Landwirte machen ihrem Ärger Luft

Das bedeuten die Sparpläne für die Bauern in Rheinland-Pfalz

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Für viele Landwirte sind die Sparpläne der Bundesregierung der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Bauern aus Rheinland-Pfalz haben dem SWR von ihren Sorgen und Nöten erzählt.

"Warum muss ausgerechnet bei den Menschen gespart werden, die für ihr Geld so hart arbeiten?" Mit diesem Satz hat ein Landwirt bei einer der vielen Protestaktionen im Land auf die Sparpläne der Bundesregierung reagiert. Zwar hat die Ampel-Koalition inzwischen Abstand von ihrem Vorhaben genommen, die Kfz-Steuer-Befreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge aufzuheben. Die Steuerbegünstigung beim Agrardiesel soll aber schrittweise wegfallen. Landwirte aus verschiedenen Regionen des Landes haben uns erzählt, was das für sie bedeuten würde.

Magdalena Zelder - Landwirtin aus Wittlich

Kühe füttern und melken, sich um ihre Hühner kümmern: Magdalena Zelder bezeichnet sich selbst als Landwirtin aus Leidenschaft. Seitdem die Sparpläne der Bundesregierung bekannt geworden sind, sei die Stimmung auf dem Berlingerhof allerdings gedrückt, denn wenn die Subventionen zum Agrardiesel wegfielen, würde das hohe Zusatzkosten für ihren Betrieb bedeuten: bis zu 8.000 Euro, schätzt Magdalena Zelder. Diese könnten sie als Milchviehbetrieb nicht so einfach auf die Milchmenge umrechnen, denn die Molkerei gebe die Preise vor.

Ohnehin machten die vielen Auflagen und Vorgaben den Landwirten das Leben schwer. Mit den Sparplänen der Ampel sei nun der Punkt gekommen, wo man sage müsse: "Es ist zu viel. Wir können das nicht mehr schaffen", so Zelder.

Landwirt Dieter Stubenbordt vor Traktor
Landwirt Dieter Stubenbordt hat einen großen Fuhrpark.

Dieter Stubenbordt - Gemüseerzeuger aus Zeiskam

Bundzwiebeln, Radieschen, Lauch - fast 40 Gemüsesorten baut Dieter Stubenbordt im südpfälzischen Zeiskam pro Saison an. Um seinen 800 Hektar großen Gemüsebaubetrieb zu bewirtschaften, braucht er einen großen Fuhrpark mit 60 Traktoren. Durch die Steuererleichterungen beim Agrardiesel bekomme er jährlich 120.000 Euro zurückerstattet, so Stubenbordt. Sollte dieses Geld wegfallen, wäre das für ihn ein harter Schlag. Denn der Betrieb hat nach Angaben von Dieter Stubenbrodt darüber hinaus mit anderen Sorgen zu kämpfen: die niedrigeren Erzeugerkosten im Ausland machten es schwer, konkurrenzfähig zu bleiben. Pro Jahr beschäftige er auf dem Hof in Zeiskam 2.000 bis 2.500 Erntehelfer. In anderen Ländern sei der Mindestlohn für Erntehelfer deutlich niedriger - sofern es überhaupt einen Mindestlohn gebe.

Jürgen Vogelgesang
Jürgen Vogelgesang ist Vizepräsident des BWV Nord- und Westpfalz. Er betreibt in Martinshöhe außerdem einen Milchkuh-Betrieb.

Jürgen Vogelgesang - Milchkuhbauer aus Martinshöhe bei Kaiserslautern

Jürgen Vogelgesang hat eigentlich den idealen Nachfolger für seinen Hof im Blick: seinen eigenen Sohn. Doch inzwischen fragt sich der Milchbauer, ob es eine gute Idee ist, dem Junior irgendwann den Betrieb zu übertragen, denn Perspektive und Planungssicherheit fehlten komplett. Politische Entscheidungen hätten innerhalb weniger Jahre zu erheblichen Kostensteigerungen geführt, so der Landwirt. Der Wegfall der Entlastungen beim Agrardiesel koste den Hof zusammen mit anderen gestiegenen Preisen und Steuern pro Jahr knapp 20.000 Euro. Vogelgesang zählt unter anderem die gestiegene CO2-Steuer und die Lkw-Maut auf. Deshalb müssten eigentlich die Preise für Milch und Fleisch steigen. Doch das wolle kaum jemand bezahlen, mutmaßt Vogelgesang.

  Manfred Singhof - Bio-Bauer in Nastätten

Vor 23 Jahren hat Manfred Singhof seinen Bauernhof in Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis auf Bio umgestellt. Er hat 130 Milchkühe, außerdem baut er Dinkel, Weizen und Hafer an. Dass die Bundesregierung plant, die Subventionen für den Agrardiesel zu streichen, ist aus seiner Sicht fatal. Als Bio-Landwirt müsse er insbesondere im Ackerbau oft mit dem Pflug Unkraut entfernen, weil er im Unterschied zu konventionellen Landwirten auf Spritzmittel verzichte. Auf den Diesel sei er angewiesen, denn dazu gebe es ja aktuell keine Alternative. Auf die Politik ist Singhofen sauer: Man solle die Landwirte einfach mal machen lassen und nicht alles von oben runter regulieren wollen, findet der Bio-Bauer.

Weinflaschen in Vinothek
Die Petershof-Vinothek in Undenheim

Helmut Best - Winzer in Undenheim

Der Petershof in Undenheim mit 30 Hektar Rebfläche ist seit Generationen im Besitz der Familie von Helmut Best. Er ist häufig mit Traktoren im Weinberg unterwegs, denn es geht ihm wie Manfred Singhof: Wer auf Spritzmittel verzichtet, muss häufiger Unkraut entfernen. Agrardiesel nicht mehr zu subventionieren, ist aus seiner Sicht ein völlig falsches Signal. Man könne hier ja keinen Anreiz zum Umstieg in die E-Mobilität schaffen, denn elektrisch-betriebene Nutzfahrzeuge für die Landwirtschaft gebe es nun einmal nicht, sagt Best.

Immerhin: Das Ende der Kfz-Steuerbefreiung habe die Bundesregierung zurückgenommen - dies sei ein erster wichtiger Schritt, so Helmut Best. Aber er reicht Helmut Best und den anderen Landwirten nicht. Deshalb halten die Bauern im Land an ihren Protesten fest.

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