Seit vier Jahren ist das Oppenheimer Hallenbad geschlossen und sieht ziemlich trostlos aus. Jugendliche in der Gemeinde wollten das ändern. Und haben jetzt die Erlaubnis bekommen, das Gebäude mit Graffiti zu besprühen.
Die Freundinnen Elise und Marlene hocken vor einem kleinen Mäuerchen am alten Hallenbad in Oppenheim (Kreis Mainz-Bingen). Sie sind zu der Auftaktveranstaltung des Kinder- und Jugendbüros der Verbandsgemeinde Rhein-Selz und der Diakonie gekommen, weil sie das Graffiti-Sprayen einfach mal ausprobieren wollten.
"Ich finde die Möglichkeit sehr toll, dass wir das machen können, ohne dass wir dafür direkt die teuren Spraydosen kaufen müssen", sagt Elise. Außerdem ist das Sprayen am geschlossenen Oppenheimer Hallenbad ab sofort schließlich komplett legal.
VG-Bürgermeister hat Graffiti-Aktion zugestimmt
Der Bürgermeister der VG, Martin Groth (FWG), hat nämlich der Idee der Jugendvertretung zugestimmt, das ungenutzte Gebäude mit Graffiti zu verschönern, bis es abgerissen und dann neugebaut wird.
Nach drei Jahren Diskussion Oppenheim bekommt neues Hallenbad
Der Verbandsgemeinderat Rhein-Selz hat entschieden: Für 22 Millionen wird das neue Bad gebaut.
Und so sprayt Elise an diesem Nachmittag einen schwarzen Pilz mit Gesicht an die Wand, während Marlene das ganze mit ihrem Handy filmt. "Ich finde es sehr witzig, allein weil es so bunt ist und weil man einfach die Farbdosen nimmt und drauf los sprüht", sagt Marlene. "Und wenn einem etwas nicht gefällt, sprüht man einfach nochmal drüber."
Etwa 80 Jugendliche bei der Auftaktveranstaltung des Graffiti-Projektes
Nach Angaben der Veranstalter sind etwa 80 Jugendliche zu der Auftaktveranstaltung gekommen. Die meisten sind zwischen 14 und 17 Jahre alt. Am Anfang gab es noch einen kleinen Crashkurs von professionellen Sprayern und dann ging es direkt an die Spraydosen.
Von allen Seiten besprühen die Jugendlichen das einsturzgefährdete Schwimmbad. Und nach wenigen Stunden sind die Waschbeton-Wände schon gut gefüllt - mit bunten Schriftzügen, Tieren und Zeichentrickfiguren.
Graffiti-Sprayen: Andere Art der Jugendarbeit
Sozialarbeiterin Stephanie Feuffel vom Kinder- und Jugendbüro findet die Aktion gut, weil sie anders ist als typische Formen der Jugendarbeit. "Dieser klassische Gedanke von geschlossenen Jugend-Aktivitätsräumen ist ein bisschen überholt", findet sie. "Und hier kann jeder herkommen." Sie hofft, dass das Angebot auch Jugendliche anspricht, die in keine Sportvereine, Chöre und Feuerwehren gehen.
Graffiti-Projekte auch in anderen Gemeinden der VG Rhein-Selz?
Auch andere Ortsgemeinden seien schon auf die Graffiti-Idee aufmerksam geworden und wollen vielleicht ähnliche Projekte starten, erzählt Feuffel.
Im Spätsommer soll es am Oppenheimer Hallenbad auch nochmal einen Workshop für Jugendliche geben. Ansonsten kann aber ab sofort jeder mit seinen eigenen Dosen vorbeikommen und die Wände des Gebäudes besprühen. Und das rund um die Uhr. Es gibt auch nur ein paar Regeln: Sexistische, rassistische oder gewaltverherrlichende Inhalte sind zum Beispiel verboten. Außerdem sollen die Menschen in der Nachbarschaft respektiert werden.
Wie lange das Projekt gehen wird, ist noch unklar. Es ist schließlich davon abhängig, wann das Hallenbad abgerissen werden kann und dann neu gebaut wird. Stephanie Feuffel vom Kinder- und Jugendbüro der VG geht aber davon aus, dass das noch eine Weile dauern kann. "Wir sind ja bei der Verwaltung", sagt sie lachend.