Trauer um Frank Farian

"Daddy Cool" aus Kirn - Musikproduzent Frank Farian ist tot

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Autor/in
Fridolin Skala
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Er war der "Daddy Cool" von Boney M. und der Schlingel hinter dem Duo Milli Vanilli. Die Songs des international erfolgreichen Musikproduzenten Frank Farian aus Kirn sind bis heute Ohrwürmer. Nun ist er im Alter von 82 Jahren zu Hause in Miami gestorben.

Frank Farian machte den Disco-Sound nicht nur in Deutschland groß, sondern definierte ihn auch international neu. Mit seiner Formation Boney M. landete er in den 1970er- und 1980er-Jahren einen Welthit nach dem anderen. Der Sound von "Daddy Cool", "Rivers of Babylon", "Sunny", "Ma Baker" oder "El Lute" prägte Generationen und geht bis heute nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine.

Boney M. - Daddy Cool (ZDF Disco 09.10.1976) (VOD)

Auch wenn Farian als Produzent der Combo um Liz Mitchell, Marcia Barrett, Maizie Williams und Bobby Farrell nicht auf der Bühne stand, war er doch allgegenwärtig. Denn Farrell war als Tänzer engagiert und performte nur das Playback. Die unverwechselbar sonore und tiefe Stimme aus den Lautsprechern hatte Farian eingesungen – ein offenes Geheimnis.

Frank Farian: Der Schlingel hinter Milli Vanilli

Auch das von Farian ab 1988 produzierte Projekt Milli Vanilli landete einen internationalen Hit nach dem anderen: Das Album "All Or Nothing" und die Singles "Girl You Know It's True", "Baby, Don't Forget My Number" und "Girl I'm Gonna Miss You" wurden nicht nur in Deutschland und Europa Verkaufsschlager, sondern eroberten sogar in den US-Charts Platz 1. Es folgten mehrere "American Music Awards" und ein "Grammy".

Doch der Erfolg der beiden "Sänger" nahm 1990 ein jähes Ende, als Farian nach internen Streitigkeiten das Geheimnis lüftete, dass das Pop-Rap-Duo ebenfalls nur die Lippen zur Musik bewegt hatte. Die echten Stimmen stammten von anderen Profi-Sängern.

Diese Nachricht sorgte vor allem in den USA für einen Riesenwirbel. Milli Vanilli wurde der "Grammy" wieder aberkannt, Farians Folgeprojekt unter ähnlichem Namen konnte nicht an den Erfolg von Milli Vanilli anknüpfen.

Das von Frank Farian produzierte Duo Milli Vanilli bestehend aus Rob Pilatus (r) und Fabricio Morvan bei einem Auftritt 1989. Ihr Album "All Or Nothing" und die Singles "Girl You Know It's True", "Baby, Don't Forget My Number" und "Girl I'm Gonna Miss You" wurden nicht nur in Deutschland und Europa Verkaufsschlager, sondern eroberten sogar in den US-Charts Platz 1. Es folgten mehrere "American Music Awards" und ein "Grammy". Die beiden sangen jedoch immer Playback. Als sie einforderten, selbst singen zu dürfen und Farian sie wegen aus seiner Sicht mangelnder Qualität nicht ließ, kam es zum Eklat.
Das von Frank Farian produzierte Duo Milli Vanilli mit Rob Pilatus (r) und Fabricio Morvan bei einem Auftritt 1989.

Kindheit in Kirn, Koch im Saarland: Frank Farians Leben vor der Musik

Von den Erfolgen und dem Skandal war noch nichts zu ahnen, als Frank Farian im Sommer 1941 als Franz Reuther in Kirn (Landkreis Bad Kreuznach) zur Welt kam. Ohne Vater, der im 2. Weltkrieg gefallen war, wuchs er mit zwei Geschwistern bei seiner Mutter an der Nahe auf. Von ihr, die sehr gut singen und Klavier spielen konnte, habe er auch die musikalischen Gene geerbt, erzählte er in einem Interview. Bis diese sich jedoch entfalten konnten, sollte es noch etwas dauern: Nach seinem Hauptschulabschluss zog er 14-Jährig ins Saarland, um Koch zu lernen – "weil ich ständig Hunger hatte und dachte, da habe ich immer etwas zu essen."

Den Kochlöffel sollte der junge Farian jedoch nicht lange schwingen. Aus einem Festzelt in Luxemburg hörte er Rock'n Roll. Doch statt der erwarteten Schallplattenmusik stand auf der Bühne eine echte Band mit Sänger, Gitarristen und Schlagzeuger. Für Farian ein Schlüsselmoment, wie er 2007 dem SR in einem Interview berichtete: "Da gab es eine Explosion in meinem Kopf und ich konnte nicht mehr kochen."

"Da gab es eine Explosion in meinem Kopf - und dann konnte ich nicht mehr kochen."

Er kaufte Instrumente, Verstärker und gründete seine erste Band "Frankie Farian & die Schatten". Sie tourten durch das Saarland, spielten in rheinland-pfälzischen US-Army-Clubs und sogar als eine von nur drei deutschen Bands im legendären Hamburger Star Club. Weil der große Erfolg jedoch ausblieb und das Geld knapp wurde, startete Farian eine Solo-Karriere als Schlagersänger und landete 1976 mit "Rocky" einen Nummer 1-Hit in den deutschen Single-Charts.

Frank Farian - Rocky (ZDF Disco 27.3.1976) (VOD)

Der Erfolg brachte ihm Geld und damit die Möglichkeit, die Musik auszuprobieren, die in ihm schlummerte. Und so produzierte er "Baby Do You Wanna Bump", castete die Gruppe Boney M. und startete ins internationale Musikgeschäft.

Dort ist Farians Name nicht nur mit Boney M. oder Milli Vanilli verknüpft. Er produzierte viele weitere, bekannte Künstler und Gruppen, darunter La Bouche, No Mercy oder Meat Loaf. Für sie coverte er Songs und Volksweisen oder legte Remakes eigener Titel auf. "Ich bin ein guter Bastler, kein großer Komponist", sagte er darauf angesprochen einmal in einem Interview.

Comeback auf TikTok mit Rasputin-Challenge

Und so bastelte er bis in die jüngste Zeit. 2020 etwa, als einer seiner Songs ein Comeback erlebte, das er selbst nicht für möglich gehalten hatte. Sein Boney M.-Titel "Rasputin" von 1978 ging nach mehr als 40 Jahren auf Tiktok viral: Binnen eines halben Jahres wurde der Sound weltweit in fast 9 Millionen Videos mit mehr als 22 Milliarden Views verwendet. Die Tanzchallenge schaffte so viel Aufmerksamkeit, dass die Abrufzahlen der Accounts von Boney M. bei anderen Streamingdiensten oder Social Media-Kanälen ebenfalls durch die Decke gingen.

Farian, der sein Gespür für Trends oft genug unter Beweis gestellt hatte, packte die Gelegenheit beim Schopf: Fast 80-Jährig produzierte er in seinem Studio in Miami, wo er seit vielen Jahren lebte, fünf Remixes alter Songs. Dort ist er nun im Alter von 82 Jahren gestorben.

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