Umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft

Trierer Co-Trainer Roger Stoffels über Investoren aus Katar

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Autor/in
Maximilian Storr

Der Belgier ist heute Co-Trainer bei Eintracht Trier. Früher arbeitete Stoffels beim belgischen Erstligisten KAS Eupen. Bis der Klub von katarischen Investoren gekauft wurde.

Was haben die Fußballvereine Paris St. Germain und KAS Eupen gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Während der Pariser Verein mit Superstars wie Lionel Messi, Kylian Mbappé oder Neymar eine große Nummer im europäischen Fußball ist, spielt der KAS Eupen in der belgischen Liga gegen den Abstieg.

Sportlich trennen die beiden Mannschaften Welten, dennoch verbindet sie etwas: Ihre sportliche Entwicklung ist eng mit dem Land Katar verknüpft, das gerade die Fußball-Weltmeisterschaft austrägt.

Roger Stoffels (links) mit Eintracht-Trainer Josef Çınar während des Fußball-Regionalligaspiels zwischen Trier und dem SSV Ulm.
Roger Stoffels (links) mit Eintracht-Trainer Josef Çınar während des Fußball-Regionalligaspiels zwischen Trier und dem SSV Ulm.

Co-Trainer unter Wolfgang Frank in Eupen

Roger Stoffels war dabei, als katarische Investoren 2012 in Eupen das Kommando übernommen haben. Er war damals Co-Trainer in Eupen unter dem Trainer Wolfgang Frank. Frank war einst Trainer des FSV Mainz 05 und Vorbild für die späteren Welttrainer Jürgen Klopp und Thomas Tuchel.

"Wir waren in diesem Jahr auch sportlich sehr erfolgreich und spielten um den Aufstieg in die erste belgische Liga."

Katarische Aspire Academy kauft Verein

Doch der sportliche Höhenflug wird ausgebremst, als der Investor des Vereins im November 2011 festgenommen wird. Plötzlich sei die Situation des gesamten Vereins ungewiss gewesen, erzählt Stoffels.

Roger Stoffels arbeitete in Eupen jahrelang in verschiedenen Funktionen. Er war unter anderem auch als Trainer der U21 und Jugendkoordinator tätig.
Roger Stoffels arbeitete in Eupen jahrelang in verschiedenen Funktionen. Er war unter anderem auch als Trainer der U21 und Jugendkoordinator tätig.

"Diese ganze Fußballromantik ist dann mit einem Schlag zerbrochen. Danach ging es von einer Spekulation in die nächste."

Aus Gerüchten wird im Juni 2012 Gewissheit: Die Aspire Academy aus Katar kauft den Verein. Sie bildet unter anderem Talente in der Haupstadt Doha aus. Die Spieler sollen aber auch Erfahrung in Europa sammeln. Deshalb will die Akademie in einen europäischen Verein investieren. Die Wahl fällt auf den Fußballklub in der belgischen Eifel.

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Co-Trainer Stoffels ist skeptisch

Dass katarische Investoren künftig das Sagen haben werden, sei damals das Thema Nummer eins in der belgischen Kleinstadt gewesen, sagt Stoffels. "Auf einmal hieß es, die große Fußballwelt kommt jetzt zu uns." Er selbst ist skeptisch, als er von der Übernahme erfährt.

"Ich war am Anfang nicht besonders begeistert. Aber man hat ganz schnell festgestellt, dass es ohne die Aspire Academy in Eupen keine Zukunft im bezahlten Fußball gegeben hätte."

Mit dem Geld aus Katar steigt Eupen 2016 in die erste belgische Liga auf. Zu diesem Zeitpunkt ist Stoffels Zeit beim Verein aber schon vorbei. Im Sommer 2015 wird sein Vertrag nicht mehr verlängert.

Die Aspire Academy in Doha (Katar). Auf dem Gelände werden katarische Talente ausgebildet. Im Winter-Trainingslager gastiert der FC Bayern München in der Academy, um sich auf die Bundesliga-Rückrunde vorzubereiten.
Die Aspire Academy in Doha (Katar). Auf dem Gelände werden katarische Talente ausgebildet. Im Winter-Trainingslager gastiert der FC Bayern München in der Academy, um sich auf die Bundesliga-Rückrunde vorzubereiten.

Erste katarische Spieler kommen nach Eupen

Dennoch erlebt er noch, wie sich der Verein unter der neuen Führung immer professioneller aufstellt. Und er sieht die ersten katarischen Spieler in Eupen ankommen. Unter ihnen ist auch Akram Afif. Er gilt als der größte Stars der katarischen Nationalmannschaft, spielte unter anderem beim spanischen Topteam Villareal.

"Das war ein Junge, der dann wirklich auch sehr großes Potential hatte. Auch ein technisch sehr begabter Spieler."

Acht Spieler, die in Eupen die Fußballschuhe schnürten, stehen heute im Kader der katarischen Nationalmannschaft. Auch deshalb will Stoffels das Turnier in Katar verfolgen, obwohl er dem Turnier nicht gerade entgegengefiebert hat. Sein Fokus ist heute ein anderer.

"Meine WM-Euphorie hält sich in Grenzen, weil wir bei Eintracht Trier dringend Punkte im Kampf um den Klassenerhalt nötig haben."

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