Im Prozess um den Tod des Arztes Steffen Braun hat die mitangeklagte ehemalige Lebensgefährtin eine umfangreiche Aussage gemacht. Die Zuhörer im Gerichtssaal brauchten starke Nerven.
Der Zuschauerraum im Landgericht Trier war an diesem Dienstagmorgen voll besetzt. Etwa 40 Menschen waren gekommen, um am zweiten Tag des Prozesses um den gewaltsamen Tod des Gerolsteiner Arztes Steffen Braun die angekündigten Aussagen von zwei der drei Angeklagten zu hören.
Angeklagt sind die 35-jährige ehemalige Lebensgefährtin von Steffen B., ihr mittlerweile 18-jähriger Sohn und dessen 17-jähriger Halbbruder. Ihnen wird vorgeworfen, den 53-jährigen Arzt Ende 2022 gemeinsam getötet und seine Leiche danach im Wald vergraben zu haben. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ist die Tat von den drei geplant gewesen.
Zu Beginn der Verhandlung äußerte sich die ehemalige Lebensgefährtin und berichtete unter Tränen, wie sie und der Arzt sich im Krankenhaus in Daun vor mehreren Jahren kennenlernten und ineinander verliebten. Er sei ein "Vollblutarzt" und habe immer alles für seine Patienten gegeben. "Er war so höflich, so witzig und romantisch. Ich habe ihn bewundert."
Auch die drei gemeinsamen Kinder, die in den Jahren darauf geboren wurden, seien in Liebe entstanden. Gemeinsame Pläne für die Zukunft habe es auch gegeben und auch einen weiteren Babywunsch.
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Arzt soll Lebensgefährtin regelmäßig bedroht haben
Die Angeklagte sprach vor Gericht aber auch über jahrelange Alkoholexzesse von Steffen Braun. Regelmäßig soll er zur Flasche gegriffen und die 35-Jährige im Rausch beleidigt, geschlagen und ihr mit dem Tod gedroht haben.
Die Drohungen habe sie nicht ernst genommen. Zumal sich der Arzt meistens am nächsten Morgen im nüchternen Zustand für seine Taten entschuldigte. "Er drohte damit, mich zu töten, mich durch den Häcksler in der Garage zu jagen oder mich zu vergasen."
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Angeklagte soll bei der Beseitigung der Spuren geholfen haben
Im weiteren Verlauf äußerte sich die Angeklagte über ihren Anwalt auch zur Tat und stritt ab, an der Tötung des Arztes beteiligt gewesen zu sein. Nach Angaben ihres Anwaltes ist sie nach einem Abend voller Beleidigungen und Drohungen durch den alkoholisierten Steffen Braun ins Bett gegangen und mitten in der Nacht von ihrem Sohn geweckt worden. Im Wohnzimmer habe die Leiche ihres Lebensgefährten gelegen.
Aus Angst davor, ihren Sohn zu verlieren, habe sie nicht die Polizei gerufen und am Tag nach der Tat - dem Silvestertag 2022 - gemeinsam mit den beiden jugendlichen Angeklagten die Leiche im Wald vergraben. Die Entscheidung, die Polizei nicht zu rufen, sei falsch gewesen. Sie habe Angst gehabt. Außerdem machte der Anwalt deutlich, dass die Tat nicht im Vorhinein abgesprochen gewesen sei, sondern spontan passierte.
17-Jähriger Angeklagter legt Geständnis ab
Während der Sohn der Angeklagten sich auch am zweiten Prozesstag zu den Vorwürfen nicht äußerte, legte der mitangeklagte Halbbruder über seinen Rechtsanwalt ein Geständnis ab. Er bleibe allerdings dabei, dass die Tat im Vorhinein geplant wurde. "Nach den Angaben meines Mandanten war es so, dass es keine spontane Tat war, sondern eine durchaus geplante Tat war."
Der zweite Prozesstag endete mit einem Wunsch der Angeklagten: Da sie ihren Sohn so lange nicht gesehen hatte, bat sie um eine Umarmung. Ende April steht nun der nächste Verhandlungstermin auf dem Plan. Hier sollen dann erste Zeugen aussagen.