Die Verfilmung "Girl You Know It's True" erzählt die Geschichte der deutsch-französischen Pop-Band Milli Vanilli nach einer wahren Begebenheit. Das Pop-Duo hat kein Lied selbst gesungen, sondern bewegt lediglich die Lippen zu den Stimmen der echten Sänger. Einer der größten Skandale im Musikgeschäft der 80er Jahre!
Der Film von Regisseur Simon Verhoeven mit Matthias Schweighöfer in der Rolle des Musikproduzenten Frank Farian ist am 21. Dezember in den deutschen Kinos erschienen. Wir haben mit SWR1 Kinoexperte Peter Beddies gesprochen, der ihn bereits vorab gesehen hatte.
SWR1: Ist das ein Film für Bescheidwisser, also für diejenigen, die den Skandal damals miterlebt haben oder doch eher für junge Musikinteressierte?
Peter Beddies: Das funktioniert wirklich für beide Gruppen. Regisseur ist Simon Verhoeven und er schafft es immer wieder, in seinen Filmen (wie "Willkommen bei den Hartmanns" oder "Männerherzen") so eine kuschelige Atmosphäre zu schaffen und einen trotzdem nicht einzulullen. Hier berichtet er in erster Linie von den beiden jungen Männern, die Ende der 80er Jahre wirklich zu Megastars wurden.
Es sind alle Hits der Band zu hören, die wirklich schönen Auftritte sind zu sehen. Aber es geht eben auch um den Mann, der die beiden dazu angestiftet hatte, Betrug zu begehen. Also nicht zu singen, sondern nur so zu tun wie das Jahre zuvor bei Boney M. auch schon der Fall war.
SWR1: Der Mann im Hintergrund ist Frank Farian. Wie wird der denn dargestellt? Ein Unsymphat?
Beddies: Nein, ganz und gar nicht. Wir lernen ihn als Perfektionisten kennen, als Mensch, der mit einem sehr guten Gespür für Hits ausgestattet ist. Der taucht im Film auf und stellt uns zum Beispiel die echten Musiker vor, die wirklich nie jemand gesehen hat, die auch nicht aussahen wie Stars, aber wirklich tolle Musiker waren.
Es geht um die berühmten 15 Minuten Ruhm und was die kosten können. Das ist ein toller, intensiver Film, der Milli Vanilli die Würde zurückgibt. Und wenn man vielleicht jemanden hassen könnte nach diesem Film, dann sind es die Plattenbosse, denn die werden wirklich sehr unsympathisch dargestellt.
SWR1: Wie schaut Musikproduzent Frank Farian auf den Film und vor allem auf den Skandal?
Beddies: Farian hat sich aus dem Film komplett rausgehalten. Es geht ja darum, dass man im Film die Songs hören muss, und Frank Farian besitzt die Rechte daran. Er hat sie für den Film an die deutschen Filmemacher verkauft. Es gibt wohl noch ein weiteres Projekt in Hollywood über Milli Vanilli, aber die Deutschen waren schneller.
Farian hat den Film viermal gesehen, sagt er. Er meint, dass der Film nicht so ganz mit dem übereinstimmt, was er erlebt hat. Aber was ihn total begeistert hat, das ist Matthias Schweighöfer.
SWR1: Schweighöfer war damals noch ein Kind, als der Skandal aufgeflogen ist. War er eigentlich damals Fan des Pop-Duos?
Beddies: Das wollte ich auch von ihm wissen. Ich habe ihn letzte Woche in Berlin getroffen, und hier ist seine Antwort:
Beddies: ... und wenn es einer wissen muss, dann ist es Matthias Schweighöfer, der nämlich neben einem guten Schauspieler auch noch ein exzellenter Musiker ist.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.
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