Auch in Rheinland-Pfalz nimmt die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können, zu. Das möchte der Rotary Club Alzey ändern und bietet daher Schulkindern kostenlose Schwimmkurse an.
"Frosch, Hampelmann, Fisch" schallt es über das Schwimmerbecken im Alzeyer Wartbergbad. Mit den Händen fest an den Beckenrand geklammert, strampeln knapp 30 Kinder gleichmäßig im Wasser. Mittendrin Sandra Ahl-Johannsen.
Die Schwimmtrainerin bringt seit Pfingsten knapp 50 Schülerinnen und Schülern der Alzeyer Nibelungenschule und der Albert Schweitzer Schule das Schwimmen bei. Und das mit schnellen Fortschritten.
"Am Anfang wussten einige Kinder nichts mit Schwimmen anzufangen und jetzt bewegen sie sich locker flockig im Wasser", sagt die Trainerin. Ihr geht es vor allem darum, dass die Kinder es sicher an den Rand schaffen würden, sollten sie mal ins Wasser fallen.
Schwimmen lernen als Lebensretter
Initiiert wurde das Projekt bereits im letzten Jahr vom Rotary Club Alzey. Laut des Alzeyer Club-Präsidenten Volker Rupertus will man so dem Trend entgegenwirken, dass immer weniger Kinder schwimmen können.
Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gilt jedes dritte Kind in Rheinland-Pfalz als Nichtschwimmer und jedes fünfte Kind könne nicht sicher schwimmen. Eine alarmierende Situation, so ein Sprecher der DLRG.
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Kostenloses Angebot sorgt für mehr soziale Teilhabe
Unter dem Motto "Schwimmen können rettet Leben und ermöglicht soziale Teilhabe" sollen die Kinder aber nicht nur sicher schwimmen lernen. Laut der Sprecherin des Rotary Clubs Alzey, Kerstin Bauer, reicht der Nutzen des Schwimmenlernens weit über das eigentliche Ziel hinaus:
Dadurch, dass die Kinder sich im Freibad treffen und zusammen schwimmen, könnten Freundschaften entstehen und soziale Kompetenzen aufgebaut werden. Ein nicht zu unterschätzender Schritt in der Entwicklung von Kindern, so Bauer.
Vor allem für die Kinder, die seit Ewigkeiten auf Wartelisten für Schwimmkurse stünden, oder bei denen sich die Eltern diesen Kurs nicht leisten könnten, sei dieses Angebot eine große Stütze, sagt Kerstin Bauer.
Kinder lernen Zusammenhalt und sind Vorbild für Eltern
Auch aus Sicht von Sandra Ahl-Johnnsen hat dieser kostenlose Schwimmkurs für die Grundschüler nur Vorteile. Die Kinder unterstützen sich gegenseitig, sprechen sich Mut zu und bauen so Selbstvertrauen auf, findet Ahl-Johnnsen.
Schon seit 43 Jahren bringt Sandra Ahl-Johannsen, die ursprünglich von der Nordseeinsel Amrum kommt, Kindern das Schwimmen bei. "Bei 20.000 Kindern hab ich aufgehört zu zählen", lacht sie. Aber auch viele Erwachsenen lernen bei ihr Schwimmen.
Immer mehr Eltern kämen auf sie zu. "Die Eltern sehen das bei ihren Kindern und haben jetzt nicht mehr so eine Angst. Und dann wollen sie auch lernen, wie man schwimmt", sagt die 57-jährige Trainerin. Eine tolle Entwicklung, wie sie findet.
Badekleidung und Zehnerkarte als Geschenk obendrauf
Neben dem kostenlosen Schwimmkurs haben knapp die Hälfte der Kinder außerdem Badekleidung geschenkt bekommen. Denn nicht alle hätten eine Badehose oder einen Badeanzug zuhause - gerade dann, wenn auch die Eltern nicht schwimmen könnten, so Kerstin Bauer.
Als Highlight gibt es für alle Kinder am Ende des Kurses zudem noch eine Zehner-Eintrittskarte für das Wartbergbad obendrauf. Die gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Bis zu den Sommerferien heißt es daher jetzt noch fleißig "Frosch, Hampelmann, Fisch" üben, und dann steht dem mutigen und vor allem sicheren Sprung ins kühle Nass nichts mehr im Wege.
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