Ruf nach schnellen Reformen

Pflegefachleute beklagen "brenzlige Lage" in der Pflege

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Vertreter der Pflegebranche sehen die Pflege in Rheinland-Pfalz in akuter Gefahr. Sie fordern vom Land und den Pflegekassen dringend schnelle Lösungen.

Die Pflege in Rheinland-Pfalz steht auf der Kippe. Zu dieser gemeinsamen Einschätzung kommen die Pflegegesellschaft, die Landespflegekammer, der Sozialverband VdK und Vertreter aus der Praxis.

Landesregierung und Pflegekassen müssten, "schnell und vielfältig" handeln, um einen Notstand abzuwenden. "Wir brauchen die Not-OP vor der Reha", sagte der Vorsitzende der Pflegegesellschaft Gerhard Lenzen in Mainz.

Demografische Entwicklung verschärft Krise

Die Dringlichkeit der Lage sei aber offenbar bei der Landesregierung und den Pflegekassen noch nicht in der notwendigen Intensität angekommen. So habe ein rund ein Jahr altes gemeinsames Positionspapier der Pflegebranche noch nicht viel gebracht. "Die Pflege ist in einer erheblichen Krise", sagte Lenzen und die demografische Entwicklung werde die "brenzlige Lage", den Fachkräftemangel einerseits sowie die Pflegebedürftigkeit andererseits noch verschärfen.

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Landespflegekammer fordert weitreichende Reformen

Der Präsident der Landespflegekammer, Markus Mai, forderte einen drastischen Bürokratieabbau für die Pflegekräfte. "Wir erleben eine erhebliche Misstrauenskultur." Notwendig seien aber mehr Wertschätzung für die Fachkräfte und härtere Strafen für Betrüger in der Branche.

Mai warf Kommunen und Pflegekassen vor, Liquiditätsprobleme der Pflegedienste bewusst als Druckmittel bei Verhandlungen einzusetzen. Rechnungen würden oftmals nicht rechtzeitig gezahlt, um die Pflegedienste zu Zugeständnissen zu bewegen. Für ein funktionsfähiges Angebot sind nach Überzeugung der Verbände weitreichende Reformen und eine staatliche Teilfinanzierung der Pflege aus Steuern nötig.

Caritasverband Speyer: Viele Hürden für Angehörige

Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen werde inzwischen in allen Bereichen problematisch, berichtete Regina Bernhart vom Caritasverband Speyer über die Erfahrungen der regionalen Beratungs- und Koordinierungsstellen (Beko). Diese fungieren als Anlaufpunkte für Pflegepatienten und deren Angehörige. Vielerorts sei es für Ältere inzwischen fast unmöglich, einen neuen Hausarzt zu finden, was Umzüge zu Verwandten oder in eine Einrichtung erschwere.

Nicht einmal eine Anmeldung zu Angeboten wie "Essen auf Rädern" verlaufe noch ohne Hürden. Oft seien Angehörige völlig überrascht von den Engpässen, wenn in der Familie plötzlich ein Pflegefall eintrete, sagte sie: "Die Beratungsstellen können nicht mehr auf Systeme setzen, die funktionieren." Auch die Vermittlung eines Kurzzeitpflegeplatzes werde immer komplizierter.

VdK: Angehörige überfordert

Moritz Ehl vom Sozialverband VdK verwies darauf, dass von 20 Pflegebedürftigen in Rheinland-Pfalz 17 zu Hause versorgt würden. Dies sei oft eine erhebliche Überforderung für die Angehörigen. Das könne zudem zu weiteren Problemen, wie weniger erwerbstätigen Frauen, also weniger Fachkräften in anderen Berufen, und zu Altersarmut der Pflegenden führen.

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