgut weggerissen werden können.
Erleichterung bei Pendlern ist groß
Dass wieder Züge nach Gerolstein fahren, freut viele Pendler und Schüler aus der Region. "Ich muss jetzt nicht mehr zwei Stunden früher aufstehen", so ein Berufspendler, der zur Arbeit nach Trier fährt. Der junge Mann musste bislang von Jünkerath mit dem Bus nach Gerolstein fahren, dort in den Bus nach Kyllburg umsteigen, um von dort den Zug nach Trier nehmen zu können. "Es war die Hölle, wenn man ehrlich ist", erinnert er sich.
Auch Gerolsteins Verbandsgemeindebürgermeister Hans Peter Böffgen (parteilos) ist froh, dass der Abschnitt jetzt wiederhergestellt ist. "Kolleginnen und Kollegen im Rathaus sind früher regelmäßig mit dem Zug zur Arbeit gekommen. Als das nicht ging, hat man es hautnah erfahren, dass sie sich sogar ein zweites Auto in der Familie anschaffen mussten."
Ausflüge der Jugendlichen und Touristen in Gerolstein
Auch für die Jugendlichen in der Region ist es wichtig, mit dem Zug wieder mobiler zu sein, sagt Benjy Thömmes von der Jugendvertretung der Verbandsgemeinde: "Früher gab es viele junge Leute, die am Wochenende mal nach Köln oder nach Trier gefahren sind. Die da ein bisschen was unternehmen wollten in der Stadt."
Mit dem Schienenersatzverkehr sei das schwierig gewesen und nicht genutzt worden. Thömmes glaubt, dass jetzt mehr Leute am Wochenende mal wieder einen Ausflug machen. Und zwar auch nach Gerolstein. In der Region hofft man, dass hier wieder mehr Touristen mit dem Zug ankommen. Wenn sie sich nicht mehr mit ihrem Koffer in den Bus quetschen müssen.
Elektrifizierung bis Ende 2026
Es gibt noch weitere gute Aussichten: Die Deutsche Bahn kündigte an, dass die Eifelstrecke bis Ende 2026 auf Strom umgestellt werden soll - und damit ein Jahr früher als bisher kommuniziert.
Das Ganze mit einer Neuheit: Statt durch die bekannten Oberleitungen soll der Strom an der Eifelstrecke durch Kabel fließen, die an den Gleisen verlegt werden. "Die Eifel wird damit ein Vorreiter. Eine andere Art der Elektrifizierung wird dadurch Standard, die bisher in Deutschland noch nicht ausprobiert wurde", freut sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Einweihung der Strecke.
Hoffnung: Zweigleisiger Ausbau der Eifelstrecke
Was Politiker und Anwohner aus der Region Gerolstein außerdem für die Zukunft hoffen: Dass die Eifelstrecke irgendwann auch zweigleisig ausgebaut wird, damit dort noch mehr Züge fahren und die Menschen in der Eifel den öffentlichen Nahverkehr intensiver nutzen können.