Zerstörung, Leere, Verzweiflung: In den vom Erdbeben betroffenen Bergregionen der Türkei kommen kaum Hilfsgüter an. Zwei Eifeler Organisationen wollen direkt und schnell helfen.
Es ist Samstagabend in einem Hotel in der Türkei. Plötzlich wackeln die Gläser. Es ist eins der zahlreichen Nachbeben, die es auch fast zwei Wochen nach der verheerenden Katastrophe in der Türkei und Syrien immer noch gibt.
"Die Beben sind hier allgegenwärtig. Das war schon ein mulmiges Gefühl", sagt Markus Schlickat von der Hilfsorganisation MMS Humanitas aus Seffern im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Er und weitere Vertreter seines Vereins, der Hilfsorganisation Eifellicht aus Gerolstein und des Deutsch-Türkischen Kulturvereins Jünkerath sind über Fastnacht in die Türkei gereist.
Sie wollen in den besonders betroffenen Bergregionen direkt Kontakte knüpfen. Denn dort seien die großen Hilfsorganisationen noch gar nicht angekommen. MMS Humanitas und Eifellicht aber wollen Hilfstransporte schnell genau dorthin bringen können, wo sie benötigt werden.
Hilfe für kleine Dörfer im Erdbeben-Gebiet
Und das kleine Team ist fündig geworden: In Altınüzüm in der Provinz Gaziantep nahe der syrischen Grenze sind die Ehrenamtlichen auf Hacer Bülbül getroffen. Sie ist Frauenrechtlerin und bietet Lebensberatung an, berichtet Schlickat. Und sie mache das, was der Staat bisher nicht geschafft habe: Bülbül koordiniert Hilfe für die kleineren Dörfer.
Denn das Problem, von dem die Einheimischen berichten, ist, dass es keine Strukturen für die Hilfe gebe. Niemand wisse, ob und wann Hilfe kommt. "Die Menschen, die noch da sind, warten, dass jemand kommt, etwas abgibt und wieder fährt“, erzählt Schlickat.
Vor dem Erdbeben habe es 5.000 Einwohner in Altınüzüm gegeben. Jetzt, wo die Häuser unbewohnbar sind, seien viele fort. Auch der Iman und der Lehrer, die anderen harren aus. Von mehr als 200 Todesopfern ist die Rede, viele Tote seien noch nicht geborgen, es gebe unzählige Vermisste.
Zelte nach Erdbeben dringend benötigt
Inmitten der Zerstörung unterhält Hacer Bülbül ein Lager für Hilfsgüter, das sich die Eifeler Hilfsorganisationen angeschaut haben. Sie halten die örtliche Organisation für vertrauenswürdig und wollen die Leute unterstützen, sich selbst zu helfen, sagt Schlickat: "Das ist für uns das, was wir gesucht haben: Hier können wir uns engagieren."
Eifellicht und MMS Humanitas wollen langfristig über die kommenden Wochen und Monate mit Hacer Bülbül zusammenarbeiten, sagt Schlickat: "Wir sind zu der Einschätzung gekommen, dass Hacer hier einen Wahnsinnsjob macht, was wir unterstützen möchten."
Die Eifeler Organisationen geben Bülbül Geld, mit dem sie das anschaffen kann, was am nötigsten gebraucht wird, berichtet Schlickat: "Die Menschen hier schlafen alle in Zelten. Keiner geht mehr in ein Gebäude, es hält sich jeder draußen auf. Das ist deshalb auch der Hauptwunsch, den wir immer wieder hören: Zelte, Zelte, Zelte."
Seiner Einschätzung nach fehlen noch etwa 100 bis 200 Zelte in Altınüzüm. Diese Zelte könnten in der Türkei für 475 Euro pro Stück gekauft werden. Eine Familie könne darin leben. Die Organisationen achteten auch darauf, dass es Nachweise über den Kauf der Zelte gibt.
Weitere Flüge in die Türkei geplant
Am Montag reist die kleine Delegation von Eifellicht, MMS Humanitas und vom Deutsch-Türkischem Kulturverein wieder in die Eifel zurück. Das wird aber nicht die letzte Reise ins Erdbebengebiet gewesen sein, sagt Markus Schlickat: "In absehbarer Zeit wird wieder jemand von uns hierhin fliegen."