Mehrere hundert Menschen waren beim Tag der offenen Tür in der neuen Flüchtlingsunterkunft in Nieder-Olm. Mit so viel Interesse der Anwohner hat nicht jeder gerechnet.
Almut Schultheiß-Lehn, die zweite Beigeordnete des Kreises Mainz-Bingen, war sichtlich beeindruckt von den vielen Menschen, die sich durch die Flure der neuen Flüchtlingsunterkunft drängelten. "Ich bin sehr erstaunt", sagte die CDU-Politikerin, die im Kreis für die Unterbringung von Flüchtlingen verantwortlich ist.
Als einen Grund für den großen Zuspruch nennt sie die große Demonstration in Nieder-Olm Mitte Februar gegen Rechtsextremismus, für Demokratie und Toleranz. "Da haben wir schon ein Gefühl dafür bekommen, wie wichtig das für uns ist und dass wir auch tolerant sind, es auch leben müssen."
Auch der Nieder-Olmer Stadtbürgermeister Dirk Hasenfuss (FWG) war an diesem Nachmittag in der Flüchtlingsunterkunft. "Nein, ich bin ehrlich gesagt nicht überrascht über die vielen Menschen hier", sagte er und bezog sich ebenfalls auf die Demonstration am Wochenende. "Da waren rund tausend Demonstranten auf dem Marktplatz. Das hat gezeigt: Nieder-Olm ist eine weltoffene und bunte Stadt".
Die Möglichkeit, die Unterkunft zu besichtigen, ist wichtig
Natürlich habe es Bedenken gegen die Unterkunft im Nieder-Olmer Kreuzhof in der Bevölkerung gegeben, gibt Bürgermeister Hasenfuss zu. Aber solchen Bedenken könne man entgegenwirken, wenn man offen damit umgehe. "Das habe ich auch dem Kreis gesagt: Es muss eine offene Kommunikation stattfinden, so wie das jetzt hier mit dieser Möglichkeit der Besichtigung passiert."
Und auch für die zweite Kreisbeigeordnete Schlutheiß-Lehn ist der Tag der offenen Tür extrem bedeutend: "Es ist wichtig, dass die Bevölkerung sieht, wie die Menschen hier leben. Das auch das Befremden ein bisschen vergeht. Und wir wollen natürlich, dass der ein oder andere auch mal hier hergeht und die Familien in der Unterkunft im Alltag unterstützt".
Interesse, Neugier und Bedenken bei den Besuchern
Und so drängelten sich die Nieder-Olmer an diesem Tag, um die Zimmer zu sehen, in den die Flüchtlinge wohnen werden, die Küchenzeile, in der gekocht werden soll oder auch die Spielzimmer für die Kinder, ausgestattet mit allerlei Spielzeug.
Eine der Besucherinnen sagte: "Ich hatte schon erstmal negative Gedanken mit einer Flüchtlingsunterkunft in meiner Nähe. Man hört ja von Konflikten in anderen Unterkünften und alleinstehenden Männern, die den ganzen Tag nichts zu tun haben."
Der Besuch in der Unterkunft beruhigt die Frau zumindest ein bisschen: "Man hat ja immer Angst vor dem, was man nicht kennt. Von daher gibt es schon ein besseres Gefühl, wenn man sieht, wie die Unterbringung tatsächlich ist."
Eine andere Frau sagt: "Ich arbeite seit 20 Jahren in der Kleiderkammer in Nieder-Olm, da habe ich immer wieder mit Flüchtlingen zu tun". Es sei interessant für sie zu sehen, wie das ehemalige Bürogebäude der Kreisverwaltung umgebaut wurde und wie die Geflüchteten tatsächlich hier leben müssen. "Schön wäre es, wenn die Menschen etwas näher im Ort leben könnten, der Kreuzhof liegt ja ein bisschen außerhalb."
Sprachkurse und Sport sollen bei der Integration helfen
Die ersten Flüchtlinge sind bereits in die neue Unterkunft in Nieder-Olm eingezogen. "Es handelt sich um Familien unter anderen aus der Türkei, Syrien und der Ukraine", erklärt Almut Schultheiß-Lehn. Platz gebe es in Nieder-Olm für 120 Personen.
Man werde versuchen, eine Mischung aus Familien und allein ankommenden Männern in die Unterkunft zu bekommen. Da sei man aber von den Zuweisungen durch das Land abhängig. Der Malteser Hilfsdienst ist laut Schultheiß-Lehn Tag und Nacht in der Unterkunft und ansprechbar. Die Flüchtlingshilfe werde regelmäßig in der Unterkunft sein. Außerdem sollen auch Sprachkurse in der Unterkunft angeboten werden.
Bei der Integration setzt Nieder-Olm auf Sport
Nieder-Olms Bürgermeister Dirk Hasenfuss sieht seine Stadt gerüstet für die Aufgaben, die durch die neue Flüchtlingsunterkunft im Kreuzhof auf sie zukommen. "Das sind Menschen, die Schutz und Hilfe suchen. Ich stehe dem allen offen gegenüber und von mir wird es keine Vorverurteilung geben", so Hasenfuss. Er habe mit den Nieder-Olmer Vereinen und den ehrenamtlich Tätigen gesprochen. Sport sei bei der Integration ein wichtige Sache.
Alle Vereine in der Stadt hätten signalisiert, dass sie all die Menschen aufnehmen werden, die zum Beispiel gerne mal Fußball, Handball oder Leichtathletik betreiben wollten.
Alles in allem scheinen die Voraussetzungen für die neue Flüchtlingsunterkunft in Nieder-Olm sehr gut zu sein. Sollte sich alles erfüllen, was am Tag der offenen Tür dort angeboten und in Aussicht gestellt wurde, könnte es geradezu ein Vorzeigeobjekt beim Thema Unterbringung von Flüchtlingen werden.