In Bad Kreuznach liegt so viel illegaler Müll herum, dass innerhalb weniger Tage mehrere hundert Kilo eingesammelt wurden. Zu viel, sagen OB Letz und Bürgermeister Blechschmidt.
Die Stadt Bad Kreuznach zahlt im Jahr zwischen 300.000 und 350.000 Euro, um wilden Müll einzusammeln und zu entsorgen. Dabei schwimmt Bad Kreuznach nicht gerade im Geld. Der Haushalt konnte bislang nicht genehmigt werden, weil er noch nicht ausgeglichen ist. Mit der Müll-Aktion auf dem Kornmarkt im Herzen der Stadt wollten Oberbürgermeister Emanuel Letz (FDP) und Bürgermeister Thomas Blechschmidt (CDU) auf dieses Problem aufmerksam machen. Denn die beiden haben im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll.
Zwei Pritschenwagen voll beladen mit Sperrmüll und mehrere große schwarze Tonnen, die randvoll waren mit Abfall, standen am Vormittag für einige Stunden auf dem Kornmarkt. Das alles ist gerade einmal der Müll aus den vergangenen drei Tagen. Wie Georg Bürger vom städtischen Bauhof sagt, nimmt der illegal weggeworfene Müll in der Stadt stark zu. "Es wird immer mehr und was auffällt, in den Papierkörben wird immer mehr Hausmüll entsorgt. Wenn dann Leute kommen und wollen was reinwerfen, ist er schon voll. Dann wird auch gerne mal was daneben geschmissen", so Bürger.
"Futter für die Ratten ist ausreichend da"
Gefunden haben er und seine Kolleginnen und Kollegen schon alles mögliche: Sofas, Reifen, Kindersitze, Matratzen und nicht zu vergessen - der ganze Restmüll, der auf den Straßen und in den Hecken und Gebüschen liegt.
Mit der Müll-Aktion verbindet Georg Bürger die Hoffnung, dass die Menschen "wach" werden und erkennen, wie sehr die Stadt inzwischen vermüllt ist. Außerdem spricht er in diesem Zusammenhang ein weiteres Problem an: "Bei so viel weggeworfenem Müll, da ist ja alles dabei, auch Essensreste, muss man sich nicht wundern, wenn Rattenprobleme entstehen."
Müll-Aktion kommt bei Bürgern gut an
Auch wenn nicht so viele Bad Kreuznacherinnen und Bad Kreuznacher in der Innenstadt am Vormittag unterwegs waren - bei denjenigen, die angehalten haben, kam die Veranstaltung gut an. So berichtet Roswitha Rosskopf zum Beispiel, dass sie beim Einkaufen oder auf dem Weg zur Bank immer wieder größeren Müllbergen begegnet. "Es sieht schlimm aus, ich weiß gar nicht, was sich die Leute dabei denken", sagt sie. Auch Heidemarie Lux ärgert sich über die zunehmende Vermüllung in der Stadt.
Jürgen Hargittay aus dem Kreis Bad Kreuznach ist ebenfalls empört über den ganzen Müll: "Ich finde das unverantwortlich von den Leuten, Umwelt juckt sowieso keinen mehr. Deswegen finde ich gut, dass es jetzt hier mal gezeigt wird. Ob es auch wirkt, ist die andere Frage. Ich habe da wenig Hoffnung."
Weitere Aktionen sollen folgen
Die Aktion auf dem Kornmarkt ist laut Blechschmidt aber nur eine von vielen. Bereits vor wenigen Wochen hat die Stadt eine Plakatkampagne gestartet, mit der sie ebenfalls auf das Problem aufmerksam macht. Dabei sollen unter anderem Einzelhändler und Einzelhändlerinnen, aber auch Bürgerinnen und Bürger mit einem Foto von sich und einem Statement gemeinsam für eine saubere Stadt werben. Erste Interessierte hätten sich bereits gemeldet und seien auf der Homepage der Stadt veröffentlicht.
Im Laufe des Jahres sollen zudem weitere Veranstaltungen folgen. So seien derzeit beispielsweise schon ein Umwelttag und ein Puppentheater für Kinder geplant. Dadurch sollen laut Blechschmidt bereits die Jugendlichen an das Thema Müll herangeführt werden. "Ein Kind, das vielleicht zuhause mal sagt, das machen wir so nicht, bewirkt vielleicht auch schon was in der Familie, weil da fängt es an", so der Bürgermeister.
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