Auf der einen Seite Menschen, die nach Deutschland kommen und dringend Arbeit wollen, auf der anderen Seite Unternehmen, die händeringend neue Mitarbeiter suchen. Um diese beiden Gruppen zusammenzubringen, hat das Jobcenter in Mainz zu einem besonderen Bewerbertag eingeladen: speziell für Menschen, die noch nicht perfekt Deutsch können.
Großer Andrang heute beim Bewerbertag im Jobcenter Mainz. Rund 300 Interessierte sind gekommen, darunter viele Geflüchtete aus den unterschiedlichsten Ländern, um sich über Berufsmöglichkeiten zu informieren. Über Jobs, in denen sie auch arbeiten können, wenn sie noch Sprachprobleme haben.
Mohamad strebt Job als Krankenpfleger oder Notfallsanitäter an
Einer von ihnen ist Mohamad Alyahia. Er ist 28 Jahre alt und kommt aus Damaskus. Mohamad hat Soziologie studiert und als Sozialarbeiter in seinem Heimatland Syrien gearbeitet. Vor zwei Jahren musste er wegen des Krieges dort fliehen und will sich jetzt in Deutschland ein neues Leben aufbauen. Tatsächlich spricht er schon ziemlich gut Deutsch und findet den Bewerbertag eine super Sache: "Ich möchte einen Job finden und gleichzeitig mache ich B2-Deutschkurs. So eine Messe ist gut, hier helfen uns alle."
Vier Jahre lang hat Mohamad als Sozialarbeiter in Syrien gearbeitet, unter anderem beim Roten Halbmond im Bereich "Psychologische Unterstützung". Hier würde der junge Mann am liebsten als Krankenpfleger arbeiten oder als Notfallsanitäter. Einen Einstieg über einen Job als Pflegehelfer oder Betreuer in der Altenhilfe kann er sich gut vorstellen.
Beschäftigte gerade in der Pflege dringend gesucht
Menschen wie Mohamad werden von vielen Arbeitgebern dringend gesucht. So ist beispielsweise die Caritas mit einem Stand auf dem Bewerbertag vertreten, um über mögliche Tätigkeiten in der Altenhilfe zu informieren.
Die Bewerberlage im Bereich Pflege ist dünn, sagt Beate Breitkopf von der Caritas Altenhilfe St. Martin Rheinhessen. "Da müssen wir uns auch nach Menschen umgucken, die keine Muttersprachler sind."
Zwar könne man den Bewerbern keine Tätigkeit als qualifizierte Altenpfleger anbieten, aber Jobs gebe es dennoch genug. Beispielsweise könnten sie helfen, Essen vorzubereiten und zu servieren oder auch mit Bewohnern spazierengehen. Ziel sei es natürlich, dass die Beschäftigten dabei ihre Sprachkenntnisse verbessern, weil das in der Altenpflege das A und O sei, so Breitkopf: "Ohne miteinander reden zu können, geht es halt nicht."
Jobcenter Mainz vermittelt Geflüchtete in leichte Helfer-Tätigkeiten
Natürlich ist die Auswahl an Jobs begrenzt, die man auch ohne gute Deutschkenntnisse machen kann. Aber gerade in den Bereichen Hygiene, Gesundheit und Soziales werden vielfach Leute auch ohne abgeschlossene Ausbildung gesucht, sagt Udo Herrmann, Teamleiter im Mainzer Jobcenter.
"Wir bewegen uns hier überwiegend im Helferbereich. Es sind Stellen in der Pflege, in denen keine Zertifizierung notwendig ist. Aber es kann auch ein Fahrdienst sein, eine Tätigkeit in der Hauswirtschaft oder in der Betreuung, also leichte Helfertätigkeiten."
Unternehmen profitieren genauso wie Bewerber
Während sie die Tätigkeit ausübten, könnten die Betreffenden dann die deutsche Sprache anwenden und weiter vertiefen, so Herrmann. Außerdem könnten die Bewerberinnen und Bewerber innerhalb der Beschäftigung weiter qualifiziert werden und so im Job einen anerkannten Abschluss erwerben: eine klassische Win-Win-Situation also.
Das findet auch Mohamad. Für ihn ist das wichtigste, in Deutschland Stabilität zu finden. Dazu gehören für ihn Gesundheit, eine Wohnung und natürlich Arbeit: "Einfach ein normales Leben." Und er hofft, dass ihm die Kontakte, die er heute knüpfen konnte, dabei helfen werden.
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