Die Stadt Mainz wird ständig reicher - und zwar an Graffitis. Immer mehr Stromkästen, Hauswände und Vereinsgebäude werden besprüht.
Caps, Baggy Jeans, Goldkette, Breakdance und die Spraydose: Das waren in den 1980er-Jahren die Indizien für die Hip-Hop-Szene, zu der auch Graffiti gehört. Früher noch als illegale Kunst auf Zügen und meist heimlich nachts gemalt, ist die Spraykunst mittlerweile salonfähig geworden.
Graffiti längst raus aus der Illegalität
Längst können die Künstler ihre Werke ganz öffentlich, tagsüber und an belebten Stellen in der Stadt umsetzen. Und zu dem klassischen Sprayen mit der Sprühdose sind Schablonen-Kunst, wie man sie von dem weltbekannten Künstler Banksy kennt, und Sticker dazugekommen. All diese Varianten sind unter dem Überbegriff "Streetart" zusammengefasst.
Hier gibt's eine Auswahl an Graffitis und Streetart in Mainz
Verschiedene Graffiti-Künstler werden in Mainz offiziell beauftragt
In Mainz ist Graffiti seit einigen Jahren vor allem an vielen bunten Stromkästen, Travostationen und einigen privaten Hauswänden sichtbar, meistens gesprayt von Künstlerinnen und Künstlern aus der Gegend. Einer von ihnen ist Leif-Eric Möller.
Statt nachts im Kapuzenpulli besprayt er tagsüber mit einer städtischen Erlaubnis im Rucksack Fassaden, Stromkästen, Kitas oder auch Vereinsgebäude mit seinen Kunstwerken. Der 51-jährige Mainzer war früher Opel-Mitarbeiter und kann heute von seiner Graffiti-Kunst leben.
Stadtwerke Mainz lassen 500 Stromkästen besprühen
Auftraggeber für die legalen Graffitis sind zum Teil Privatpersonen, meist aber die Stadt Mainz oder die Mainzer Stadtwerke. Beispielsweise haben die Mainzer Stadtwerke schon mehr als 500 Stromkästen im Stadtgebiet besprühen lassen. Wie in vielen anderen Städte gab es immer wieder unschöne Schmierereien an Stromkästen und Travo-Stationen.
So kam dann die Idee auf, das Geld für die Reinigung besser in schöne Graffiti-Motive zu investieren, sagt ein Sprecher der Stadtwerke. Damit beauftragen sie unterschiedliche Sprayer in der Stadt. Neben Leif-Eric Möller, der sich in der Szene LeifLines nennt, auch seine Sprayer-Kolleginnen und -Kollegen Buitatis, MissSinae1 oder Somar.
Großflächige Graffiti-Projekte der Stadt Mainz
Die Stadt Mainz hat dieses Jahr zwei richtig große Flächen mit Graffiti gestalten lassen. Zum einen gab es im Mai ein Projekt mit der Partnerstadt Dijon am Rheinufer. Zum 65-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft gab es eine Ausschreibung. Nun arbeiten zwei Künstler aus beiden Städten gemeinsam an drei Flächen an der Rheinkanzel.
Zum anderen wurde Anfang Oktober die Saarstraße extra für die Arbeiten des österreichischen Graffiti-Künstlers Pascal Gruber (alias RoxS) an seinem Gutenberg-Graffiti gesperrt.
Graffiti-Szene in Mainz mit Tourguide entdecken
Seit diesem Sommer gibt es in Mainz auch spezielle Streetart-Stadtführungen. Tourguide ist Dominik Mahr. Sein Ziel ist es, diese Kunst zu zeigen, die zwar allgegenwärtig ist, aber immer noch manchmal untergeht. Mahr kennt die Szene und ihre Sprayer und nimmt die Gäste mit auf eine Stadtführung, bei der vom kleinen Sticker an der Ampel über die vielen besprühte Stromkästen bis zu großflächigen Murals (Kunstwerke an großen Hauswänden) alles dabei ist. Auch am Samstag (29.10.) gab es eine Tour.