Die Mainzer Stadtwerke machen ein zu großes Defizit. Deshalb hat das Unternehmen jetzt den Rotstift angesetzt und spart beim Ausbau des ÖPNV.
Diese Sparmaßnahmen haben der Aufsichtsrat und die Vorstände der Mainzer Stadtwerke jetzt beschlossen. Der Grund: Ihr Tochterunternehmen, die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG), schreibt rote Zahlen.
In den nächsten Jahren wird ein Defizit von bis zu 54 Millionen Euro erwartet. Das können die Mainzer Stadtwerke nicht mehr auffangen.
Sparmaßnahmen vor allem beim Straßenbahnnetz
Den Rotstift setzen die Stadtwerke vor allem beim Ausbau des Straßenbahnnetzes an. Eigentlich sollten in der Binger Straße in der Mainzer Innenstadt Straßenbahngleise verlegt werden, um das Netz in der City auszubauen. Zweites großes Projekt war eine Straßenbahnlinie in das gerade neu entstandene Heiligkreuz-Viertel.
Unterlagen bei Genehmigungsbehörde eingereicht Pläne für den Straßenbahn-Ausbau in der Binger Straße in Mainz vorgestellt
Das Straßenbahnnetz in Mainz soll weiter ausgebaut werden. Jetzt wurden die konkreten Pläne für ein erstes Teilprojekt in der Binger Straße vorgestellt.
Diese beiden Projekte sollen bis zum Planfeststellungsbeschluss weiter vorangetrieben werden. Allerdings: Wenn das Baurecht vorliegt, werde nicht automatisch auch gebaut, so der Beschluss der Stadtwerke. Das könne wegen der aktuellen finanziellen Lage nicht zugesagt werden. Für die Verkehrswende sei das zwar nicht förderlich, aber angesichts der wirtschaftlichen Lage leider nötig, so Stadtwerke-Vorstand Daniel Gahr.
Aktuell nutzen 56 Millionen Menschen den ÖPNV in Mainz. Ursprünglich war geplant, die Zahl der Fahrgäste im Jahr 2028 auf 67 Millionen Fahrgäste zu erhöhen. Jetzt strebt man nur noch 60 Millionen Fahrgäste im Jahr an.
Keine zusätzlichen Straßenbahnen in Mainz
Auch der Kauf von acht zusätzlichen Straßenbahnen wird hintangestellt. Sie sollten für das ausgebaute Straßenbahnnetz angeschafft werden. Da der Ausbau aber nicht sicher erfolgt, ist der Kauf erstmal auf Eis gelegt.
Ein zweiter Betriebshof der MVG wird ebenfalls nicht gebaut, da die acht Straßenbahnen nicht gekauft werden. Allerdings laufe die Standortsuche trotzdem weiter.
Nicht gestoppt wird dagegen der Kauf von 22 Straßenbahnen, die vorhandene alte Fahrzeuge ersetzen sollen. Sie seien in den kommenden Jahren dringend erforderlich.
Mainz RIDER wird eingestellt
Ab Sommer 2024 wird es außerdem keinen MainzRIDER der MVG mehr geben. Über eine App können MVG-Kunden derzeit eines von zehn Elektrofahrzeugen bestellen und sich nachts in fast alle Mainzer Stadtteile fahren lassen.
Das könne sich die Mainzer Verkehrsgesellschaft angesichts der finanziellen Situation nicht mehr leisten. Das Defizit beim MainzRIDER betrage mehrere hunderttausend Euro im Jahr.
Verkehrswende nur mit Hilfe des Bundes und Landes
Der Vorstand der Stadtwerke betont, dass die Verkehrswende eine gemeinsame Aufgabe der Stadt und des Landes sei. Das Land habe jetzt zugesagt, dass es ab 2025 vom ÖPNV-Defizit 15 Prozent übernehme. Das reiche aber nicht aus, um die Verkehrswende voranzutreiben.