Über eine spezielle App werden in der Pfalz bei Notfällen Ersthelfer übers Handy alarmiert. So konnten seit Oktober bereits mehrere Leben gerettet werden. Was steckt genau dahinter?
Wenn ein Notruf abgesetzt wird, zählt jede Sekunde, vor allem bei Atemstillstand oder Bewusstlosigkeit, sagen Experten. Denn schon nach ein paar Minuten können erste Gehirnzellen absterben und zu neurologischen Schäden führen. Die Einführung der "Katretter"-App soll genau das verhindern.
Und so funktioniert sie: Über die App werden die Freiwilligen alarmiert, die sich in der Nähe des Unfallortes aufhalten. Innerstädtisch bezieht sich diese Angabe auf einen Radius von 750 Metern und im ländlichen Raum auf einen Bereich von 1.500 Metern. Das heißt, die Ersthelfer treffen nach wenigen Minuten ein und können direkt Erste-Hilfe leisten - zum Beispiel mit einer Reanimation oder einer Herz-Druck-Massage. Aber gibt es denn überhaupt ausreichend Freiwillige?
Die Katretter-App - eine Erfolgsgeschichte
Die Rettungsdienstbehörde und die integrierte Leitstelle Ludwigshafen, die das Ersthelfersystem einführten, planten bis Mitte des Jahres mit 600 Anmeldungen in der App. Diese Zahl wurde nun bereits nach drei Monaten übertroffen, berichtet Roman Strauß von der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen. Er ist Leiter der Katretter-App in der Vorderpfalz und nennt die Entwicklung eine "Erfolgsgeschichte".
Seit dem Start der App seien in mehr als 70 Prozent der Notfälle Ersthelfer zum Einsatz gekommen. Nun werden 1.000 Anmeldungen und eine 100-prozentige Beteiligung an Notfällen angestrebt, betont Strauß.
Reingeplatzt in einen Gottesdienst
In Deidesheim ging der Alarm der Katretter-App bei Dorothee Funk los. Die 25-jährige ist Notfallsanitäterin in Haßloch und ehrenamtlich Katretterin. Der Notruf kam aus einem Gottesdienst.
"Da ist eine Patientin kurzzeitig bewusstlos geworden und ich bin dann in den Gottesdienst reingeplatzt", berichtet Funk, die der Patientin schnell helfen konnte. In einem anderen Einsatz über die App musste sie eine Frau reanimieren. Durch ihr schnelles Eingreifen rettete sie das Leben der Patientin.
Mitmachen, um Leben zu retten
Markus Maier ist kaufmännischer Angestellter bei der BASF und seit seinem achten Lebensjahr bei der freiwilligen Feuerwehr. Er hatte eine Woche nach der Registrierung in der App seinen ersten Notfall, als er gerade auf dem Weg zu einer Veranstaltung war.
Bei dem Notfall handelte es sich um eine bewusstlose Person, die erbrochen hatte und falsch gelagert war, erzählt er von seiner Erfahrung. Durch seinen schnellen Einsatz konnte er Schlimmeres verhindern.
"Es gibt nur Positives über die App zu sagen"
Das Katretter-Ersthelfersystem bietet viele Vorteile: Nicht nur der Patient oder die Patientin profitieren von dem schnellen Eintreffen der Ersthelfer, auch Angehörige, die aufgrund der Notsituation in Panik ausbrechen oder einfach überfordert sind. Auch im ländlichen Raum ist es von Nutzen, wenn Ersthelfer an einem Notfall beteiligt sind. Kommt beispielsweise ein Notruf aus dem Pfälzerwald, kann es passieren, dass die Ortsangaben ungenau sind. Wenn ein Ersthelfer die Gegend kennt, weiß er vielleicht genauer, von welcher Stelle der Notruf abgesetzt wurde.
Roman Strauß betont, dass es daher besonders wichtig sei, dass die Anzahl an Ersthelfern im ländlichen Raum weiter zunimmt. Katretter gibt es nicht nur in der Vorderpfalz seit Oktober, sondern auch im Kreis Bad Dürkheim, in Neustadt und Speyer.
Wie man Lebensretter werden kann:
Wer Ersthelfer oder Ersthelferin werden möchte, muss einen erfolgreich absolvierten Erste-Hilfe-Kurs vorweisen können. Während ihres Einsatzes sind die Freiwilligen versichert und haben nach einem Einsatz auch die Möglichkeit psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
"Die App ist kostenfrei und man hat keine Verpflichtung. Man hat jederzeit die Möglichkeit einen Einsatz auch abzulehnen", erklärt Markus Maier. Zudem müsse man auch keine Angst haben, dass der Alarm jede Nacht losgehe. "Man kann als Katretter einfach Leben retten."
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