Die Landesregierung geht davon aus, dass die Zahl der Menschen, die in Rheinland-Pfalz Asyl suchen, weiter steigen wird. Im SWR Aktuell Sommerinterview betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Schulterschluss zwischen Bund, Land und Kommunen, forderte vom Bund aber Anstrengungen beim Thema Abschiebungen.
Nach aktuellen Zahlen aus dem Integrationsministerium wurden in den ersten fünf Monaten des Jahres 231 Menschen abgeschoben. Am freiwilligen Rückkehrprogramm nahmen 152 Menschen teil. Sie wisse, dass das "sehr, sehr wenige" seien, so Dreyer. Aber:
(Anmerkung der Redaktion: Eine Demonstration hat im Hintergrund der Aufzeichnung für Lärm gesorgt. Deswegen haben wir den Ton des Interviews ungefähr nach den ersten 3 Minuten technisch nachbearbeitet, sodass er verständlich ist. Inhaltlich haben wir nichts verändert.)
Dass sich nun auf europäischer Ebene ein Kompromiss abzeichne, der eine Verteilung von geflüchteten Menschen auf Europa vorsehe, sei deshalb ein "Durchbruch", so die SPD-Politikerin. Der Plan der europäischen Innenminister sieht vor, dass künftig an den EU-Außengrenzen über die Bleibeperspektive ankommender Menschen entschieden werden soll. Flüchtlingsorganisationen befürchten, dass Haftlager entstehen, in denen gegen die Menschenrechte verstoßen wird. Sie sei "relativ optimistisch", dass es bei den weiteren Verhandlungen Ausnahmen für Familien und Kinder geben werde, so Dreyer. Das sei ihr wichtig – und dafür werde sie kämpfen. Die geplanten Asylzentren müssten "human geführt" werden.
Kommunen fordern längeren Aufenthalt in Landeseinrichtungen
Wegen knappen Wohnraums fordern die rheinland-pfälzischen Kommunen vom Land, dass ankommende Migranten ohne Bleibeperspektive möglichst lange in den Aufnahmeeinrichtungen des Landes verbleiben sollten. Dreyer wies darauf hin, dass Menschen, bei denen eine baldige Abschiebung unwahrscheinlich sei, nicht in den Einrichtungen verbleiben dürften. Ein Drittel der Menschen, die in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes ankämen, würden in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Das Land tue alles, um Städte, Kreise und Gemeinden beim Thema Flüchtlingsunterbringung zu unterstützen.
"Noch mehr Bewegung" beim Ahrtal-Wiederaufbau
Kurz vor dem zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe im Ahrtal kommt von den dortigen Kommunen Kritik am Tempo des Wiederaufbaus. Die Landesregierung lege die Regeln des Bundes für die Vergabe von Fördergeldern "extrem restriktiv" aus, so etwa die Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand (parteilos). Auch der Bürgermeister der Gemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen (CDU), beschwerte sich im Gespräch mit dem SWR über zu viel Bürokratie. Durch den Wiederaufbaufonds werde nur der Wiederaufbau dessen gefördert, was vorher da war – auch, wenn es ökologisch oder wirtschaftlich keinen Sinn mache. Wichen Kommunen vom "1-zu-1-Wiederaufbau" ab, löse das lange Verwaltungsverfahren aus. Er wünsche sich von Seiten der Behörden mehr Vertrauen.
Dreyer betonte, über solche Themen sei das Land mit den Kommunen in ständigen Gesprächen:
Andeutung: Kommt A13 für Grundschullehrkräfte?
Bewegung könnte sich auch bei der Bezahlung von Grundschullehrkräften in Rheinland-Pfalz abzeichnen. Gewerkschaften fordern schon lange, dass das Land – so wie inzwischen 13 weitere Bundesländer – seine Grundschullehrkräfte nach der höheren Besoldungsgruppe A13 bezahlen sollte. "Im Moment" bleibe es bei der Einstufung, so Dreyer, aber man arbeite "gedanklich auch immer an dieser Frage". Fest stehe, dass die Attraktivität des Berufs ein wichtiger Faktor sei:
Das komplette SWR Aktuell-Sommerinterview: heute Abend um 19:30 Uhr im SWR Fernsehen.