Wer will, dass Menschen ihr Auto stehen lassen und dafür Zug fahren, muss ein gutes Angebot schaffen. Aber: Auch in der Pfalz gibt es stillgelegte Bahnstrecken. Neue Gutachten zeigen, welche wieder aktiviert werden könnten.
Zugewucherte Gleise, marode Brücken, Bäume auf der Strecke - wer still gelegte Bahnstrecken wieder für Züge fit machen will, braucht Geld. Der Zweckverband mit dem sperrigen Namen "Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd" (ZÖPNV Süd) hat am Montag Gutachten vorgestellt bekommen zu fünf stillgelegten Pfälzer Bahnstrecken. Die Frage: Welche Reaktivierung lohnt sich?
Auf dem Prüfstand sind diese Strecken: In der Südpfalz die Verbindung zwischen Landau-Germersheim und Landau-Herxheim mit einem Neubau bis Rülzheim. In der Westpfalz die Eistalbahn zwischen Ramsen und Enkenbach. Dann die Strecke von Altenglan bis Lauterecken (beide Kreis Kusel) und von Lauterecken bis Staudernheim (Kreis Bad Kreuznach) an der Mittleren Nahe.
Strecke Landau-Germersheim: Reaktivierung lohnt sich
Der Topp-Kandidat für eine Wiederbelebung ist die Zugstrecke von Landau nach Germersheim: In dem Gutachten ist von bis zu 2.000 Fahrgästen pro Tag die Rede, von neuen Haltestellen im Queichtal und von Investitionen von bis zu 75 Millionen Euro. Die besten Chancen hätte wohl eine Regionalbahn, die von Pirmasens über Landau und Germersheim bis ins baden-württembergische Bruchsal durchfährt. Damit wären dann von der Südpfalz aus auch die Städte Stuttgart und Saarbrücken schneller zu erreichen. Aber auch eine Verlängerung der Karlsruher Stadtbahn ist im Gespräch.
Politik will schnelle Umsetzung
Züge zwischen Landau und Germersheim - das fordern die Südpfälzer Verwaltungsspitzen schon länger. Entsprechend sind die Reaktionen: "Das wäre ein großer Erfolg und die Schaffung eines neuen Ost-West-Korridors", sagt Fritz Brechtel, CDU-Landrat vom Kreis Germersheim. "Jetzt dürfen wir bitte keine Zeit verlieren", heißt es von Dietmar Seefeldt, CDU-Landrat vom Kreis Südliche Weinstraße. "Das ist ein schönes Ergebnis. Details sollten noch überarbeitet werden", fordert Landaus Verkehrsdezernent Lukas Hartmann (Grüne).
Für die Strecke zwischen Landau und Germersheim gab es schon einmal ein Gutachten, das zu einem negativen Ergebnis kam. Doch seit vergangenem Jahr gelten neue Kriterien für die Frage, wann es Geld gibt, um still gelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen. Die wurden nun bei den neuen Gutachten angewendet. Dazu gehören auch Klimaschutz-Fragen, zum Beispiel: wie viel klimaschädliches CO2 könnte gespart werden, wenn Menschen den Zug nutzen und das Auto stehenlassen? Weg vom Auto, hin zum Zug. Das könnte den stillgelegten Zugstrecken in der Pfalz zu einem Neustart verhelfen.
Ab wann fahren wieder Züge zwischen Landau und Germersheim?
Die Südpfälzer wollen, dass es nun schnell geht. Doch in wie vielen Jahren wieder der erste Zug zwischen Landau und Germersheim fahren könnte, darauf wollte am Montag niemand tippen. Vorentwurfsplanung, Entwurfsplanung, Förderantrag beim Bund stellen - einige Jahre wird es noch dauern. Das Land will außerdem eine Rangfolge aufstellen mit den stillgelegten Strecken in Rheinland-Pfalz, die die größten Chancen haben, bald wieder genutzt zu werden.
Strecke Landau-Herxheim: Deutlich schlechtere Chancen für Reaktivierung
Für die ebenfalls still gelegte Bahnstrecke von Landau ins benachbarte Herxheim (Kreis Südliche Weinstraße) stehen die Chancen für eine Wiederbelebung deutlich schlechter. Auch das hat ein Gutachten im Auftrag des ZÖPNV Süd ergeben. Für dieses Strecke soll es zwar noch eine sogenannte Machbarkeitsuntersuchung geben - doch mit einer Reaktivierung rechnen Gutachter und ZÖPNV Süd nicht wirklich. Zu viel müsste neu gebaut werden, die Kosten wären dadurch sehr hoch.
Mobilität Stillgelegte Bahnstrecken reaktivieren – Mit dem Zug ins Dorf
Über 5.000 Schienenkilometer hat die Bahn seit 1994 stillgelegt. Bürgerinitiativen und Kommunen kämpfen für die Wiederbelebung toter Gleise.
Zukunft für stillgelegte Strecken in Westpfalz
Neue Ergebnisse zur Eistalbahn sollen im Dezember vorgestellt werden. Die Glantalbahn wurde von den Gutachtern geteilt: in einen nördlichen Teil zwischen Staudernheim und Lauterecken und einen südlichen Teil zwischen Lauterecken und Altenglan. Kurz gesagt: der südliche Teil hat keine Chance auf eine Reaktivierung - der nördliche schon. Hier geht es um 20 Kilometer Schiene, die wieder fit gemacht werden müssten. 500 Auto-Fahrten pro Tag könnten laut Gutachten mit der Reaktivierung der Strecke wegfallen. Auch bei der Strecke Staudernheim (Kreis Bad Kreuznach) nach Lauterecken (Kreis Kusel) soll nun weiter geplant werden.
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