Unterwegs in der Stadt

Wie barrierefrei ist Mainz? Erfahrungen einer Rollstuhlfahrerin

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Aufgefüllte Fugen im Kopfsteinpflaster und viele Parkplätze für Menschen mit Behinderungen - Irene Alberti ist im Grunde zufrieden mit der Barrierefreiheit in Mainz. Trotzdem muss sie immer vorausschauend fahren, wenn sie im Rollstuhl unterwegs ist.

Bemerkenswert findet Irene Alberti, dass der Landtag in Mainz verschiedene Eingänge für Menschen mit Behinderung hat. Und nicht nur einen. Die 39-Jährige ist seit ihrer Geburt querschnittsgelähmt. Schade sei es, dass viele Kirchen keinen barrierefreien Zugang haben. Immerhin: Der Mainzer Dom ist stufenlos zugänglich.

Vorausschauend unterwegs sein - im Auto und im Rollstuhl

Im Unterschied zu Frankfurt, erklärt Irene Alberti, gebe es in Mainz viele Parkplätze für Menschen mit Behinderung. Oft fährt sie mit dem Auto und dabei besonders vorausschauend. Das liegt vor allem daran, dass sie sehr genau darauf achtet, was vor ihr auf dem Weg liegt, wenn sie mit dem Rollstuhl in der Stadt unterwegs ist. Wo liegen Äste? Gibt es matschige Stellen, in denen sie stecken bleiben könnte, oder Schlaglöcher? An vielen Stellen folgt ausgerechnet auf einen abgesenkten Bordstein ein Gulli. Ärgerlich für Irene, denn die kleinen Vorderräder am Rollstuhl könnten sich in den Schlitzen verhaken. Der Rollstuhl könnte kippen. "Dann lande ich auf der Straße", erklärt sie. Ihr Rollstuhl ist absichtlich nicht gefedert. "Mit einer Federung würde es so sein, als würde man auf einem Gummiball sitzen. Bei einem Aufprall würde ich aus dem Rollstuhl kippen."

Immer nach unten gucken

Im Gegensatz zu "Smombies", also Menschen, die beim Laufen auf ihr Smartphone starren und eigentlich hochgucken sollten, will Irene nach unten gucken, um mögliche Hindernisse, wie Treppen und Äste rechtzeitig zu sehen. Nur einmal hat sie eine Treppe komplett übersehen, weil sie hoch geschaut hatte. Dabei ist sie "sehr übel runtergefallen". Verletzt hat sie sich nicht.

An Stellen, wo viele Menschen zusammen kommen, ist Irene auf Beine und Füße fixiert. "Ich komm' mir da ziemlich klein vor", erzählt sie. Aber sie möchte keinen Unfall bauen. "Wenn die plötzlich stehen bleiben, würde ich den Leuten in die Hacken fahren. Das kann böse weh tun." Auch wenn ihr jemand die Tür aufhält, was Irene sehr höflich findet, muss sie bei engen Türen darauf achten, nicht über die Füße desjenigen zu fahren.

Dankbar ist sie für Kopfsteinpflaster, dessen Fugen mit Erde aufgefüllt sind, und für Menschen, die ihr Hilfe anbieten. Nur dabei bitte nicht vor sie hinknien. "Das hat für mich den Effekt eines Heiratsantrags", lacht Irene, die tatsächlich verlobt ist.

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