Speditionen in und um Mainz beklagen die im Dezember anstehende Erhöhung der Lkw-Maut. Sie werde auch die Preise für Endverbraucher in die Höhe treiben und mache ihnen viel Arbeit.
Die Stimmung unter den Mainzer Spediteuren ist angespannt. Etwa 60 Prozent mehr Lkw-Maut pro Monat müsse sein Unternehmen nun voraussichtlich zahlen, schätzt der Mainzer Spediteur Klaus Erlenbach. Konkret seien das 24.000 Euro Mautgebühren pro Monat, statt vorher 15.000 Euro.
Diese Mehrkosten müssten sie eins zu eins an die Kunden weitergeben, sagt Erlenbach. Das sei unschön für alle Beteiligten und schwierig zu vermitteln.
Auch Preise im Supermarkt könnten durch Mauterhöhung steigen
Ihre Kunden könnten die Preiserhöhungen wiederum auch nicht allein tragen, sagt Spediteur Klaus Erlenbach.
Das sagen auch andere Mainzer Spediteure. "Wenn eine Spedition die Mautkosten nicht weitergibt an ihre Kunden, gerät sie in finanzielle Schwierigkeiten", sagt Spediteur Adam Blodt. Aktuell würden die Preisverhandlungen mit den Kunden noch laufen.
Ärgerlich sei auch das kurzfristige Startdatum der Mauterhöhung zum 1. Dezember. "Die Verträge mit unseren Kunden laufen in der Regel über ein Kalenderjahr. Jetzt müssen wir nur für den Monat Dezember viele Verträge neu abschließen. Das ist ein enormer Aufwand."
Zweifel an Effekt des CO2-Aufschlags bei der Mautgebühr
Ob ihnen durch die Mauterhöhung Kundschaft wegfallen werde, sei noch unklar, sagt Christof Chrobocinski von der Spedition Zahn in Mainz-Kastel. Das könne aber passieren. Außerdem glaubt er nicht, dass der von der Bundesregierung gewünschte Effekt, den CO2-Ausstoß durch die neuen Maut-Regeln zu verringern, groß sein wird. "Das ist in meinen Augen der größte Witz des Jahres", ärgert sich Chrobocinski. Die meisten Speditionen hätten sowieso schon die modernsten Lastwagen der Diesel-Abgasnorm Euro 6 in ihren Fuhrparks, denn die würden vergleichsweise weniger Maut kosten.
Dass durch die Mauterhöhung ein schneller Umstieg auf emissionsärmere Lkw gelingen könne, bezweifelt auch Spediteur Klaus Erlenbach. "Elektrobetriebene Lkw werden noch nicht in Serie gebaut und die Lade-Infrastruktur ist auch noch nicht da." Vielleicht werde das in zehn Jahren anders aussehen, in absehbarer Zeit aber erstmal nicht. Und auch Lkw mit Gasantrieb seien bei den stark erhöhten Gaspreisen derzeit keine Alternative, obwohl diese von der Maut befreit sind.
Kein Preis-Dumping mehr durch osteuropäische Speditionen
Immerhin sei an der Lkw-Mauterhöhung nicht alles schlecht, sagt Erlenbach. Zum einen würden nun alle Speditionen nochmal mehr dazu bewegt, teure Leerfahrten so weit wie möglich zu reduzieren. Zum anderen könnten ausländische Speditionen, die Strecken durch Deutschland fahren, nun kein Preis-Dumping mehr betreiben. "Manche Speditionen, zum Beispiel aus Rumänien, Bulgarien oder Polen, zahlen ja jetzt auch mehr auf die innerdeutschen Fahrten." Das werde zu gerechteren Preisen führen.
Polizei rechnet mit mehr Lkw-Verkehr auf mautfreien Ausweichstrecken
Ein weiterer, wiederum negativer Effekt der Mauterhöhung könnte sich auf den mautfreien Straßen zeigen. Die Mainzer Polizei rechnet mit mehr Lkw-Verkehr auf Ausweichstrecken in der Region. "Das ist örtlich heute schon ein bekanntes Problem", so ein Polizeisprecher, "in Rheinhessen zum Beispiel zwischen Wörrstadt und Gau-Bickelheim."
Dort würden sich viele Transporter zwischen der A63 und A61 Fahrtwege über Land suchen. Dagegen vorgehen könne man hauptsächlich mit Verbotsschildern für schwerere Lkw und entsprechenden Kontrollen. Wo das in Zukunft sinnvoll sei, müssten sie nach dem Start der neuen Lkw-Maut erst noch schauen. "Das wird sicherlich auch von der Anzahl der Anwohner-Beschwerden abhängen."
DB Cargo in Mainz erhofft sich mehr Kundschaft durch Mauterhöhung
Während Anwohnerinnen und Anwohner an möglichen Ausweichstrecken und die Lkw-Speditionen die Mauterhöhung eher verfluchen, gibt es in der Region auch Nutznießer.
Die DB Cargo in Mainz etwa begrüßt die neuen Mautvorschriften. Sie würden zu einer besseren finanziellen Ausstattung der Schiene und zu besseren Wettbewerbsbedingungen im Güterverkehr führen. "Da ein Güterzug bis zu 52 Lkw ersetzt, freuen wir uns, wenn sich viele Logistikkunden für den klimafreundlichen Transportweg mit der Bahn statt auf der Autobahn entscheiden", schreibt die DB Cargo.
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