Die ersten Menschen sind in das neue Flüchtlingsheim in der Bayreuther Straße eingezogen. Bis zu 450 Geflüchtete sollen in der Unterkunft wohnen. Die Standortwahl ist umstritten.
"Hier wohnen ohnehin schon zu viele Leute auf kleiner Fläche." Zwei Anwohnerinnen an der Bayreuther Straße in Ludwigshafen sind unzufrieden mit der Standortwahl für die neue Unterkunft. Wie alle anderen Nachbarn, die mit dem SWR gesprochen haben, wollen die Frauen anonym bleiben.
"Wir haben hier schon genug Probleme", sagt die jüngere der beiden. Sie sei in der Hochhaussiedlung an der Bayreuther Straße aufgewachsen und habe schon viel erlebt. Von vermüllten Gärten über kriminelle Nachbarn bis hin zu Prügeleien im Innenhof. Sie habe Angst, dass das noch weiter ausarten könnte, wenn die Geflüchteten nebenan einziehen. "Man kann nie alle über einen Kamm scheren", sagt sie zwar. "Aber wer weiß, was da für Leute dabei sind."
Bisherige Unterkunft in Ludwigshafen bot keinerlei Privatsphäre
Ein anderer Anwohner der Bayreuther Straße sieht das anders. Er finde es gut, dass die Geflüchteten jetzt endlich in besseren Unterkünften als bisher wohnen können. In ihrer alten Unterkunft im ehemaligen Einkaufscenter Walzmühle hatten sie ohne jede Privatsphäre gewohnt. Ihre Betten waren nur durch Bauzäune voneinander getrennt.
Notunterkunft geht in Betrieb Erste Flüchtlinge ziehen in der Walzmühle Ludwigshafen ein
Am Dienstag ziehen die ersten 26 Geflüchteten in die Ludwigshafener Walzmühle ein. In der Notunterkunft in einem leerstehenden Einkaufsmarkt können nach Angaben der Stadt bis zu 392 Menschen Platz finden.
Sie hätten Besseres verdient, sagt der Mann. "Das könnte genauso gut ich sein, wenn ich in ein anderes Land gehen würde. Jeder Mensch ist gleich, egal wo er herkommt und wie er aussieht." Ein Passant und ehemaliger Anwohner der Bayreuther Straße stimmt ihm zu. "Jeder Mensch hat hier eine Chance verdient."
So sieht das auch Flüchtlingshelferin Marianne Speck von der Bürgerinitiative Respekt: Menschen! Sie hätte sich aber noch bessere Bedingungen für die Geflüchteten gewünscht. "Diese Container-Siedlung ist nichts anderes als ein Lager. Von Wohnen ist da keine Rede." Die Standortwahl sieht sie gelassen. "Da gibt es mir zu viel Panikmache", sagt sie.
Platz für bis zu 450 Menschen Größte Flüchtlingsunterkunft der Stadt Ludwigshafen offiziell vorgestellt
Die Stadt Ludwigshafen hat die neue Flüchtlingssiedlung in der Bayreuther Straße vorgestellt. Es ist die bisher größte in Ludwigshafen und besteht aus Containern.
Große Streitereien zwischen Anwohnern und Geflüchteten sieht auch Jürgen Hundemer von der Ludwigshafener Tafel nicht kommen. Im Gegenteil: "Viele Leute, die hier wohnen, haben selbst einen Migrationshintergrund. Und sicher haben die Menschen auch teilweise ähnliche Interessen. Hätte man die Unterkunft in einem Nobelviertel gebaut, wäre die Integration schwieriger."
Anwohner befürchten Ärger und Ausschreitungen in Bayreuther Straße
Dass die Geflüchteten Streit mit den Anwohnern suchen würden, glauben auch die beiden Anwohner nicht, die sich für die Unterkunft ausgesprochen haben. Eher umgekehrt drohe die Gefahr, dass manche Anwohner die Flüchtlinge angreifen könnten. Das sehen auch die beiden Frauen so, die gegen den Standort für die Unterkunft sind.
Sicherheitsfirma bewacht Geflüchteten-Unterkunft
Während des Gesprächs mit den beiden fährt eine andere Frau mit dem Fahrrad vorbei. Sie flucht über die neuen Nachbarn und beleidigt sie rassistisch. "Sehen Sie?", sagt eine der Gesprächspartnerinnen. "Wir sind mit unserer Meinung noch harmlos. So wie die Frau auf dem Fahrrad denken hier viele. Deswegen haben wir Angst, dass es Ärger geben könnte."
Eine Angst, mit der sie offenbar nicht alleine sind. Denn das Container-Dorf ist komplett eingezäunt und wird rund um die Uhr von einer Sicherheitsfirma bewacht.
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