Was hat den fünfstündigen Stromausfall in Ludwigshafen am Freitagabend ausgelöst? Veraltete Technik? Wir haben Stadtwerke in der Pfalz nach dem Zustand ihrer Anlagen gefragt.
Steffen Albert, stellvertretender Vorstand bei den Stadtwerken Grünstadt redet nicht lange um den heißen Brei herum: Im Beritt der Stadtwerke Grünstadt gebe es neue und es gebe alte Leitungen. Man tue, was man könne, investiere regelmäßig große Summen, um Leitungen und Anlagen auf dem neuesten Stand zu halten.
Aber: den Vorgaben des Gesetzgebers könne man aktuell kaum nachkommen. Den Aufgaben der Zukunft sei man noch nicht gewachsen. Beispiel E-Mobilität. Wenn E-Autos im Straßenbild bald normal seien, könnte man mit den aktuellen Leitungen keine absolut sichere Stromversorgung gewährleisten.
Umstrukturierung hin zur E-Mobilität - Fass ohne Boden
"Die Umstrukturierung hin zur E-Mobilität ist ein Fass ohne Boden", erklärt Steffen Albert im Gespräch mit SWR Aktuell. "Wir können nicht jede Straße aufreißen und Unmengen von Kupfer im Boden versenken für neue Leitungen. Und am Ende setzt der Gesetzgeber statt auf E-Mobilität auf Wasserstoff", wirbt der stellvertretende Vorstand der Stadtwerke Grünstadt um Verständnis.
Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel
Zudem habe man wie jede andere Branche seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges mit unglaublichen Lieferschwierigkeiten zu kämpfen: Auf einen neuen Trafo warte man aktuell ein Jahr lang. Und selbst wenn er dann da sei, müsse man schauen, wer ihn dann verbaut. Auch die Stadtwerke würden sehr unter dem Fachkräftemangel leiden.
Lehren ziehen aus dem Black Out am Freitagabend
Auch in Grünstadt war am Freitagabend der Strom ausgefallen, wenn auch nur für 45 Minuten und aus anderen Gründen als in Ludwigshafen. Dennoch sei man schon fast froh, über den "Mini-Blackout", so Albert. Auf diese Weise könne man resümieren, was am Freitagabend gut und was schlecht gelaufen sei, um noch besser auf solche Vorfälle vorbereitet zu sein, sagt Steffen Albert.
Stadtwerke Speyer bleiben technisch am Ball
Die Stadtwerke Speyer hingegen sind laut eigener Aussage sicher, bezüglich ihrer Technik immer auf dem neuesten Stand zu sein. Sie unterziehen sich alle fünf Jahre einer freiwilligen Selbstkontrolle beim Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, so eine Pressesprecherin der Speyrer Stadtwerke. Stromanbieter, die eine sichere Versorgung gemäß des Energiewirtschaftsgesetzes garantieren, bekommen dann auch eine Art "Gütesiegel".
Hinzu käme: Trafostationen würden regelmäßig ausgetauscht, Leitungen geprüft und vorsorglich auf Stand gebracht. Als GmbH arbeite man zudem eigenständig und könne auch unabhängig von der Stadt Speyer in Sachen Technik immer auf dem aktuellen Stand bleiben und in diese investieren.
Frankenthal: Technik auf der Höhe der Zeit
Die Stadtwerke Frankenthal betonen, recht junge Anlagen und Leitungen zu haben. Die Technik würde regelmäßig inspiziert und instandgesetzt. Große wichtige Schaltstellen seien erst in jüngster Vergangenheit ersetzt worden. Dringend notwendige Investitionen in die Technik seien immer möglich. Im Durchschnitt sei für den Endverbraucher in den letzten beiden Jahren maximal eine halbe Minute der Strom weggeblieben. Am Freitagabend war es dennoch ein wenig anders: In Frankenthal saßen die Bürger bis zu 30 Minuten im Dunkeln.
TWL: Nach Stromausfall Millionen Investitionen geplant
Die Technischen Werke Ludwigshafen, in deren Bereich der großflächige Stromausfall am Freitagabend fiel, erklärten, das Stromversorgungsnetz der Stadt Ludwigshafen habe unterschiedliche Kabeltypen - anfällige und weniger anfällige. Störungen würden regelmäßig beobachtet und ausgewertet. Je nach Priorität der Kabel würden diese dann eben gewartet und ersetzt. Jährlich investiere TWL Millionen ins Stromnetz. 6,7 Millionen Euro seien es im laufenden Jahr.
Ein defekter Schalter im Umspannwerk Ludwigshafen-Mundenheim hatte am vergangenen Freitagabend für einen fünfstündigen Stromausfall in vielen Stadtteilen Ludwigshafens gesorgt. 76.000 Haushalte waren vom Stromausfall insgesamt betroffen.
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