Mehr Bäume, weniger Parkplätze: Die Pläne der Stadt Landau sorgen seit Wochen für Wut in der Südstadt. Die Verwaltung holt nun die Bürger mit ins Boot.
Über mangelndes Interesse kann sich Stadt schon mal nicht beklagen: Rund 250 Leute kommen am Abend in die Maria-Ward-Schule, sogar die Raumaufteilung muss spontan umorganisiert werden, um alle unterzubringen.
Wenn Du nicht mehr weiter weißt, bilde einen Arbeitskreis?
Um drei Themenschwerpunkte soll es gehen: die Verkehrssicherheit in der Cornichonstraße, den Durchgangsverkehr im Wohnpark am Ebenberg und den Ausbau der Glacisstraße. Und weil der neue Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) die Bürgerbeteiligung im letzten Jahr zum Markenkern seines Wahlkampfs gemacht hat, werden die Bürger direkt in Arbeitskreise aufgeteilt. Nicht nur Kritik, auch Vorschläge sind willkommen, und werden fein säuberlich auf gelben Karteikarten vermerkt. Am meisten ist in dem Raum los, in dem es um die Glacisstraße geht. Das kommt wenig überraschend: Dass dort Parkplätze wegfallen sollen, sorgt schon länger für Unmut bei den Anwohnern, sogar eine Bürgerinitiative hat sich gegründet.
Anwohnerin: Es brennt mir unter den Nägeln
Und das ist auch heute Abend zu spüren. Natürlich seien sie wütend, sagen zwei Rentnerinnen dem SWR: "Wir haben eigentlich zu allen Themen Anliegen!" Sie haben Notizen dabei, die inhaltlich ein breites Spektrum abdecken. Es geht unter anderem um den Mangel an Parkplätzen in der Südstadt und um das Verhalten junger Fahrradfahrer im Allgemeinen ("..rasen, wie die Blöden…").
Verkehrswende Proteste von Anwohnern in Landau: Stadt will etwa 65 Parkplätze streichen
Mehr Bäume, weniger Parkplätze. Nach und nach will die Landauer Stadtverwaltung die Südstadt umbauen. Das Motto: Klimaschutz durch Radverkehr. Anwohnerinnen und Anwohner sind sauer.
Die Stadt hat die Veranstaltung mit Hilfe einer Firma aus Frankfurt organisiert. Die externen Moderatoren sorgen dafür, dass die Wortbeiträge nicht aus dem Ruder laufen, und führen jeden inhaltlichen Ausreißer sanft wieder zur Tagesordnung zurück. Tatsächlich hat man als Zaungast, der mal hier, mal dort zuhört, am Ende das Gefühl, das in jedem Raum eine konstruktive Arbeitsatmosphäre herrscht.
Parkplätze in der Südstadt: Da geht noch was
Die Leute werden inhaltlich abgeholt und mitgenommen, dennoch bleibt die Frage: Wie viel Bürgerbeteiligung ist überhaupt möglich, bei Projekten in dieser Größenordnung? Zur Einordnung: Der radgerechte Ausbau der Glacisstraße ist Teil des Mobilitätskonzeptes, das schon drei Jahre in Arbeit war, ehe es 2019 durch den Stadtrat ging. Und das ist auch schon wieder fast vier Jahre her. "Dass jetzt die Glacistraße nicht mehr zu einer Fahrradstraße umgebaut wird, wird nicht passieren", stellt Oberbürgermeister Dominik Geißler klar. Aber an der Parkplatzsituation könne man vielleicht noch was ändern. Deswegen sollen weitere Begehungen gemacht werden, insbesondere in den Abendstunden: "Ich will das jetzt nochmal hieb - und stichfest eruiert haben, wie die Parkplatzsituation dort ist".
Ob das ausreicht? Das wird sich zeigen. Im Stimmengewirr am Ausgang sind viele positive Töne zum Verlauf des Abends zu hören. Einige betonen aber auch, dass es für ein endgültiges Urteil noch zu früh ist: "Erst mal schauen, was draus wird."
Bürgerbeteiligung ist aufwendig - und teuer
Geißler ist am Ende des Abends jedenfalls zufrieden mit dem Austausch, ebenso Lukas Hartmann (Grüne), der als Verkehrsdezernent vor allem in den sozialen Medien oft in der Kritik steht: "Wenn das Verständnis füreinander dadurch etwas gewachsen ist, war es ein guter Abend."
Und ein aufwendiger Abend. Geschätzt fünfzehn Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind im Einsatz, gut zu erkennen an den Namensschildchen, dazu die drei externen Moderatoren. Insgesamt hat die zweistündige Veranstaltung die Stadt zwischen 10.000 und 15.000 Euro gekostet, so die erste Schätzung. Das sei ihm jetzt auch egal, so Geißler, das müsse einem die Bürgerbeteiligung schon wert sein. "Ich kann aber nicht wegen jedem Kleinprojekt so ein Riesending aufziehen, dann liegt meine Verwaltung bald lahm." Bei großen Maßnahmen wolle er aber an dem Konzept festhalten.
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