Eine Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung kommt zu dem Ergebnis: Erzieherinnen von Kitas sind besonders belastet, wenn viele Kinder aus ärmeren Familien kommen oder weniger soziale Kontakte haben. Wir haben in einer Ludwigshafener Kita nachgefragt.
"Die Kinder hören nicht mehr auf Erwachsene. Der Respekt fehlt", sagt Heike Schlicker. Sie arbeitet in der evangelischen Kita im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof. "Das kommt sehr viel vom Elternhaus. Und das wird tendenziell mehr."
Aber es spiele dabei keine Rolle, ob die Kinder aus gut situierten oder ärmeren Elternhäusern stammten.
Studie: Kinder gut zu fördern ist großer Aufwand
Laut einer Studie des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit sind es vor allem Kinder aus ärmeren Familien und Kinder mit kleinem sozialen Umfeld, die den Betreuerinnen und Betreuern Mehrarbeit bereiten. Solche Kinder angemessen zu fördern, sei ein erheblicher Aufwand. Oft würden dafür die Ressourcen fehlen. Das ist das Ergebnis der Studie.
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"Ungezogene" Kinder kommen aus allen Schichten
Anstrengend ist die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher auch in der Kita im Hemshof oft: "Wir haben Kinder, die uns mit Sachen bewerfen und bespucken", berichtet auch Anke Tissberger-Weise, Leiterin der Kita im Hemshof. Dabei spiele der soziale und finanzielle Hintergrund der Kinder keine Rolle.
Oft stammten Kinder mit auffälligem Verhalten sogar eher aus einem reichen Elternhaus, sagt Tissberger-Weise. "Das sind die Kinder der Gebildeten und der Doktoren. Gleichzeitig haben wir liebevolle Eltern, die nicht lesen und schreiben können, aber bemüht sind um ihre Kinder."
Auch dass die Erzieherinnen und Erzieher Kindern aus armen Verhältnissen mehr beibringen müssen, stimmt laut der Kita-Leiterin so pauschal nicht. "Wir haben auch Fälle, da darf ein fünfjähriges Kind auf Wunsch der Eltern nicht mit uns Mittagessen. Und der Grund ist, dass es zuhause noch gefüttert wird. Mit fünf Jahren!", erzählt sie. "Andere Kinder sollen nur essen, wenn ein Handy vor ihnen liegt." Das seien oft Kinder aus sogenannten guten Verhältnissen.
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In solchen Situationen sei der Austausch mit den Eltern wichtig. "Manche Eltern wollen nicht wahrhaben, dass ihre Kinder bestimmte Auffälligkeiten haben", sagt Erzieherin Heike Schlicker. Solche Diskussionen mit den Eltern würden teilweise viel Zeit kosten.
Kitas in Ludwigshafen: Personalmangel riesiges Problem
In der Kita im Hemshof haben sie extra für die Zusammenarbeit mit Familien eine Teilzeit-Stelle geschaffen. Denn gerade das fehlende Personal ist in vielen Kitas ein Problem. "Das System ist dermaßen auf Kante genäht, schon ohne zusätzlichen Förderbedarf haben viele Kitas zu wenig Personal", kritisiert Claudia Theobald vom Kita-Fachkräfte-Verband Rheinland-Pfalz.
"Wenn das so weitergeht, müssen wir uns fragen: Welche Angebote für die Kinder sind unverzichtbar und welche nicht so wichtig?"
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Kita-Fachkraft-Verband fordert besseren Personalschlüssel
Theobald fordert, Kitas, die Kinder mit besonders hohem Förderbedarf haben, mehr zu unterstützen. Auch Kita-Leiterin Anke Tissberger-Weise wünscht sich ein Umdenken. Der aktuelle Personalschlüssel sei nicht vernünftig. Besser seien mehr kleinere Kitas mit weniger Kindern. "Es wird ja oft mehr Personal gefordert. Das bedeutet für mich immer: Mehr Urlaub, mehr Krankheit. Habe ich weniger Kinder, kann ich das eher auffangen."
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