Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hat zurückhaltend auf Pläne anderer Bundesländer reagiert, Teilzeitmöglichkeiten für Lehrkräfte zu beschränken. RLP will den Lehrermangel anders bekämpfen.
Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wollen bei der Teilzeit von Lehrerinnen und Lehrern den Rotstift ansetzen. Weil zunehmend Lehrkräfte fehlen, sollen die, die unterrichten, möglichst weniger in Teilzeit arbeiten. Wenn sie weniger als 75 Prozent arbeiten wollen, soll das beispielsweise Lehrerinnen und Lehrern in Baden-Württemberg nur noch in begründeten Fällen genehmigt werden. Dem Land fehlen mehr als 1.000 Lehrkräfte, in NRW sind es noch viel mehr.
Personalmangel an Schulen BW will bei Lehrkräften Recht auf Teilzeit einschränken
Kultusministerin Schopper will gegen den Lehrermangel vorgehen und hat dafür einen Plan vorgelegt. Der mache den Beruf allerdings weniger attraktiv, kritisieren Lehrerverbände.
Bildungsministerium zweifelt an Teilzeit-Beschränkung
Im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium ist man offenbar nicht davon überzeugt, dass das die richtige Strategie gegen den Lehrermangel ist. Es verweist darauf, dass die Überlegungen, Teilzeitmöglichkeiten zu beschränken, auf Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zurückgehen. Diese zielen darauf ab, den akuten Lehrkräftemangel kurz- und mittelfristig zu bekämpfen. Rheinland-Pfalz sieht sich hier jedoch weniger unter Druck als andere Länder. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hat mehrfach betont, alle Planstellen an den Schulen im Land hätten für das laufende Schuljahr besetzt werden können.
RLP befürchtet mehr Schaden als Nutzen
Das Bildungsministerium erklärte auf SWR-Anfrage: "Bei der Frage nach Teilzeitbeschäftigung ist zu beachten, dass diese Regelung für viele angehende und berufstätige Lehrkräfte einen wichtigen Attraktivitätsfaktor des Lehrberufs darstellt." Die Chance, vergleichsweise flexibel in Teilzeit zu arbeiten und damit Beruf und Familie zu vereinbaren, sei ein nicht zu unterschätzendes Kriterium bei der Berufswahl. Mögliche Veränderungen der Teilzeitregelungen könnten "einen gegenteiligen Effekt hervorrufen als den gewünschten - nämlich, dass über eine Reduzierung von Teilzeitoptionen die Attraktivität des Lehrberufs insgesamt Schaden nimmt".
Rheinland-Pfalz setzt auf Werbung für das Lehramt
Das Potenzial einer Einschränkung der Teilzeitmöglichkeiten hält das Bildungsministerium zudem für begrenzt. "Die weit überwiegende Zahl von Teilzeit-Lehrkräften in Rheinland-Pfalz absolviert immer noch mehr als die Hälfte oder sogar mehr als drei Viertel des regulären Stundendeputats." Die Zahl der Teilzeitlehrkräfte, deren Zahl der Unterrichtsstunden unter 25 Prozent liege, sei dagegen sehr überschaubar. Aktuell arbeiten von etwa 40.000 Lehrkräften in Rheinland-Pfalz ungefähr 16.000 in Teilzeit.
Das Ministerium will deshalb einen anderen Schwerpunkt setzen, um gegen den Lehrkräftemangel vorzugehen: "Aus unserer Sicht bleibt es vordringlich, positiv für das Lehramt zu werben, denn es handelt sich dabei um ein vielseitiges, verantwortungsvolles und erfüllendes Berufsprofil."
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GEW RLP ist gegen Einschränkung der Teilzeit
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Rheinland-Pfalz hält es für kontraproduktiv, Teilzeitmöglichkeiten für Lehrkräfte einzuschränken. Dies sei "die falsche Antwort, um dem Fachkräftemangel zu begegnen", erklärte der GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer.
Aus Sicht der Gewerkschaft wäre es wichtiger, Maßnahmen zu ergreifen, die dazu führten, dass in Teilzeit arbeitende Lehrkräfte freiwillig ihre Stelle aufstockten, etwa indem die Arbeitsbelastungen verringert würden. Ministerinnen und Minister, die Teilzeitmöglichkeiten beschränken wollten, "haben das Problem schlicht weg nicht verstanden", so Hammer.
Bildungsverbände in RLP schlagen schon länger Alarm
Die Bildungsverbände im Land fordern von der Politik schon länger, auf den Lehrkräftemangel zu reagieren. Sie beklagen unter anderem, dass immer mehr Vertretungslehrkräfte an rheinland-pfälzischen Schulen eingesetzt werden, die nicht ausreichend ausgebildet seien. Die GEW und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) verlangen unter anderem, Grundschullehrerinnen und - lehrer besser zu bezahlen, um den Beruf attraktiver zu machen und dadurch mehr Menschen dafür zu gewinnen.