In einem Waldstück in der Südpfalz werden zwei Hektar für die Zukunft fit gemacht. Dabei stehen die Forstleute vor der Entscheidung: Welcher Baum darf weiterwachsen – welcher muss weg?
"Wir stehen hier vor einer grünen Hölle", sagt Jakob Franz. Der Leiter des Forstamts Haardt in der Südpfalz schiebt Gestrüpp weg. Seine Hose verhakt sich in Brombeersträuchern. Die grüne Hölle, das ist ein Waldstück bei Eußerthal (Kreis Südliche Weinstraße): zwei Hektar groß, Hanglage. Vor gut 15 Jahren ist hier ein heftiger Sturm durchgefegt und hat Bäume platt gemacht. Dann kam der Wildwuchs. Und mit ihm ein Schatz.
Der Schatz ist zwei bis drei Meter groß. Es sind junge Berg-Ulmen. Der Wind hat sie hierher transportiert. Dann sie sind angewachsen.
Der Schatz soll helfen, dass dieses Waldstück besser mit den Auswirkungen der Klimakrise fertig wird. Und der Forstwirtschaft auch noch in über 100 Jahren Ertrag bringt. Das Ziel ist, dass die Menschen das bekommen, was sie vom Wald erwarten: Sauerstoff, Holz, Erholung und einen Ort, der das Treibhausgas CO2 speichert.
Pfälzerwald soll für den Klimawandel fit gemacht werden
In dem Waldstück bei Eußerthal entscheiden die Forstleute: Welcher junge Baum darf weiterwachsen - welcher muss weg? Der Wald im Klimawandel soll im besten Fall ein Mischwald sein, mit vielen verschiedenen Baumarten, am besten mit Laubbäumen, am besten aus Hartholz. "Wir müssen vitale Einzelbäume erzielen, die eine Verhandlungsmasse haben im Klimawandel", sagt der Leiter des Forstamts Haardt, Jakob Franz.
Neben den Ulmen wachsen auf dem zwei Hektar großen Waldstück, das im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz ist, außerdem junge Bergahorn-Bäume, Eichen, Esskastanien, Birken, Douglasien, Lärchen und Fichten. Und Buchen, die an dieser Stelle dominant sind und gerne alle anderen Baumarten verdrängen.
Forstleute haben Zukunftsbäume ausgewählt
Deswegen sind die Forstleute an einem regnerischen Tag im Wald unterwegs, mit Motor- und Handsägen. Die Bäume, die weiterwachsen sollen, haben eine weiße Markierung. Das sind die Zukunftsbäume. Vor Ort entscheiden die Forstleute: Welche anderen Bäume behindern diesen Zukunftsbaum, welche dürfen nicht bleiben? Mit dabei ist auch Jolanda Maurer, angehende Försterin:
Je nach Größe und Standort werden die Bäume mit der Motorsäge gefällt, mit der Handsäge angesägt und umgeknickt oder die Rinde wird so verletzt, dass der Baum nicht sofort, sondern erst in zwei, drei Jahren abstirbt. Abgesägtes wird liegen gelassen. Es verrottet und liefert Nährstoffe für den Wald. Eine Buche muss weg, weil neben ihr eine Ulme steht. Eine Fichte wird abgesägt, weil neben ihr eine Esskastanie wächst.
Pflege vom Wald wird wichtiger
Das Durchkämmen und Pflegen der Waldfläche bei Eußerthal im Pfälzerwald kostet Zeit. Es ist eine Arbeit, die zukünftig verstärkt auf die Forstleute zukommt. In den Wäldern in Rheinland-Pfalz gibt es sehr viele geschädigte Bäume. Nur noch knapp 15 Prozent von ihnen gelten als gesund. So steht es im Waldzustandsbericht 2023.
Im Wald bei Eußerthal steht Vorarbeiter Stefan Günther und sagt:
Die zwei Hektar Wald sind bearbeitet. Die Zukunftsbäume, die jungen Ulmen, Ahornbäume und Esskastanien haben mehr Platz bekommen. In den nächsten Jahrzehnten werden sie mit Hitze, Trockenheit, Stürmen und Starkregen zurecht kommen müssen. Die Forstleute hoffen, dass sich die jungen Bäume daran anpassen können.
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