Ausstellung in der Tufa Trier

Das Schweigen brechen: Gewalt gegen Frauen in Beziehungen

Stand
Autor/in
Nicole Mertes
Nicole Mertes arbeitet als Redakteurin im SWR Studio Trier

Die Künstlerin Daniela Kurella hat sich künstlerisch mit dem Thema Gewalt in Beziehungen auseinander gesetzt. Ihre Ausstellung in der Tufa Trier will Frauen Mut machen.

Das erste Bild am Eingang - Ein Frauenkopf in leuchtenden Farben von Pink über Türkis vor sonnengelbem Hintergrund. Der Titel der Ausstellung "Summer woman". Das alles macht einen heiteren, leichten, beschwingten Eindruck von ungebremster Lebensfreude.

Gemälde der Künstlerin Daniela Kurella in der Ausstellung "Summer Woman"

Doch es geht in der Ausstellung von Daniela Kurella um Gewalt in Beziehungen und teilweise drastische Darstellungen. Daniela Kurella hat ihre eigenen Erfahrungen künstlerisch verarbeitet und will Frauen Mut machen. Es ist möglich, sich zu befreien, ist ihre Botschaft.

Die Künstlerin Daniela Kurella in der Ausstellung "Summer Woman" in der Tuchfabrik Trier
Die Künstlerin Daniela Kurella in der Ausstellung "Summer woman" in der Tufa Trier vor ihrer Installation mit Haarfahnen. Die Fahnen aus Frauenhaar sind für sie ein Symbol für den Protest gegen Gewalt an Frauen. Bild in Detailansicht öffnen
Daniela Kurella setzt sich in der Collage "Treuer Freund" mit einer toxischen Beziehung auseinander
In dieser Collage mit dem Titel "Treuer Freund" hat die Künstlerin Daniela Kurella sich mit einer toxischen Beziehung auseinandergesetzt. Bild in Detailansicht öffnen
Die Fahnen aus Frauenhaar sind für Künstlerin Daniela Kurella ein Symbol für den Protest gegen Gewalt an Frauen und ein Zeichen des Friedens.
Die Flaggen aus Haaren von Frauen aus aller Welt symbolisieren für die Künstlerin Daniela Kurella den Protest gegen Gewalt an Frauen und ein Zeichen des Friedens. Bild in Detailansicht öffnen
Die Künstlerin Daniela Kurella vor einem ihrer Bilder
Die Künstlerin Daniela Kurella hat sich mit dem Thema Gewalt in Beziehungen künstlerisch auseinander gesetzt. Sie will Frauen Mut machen, sich zu befreien. Bild in Detailansicht öffnen

Daniela Kurella war selbst Opfer von Gewalt in Beziehungen. Sie sagt, es war für sie ein jahrelanger Weg, sich daraus zu befreien. Ihre Kunst war für sie ein Ventil, ihre Erfahrungen zu verarbeiten, sich mit Mechanismen toxischer Beziehungen zu beschäftigen, frei und stark zu werden. Auch schreibend hat sie sich damit beschäftigt, wie Gewalt in eine Beziehung kommt, die anfangs auch mal gut war und warum es für viele Frauen so schwer ist, sich aus so einer Beziehung zu befreien.

Ich möchte Mut machen, ein ganz selbstbestimmtes, friedvolles, glückliches Leben zu führen.

"Summer Woman", diesen Titel hat sie gewählt, weil der Sommer eine kraftvolle, helle und lichtvolle Jahreszeit ist, sagt Daniela Kurella. "Wenn man aus so einer Beziehung rauskommt, diesen Weg schafft, dann ist man genau wie diese Jahreszeit, hell, lichtvoll und kraftvoll. Ich möchte Mut machen, ein ganz selbstbestimmtes, friedvolles, glückliches Leben zu führen."

Gesicht zeigen gegen Gewalt

Die Kunstausstellung will das oft totgeschwiegene Thema öffentlich machen, viele Menschen ansprechen mit dem Ziel einer gewaltfreien Gesellschaft. In der Ausstellung gibt es deshalb viele Mitmachaktionen. Eine davon ist eine Fotowand mit dem Titel "Gesicht zeigen". Wer in die Ausstellung kommt, kann mit einem Smartphone ein Portrait von sich machen, ausdrucken und an die Fotowand hängen. So soll ein starkes Zeichen gegen Gewalt in Beziehungen entstehen.

Kunst als Ventil

In Kunstworkshops entstehen während der Ausstellung weitere Kunstwerke der Menschen, die teilnehmen. Daniela Kurella will das Thema "Gewalt in Beziehungen" aus dem Schatten holen und eine gesellschaftliche Auseinandersetzung anstoßen. Betroffenen Frauen will sie einen Weg zeigen. Es gibt während der Ausstellung Kunsttage und Schreibworkshops, auch einen Infoabend des Frauennotrufs, der Partner der Ausstellung ist.

Daniela Kurella vor ihrem Kunstwerk "Gum Girl"
Man kann sich aus einer gewaltgeprägten Beziehung befreien, ist die künstlerische Botschaft von Daniela Kurella. Ihre Ausstellung "summer woman" ist in der Tuchfabrik in Trier zu sehen.

1.769 Fälle häuslicher Gewalt in Region Trier

In den vergangenen Jahren gab es immer mehr Fälle häuslicher Gewalt, die bei der Polizei angezeigt wurden. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 1769 Fälle, teilte das Polizeipräsidium Trier auf SWR Anfrage mit. Die Polizei geht wie Anlaufstellen für Frauen davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. Nicht jede Frau hat die Kraft, ihren Ehemann oder Lebensgefährten anzuzeigen. 192 Frauen und zwei Männer haben im vergangenen Jahr wegen sexualisierter Gewalt Hilfe beim Frauennotruf Trier gesucht.

Wenn Frauen das Schweigen brechen, so ist das ein wichtiger Schritt hin zu gesellschaftlicher Veränderung

Ruth Petri ist Diplom-Psychologin und engagiert sich beim Frauennotruf Trier. Hier können nicht nur Frauen, sondern alle von sexualisierter Gewalt betroffenen Menschen Hilfe finden. Der Frauennotruf begleitet die Betroffenen, informiert sie zu weiteren Fachstellen und zu rechtlichen Möglichkeiten. Auch Angehörige werden beraten. "Wir zeigen auf, wie sie wieder in eine innere Balance kommen können. Wenn Frauen das Schweigen brechen zu geschlechtsspezifischer Gewalt, so ist das aus Sicht von Team Frauennotruf ein wichtiger Schritt hin zu gesellschaftlicher Veränderung und natürlich auch hin zur Selbstermächtigung der Betroffenen selbst!", so Ruth Petri.

Essay Ruth-Maria Thomas: Toxic – Über häusliche Gewalt und verletzende Beziehungen

2022 verfolgt die Autorin das Gerichtsverfahren zwischen Amber Heard und Johnny Depp. Der Prozess lässt sie nicht los. Sie hat selbst eine toxische Beziehung hinter sich.

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Häusliche Gewalt Wie Gewalt in Beziehungen gestoppt werden kann

Beleidigt, geschlagen, eingesperrt: In Rheinland -Pfalz hat es 2022 rund 13.500 registrierte Fälle von häuslicher Gewalt gegeben.

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Leben Weil er zugeschlagen hat - Männer im Sensibilisierungs-Training

Gottseidank gibt es Männer, die intensiv daran arbeiten, Gewalt in ihren Beziehungen nicht mehr aufkommen zu lassen. Reportage von Ekkehard Rahlenbeck.

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