Mit fast 64 Prozent der Stimmen ist der parteilose Nino Haase zum neuen Oberbürgermeister von Mainz gewählt worden. Olaf Lemcke kommentiert.
Nino Haase ist verdient neuer Oberbürgermeister von Mainz. Im Vergleich zu allen Kandidatinnen und Kandidaten hat er den besten Wahlkampf gemacht. Sein Paket aus Plakaten, Präsenz, Aktionen, Social Media war überlegen. Er hat auch gewonnen, weil die Konkurrenz blass war – um es vorsichtig auszudrücken. Und sein Programm hat die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler überzeugt. Das Thema "parteilos und unabhängig" hat gezogen.
Das heißt aber noch lange nicht, dass ein Oberbürgermeister Haase gut für Mainz ist. Denn "parteilos und unabhängig" kann auch heißen: "isoliert und einsam". Nino Haase hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er die politischen Kräfte in der Stadt nicht sonderlich schätzt. Sinngemäß: Die klüngeln ja eh alle miteinander, gute Ideen werden blockiert. Und überhaupt alles zu behäbig. Solche ins Populistische gleitende Thesen haben im Wahlkampf funktioniert.
Im Alltag helfen sie wenig. Eine Verwaltung zu führen ist ein komplexer Job. Dass Nino Haase das kann, sollte er zügig beweisen. Natürlich steht ihm eine Einarbeitungszeit zu. Aber was den Umgang angeht, kann er sofort loslegen. Zum Beispiel bei den hauptberuflichen Politikern im Stadtvorstand oder bei den Parteien mit Mehrheiten im Stadtrat. Ohne gute Zusammenarbeit droht Mainz Stillstand. Machtkämpfe rauben Energie, wichtige Projekte verzögern sich oder bleiben ganz auf der Strecke. Das will hoffentlich keiner.
Zusammenarbeit ist keine Einbahnstraße, sie ist auch Aufgabe der Parteien – die Macht ist von nun an verteilt. Die Ampelkoalition muss zeigen, dass auch sie konstruktiv mit Haase zusammenarbeitet. Alles andere könnte bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr bestraft werden.
Was könnte helfen? Demut gegenüber der Aufgabe und Respekt für die andere Seite. Das gilt nicht nur für Oberbürgermeister Haase.
Parteiloser gewinnt Stichwahl in Mainz Nino Haase wird neuer OB von Mainz
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