Die Betreuungszeiten werden verkürzt, die Anzahl der Kinder reduziert – die Kita "Haus der Entdecker" in Zornheim (Kreis Mainz-Bingen) ist dauernd im Notbetrieb. Die Eltern wollen das nicht mehr hinnehmen.
Philippa Krische hat den Kitaplatz für ihre zweijährige Tochter wieder gekündigt. Das Mädchen hätte, wie ihr älterer Bruder, in die Kita "Haus der Entdecker" in Zornheim (Kreis Mainz-Bingen) gehen sollen. Stattdessen soll sie jetzt lieber noch eine Weile bei der Tagesmutter in Betreuung bleiben. Denn Philippa Krische ist genervt vom ständigen Notbetrieb in der Kita.
Wiedereinstieg in den Beruf unmöglich
Die Zornheimerin ist noch in Elternzeit. Sie würde aber gerne wieder arbeiten gehen. Momentan wisse sie aber nicht, wie das funktionieren soll, sagt sie. Immer wieder musste sie ihren vierjährigen Sohn zu Hause betreuen, weil die Kita wegen des Personalmangels die Anzahl der Kinder begrenzen musste – und das gleich mehrere Wochen am Stück.
Philippa Krische und die anderen Eltern machen der Kita keinen Vorwurf. Das "Haus der Entdecker" sei eine tolle Einrichtung mit netten Erzieherinnen und Erziehern und einem guten pädagogischen Konzept. Aber der Personalschlüssel stimme einfach nicht.
Die Situation im "Haus der Entdecker" ist kein Einzelfall. Im Rahmen einer Recherche zum Thema Personalmangel in Kitas im Vorfeld der Kommunalwahl meldeten sich beim SWR Studio Mainz zahlreiche Eltern aus ganz unterschiedlichen Kommunen aus der Region Rheinhessen/Nahe – alle waren bereit, darüber zu berichten, wie der Personalmangel sich auf ihren Alltag auswirkt. Und gerade hat das SWR Data Lab Daten der Bertelsmann Stiftung ausgewertet, die zeigen, dass in vielen Kitas in Rheinland-Pfalz Kinder von zu wenigen Erziehern betreut werden.
Eltern in Zornheim schreiben Brandbrief an Politiker
Der Elternausschuss der Kita "Haus der Entdecker" will dagegen etwas unternehmen und hat kürzlich einen Brandbrief verfasst. Darin fordern die Eltern weitere Vollzeitstellen für die Kita und betonen, dass ihre Kinder ein gesetzlich verankertes Recht auf den Kita-Besuch haben, das die Politik gewährleisten müsse.
Der Brief wurde an Lokalpolitiker und Behörden verschickt, unter anderem an den Zornheimer Ortsbürgermeister, das Kreisjugendamt und das Bildungsministerium. Fast alle haben geantwortet – eine schnelle Lösung ist dennoch nicht in Sicht, berichtet die Vorsitzende des Elternausschusses, Jacqueline Böhringer-Willuweit. In den Antwortbriefen, die dem SWR vorliegen, wird unter anderem immer wieder auf den generell herrschenden Fachkräftemangel verwiesen.
Keine schnelle Lösung für Kita-Probleme in Sicht
Immerhin ist eine langzeiterkrankte Erzieherin kürzlich wieder ins "Haus der Entdecker" zurückgekehrt. Die Krankheitswelle ebbt im Frühling nun langsam ab und die Situation entspannt sich nach Angaben der Eltern. Dennoch befindet sich die Einrichtung aktuell immer noch im Notbetrieb mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Und wenn sich nichts Grundsätzliches ändert, wird sich die Lage spätestens im Herbst wieder zuspitzen, befürchten die Eltern.