Frust bei Landwirten

Diese Erfahrungen machen Südpfälzer Bauern mit Aldi, Lidl und Co.

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Autor/in
Ulrike Brandt
SWR Reporterin Ulrike Brandt

Mittlerweile ist der Protest der Landwirte bei den Lebensmittelketten angekommen. Auch in der Südpfalz gibt es Kritik an Supermärkten und Discountern.

In Rheinland-Pfalz haben Bauern vor Zentrallagern protestiert. In Baden-Württemberg wurden unter anderem Supermärkte blockiert.

SWR aktuell hat mit drei Bauern in der Südpfalz gesprochen und sie gefragt: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Aldi, Lidl und Co.? Zwei von ihnen arbeiten über den Pfalzmarkt mit den großen Ketten zusammen, ein dritter hat sich aus diesem Geschäft zurückgezogen. Hier sagen sie, was sie sich von Discountern und Supermärkten wünschen:

Michael Zapf aus Kandel: "Mit Mini-Spitzkohl 40.000 Euro Verlust gemacht"

Zapf führt mit seiner Familie einen 100-Hektar-Betrieb in Kandel (Kreis Germersheim) in fünfter Generation. Zapf hat mehrere Standbeine: er beliefert die großen Ketten über den Pfalzmarkt, regionale Supermärkte direkt mit Spargel und Erdbeeren und verkauft außerdem direkt in seinem Hofmarkt mit eigener Bäckerei.

Kandel Landwirte Michael Zapf

Was er von den großen Lebensmittelhändlern hält? "Ich kann Positives und Negatives berichten", sagt Michael Zapf. Mit höherpreisigen Supermärkten funktioniere die Zusammenarbeit gut, mit den Discountern nicht: "Die ziehen viel Menge, aber am Ende verdienen wir nichts mehr."

Ich produziere nicht mehr für jeden Preis und liefere auch mal nix. Dann muss ich damit rechnen, dass die mich zwei Wochen lang boykottieren.

Die Sache mit dem Mini-Spitzkohl: Michael Zapf berichtet von einer Kundenanfrage. Einer der großen Einzelhändler wollte Mini-Spitzkohl von ihm haben. Zapf bestellte die Jungpflanzen, baute die Kultur an, erntete. "Die ersten zwei Wochen wurde abgenommen, was wir vereinbart hatten und dann ist das von 100 auf 0 eingebrochen." Zapf blieb erstmal auf der Ware sitzen. Den damaligen Verlust schätzt er auf 40.000 Euro. Einen schriftlichen Vertrag hatte er nicht: "Vieles läuft mündlich".

Kandel Landwirte Michael Zapf
Ein Hofladen auf 350 Quadratmetern: die Direktvermarktung will Landwirt Michael Zapf ausbauen.

Weg von den großen Ketten: Michael Zapf und seine Familie haben am Rand von Kandel einen großen Hofladen mit Bäckerei und Café aufgebaut. Sie setzen auf Direktvermarktung. Dieses Standbein will Zapf noch stärker ausbauen.

Für ihn hat das zwei Vorteile bei der Vermarktung: erstens bleibe die Marge, also die Differenz zwischen seinen Kosten und dem Verkaufspreis, direkt im Betrieb und zweitens helfe der direkte Kontakt zu den Kunden.

Hier kann ich erklären, warum der Spargel aussieht wie er aussieht, vielleicht krumm ist oder lila, dann kaufen die Kunden den auch.

Jürgen Zapf aus Kandel: "Für Discounter produzieren, lohnt sich nicht"

Auch Jürgen Zapf und seine Familie haben ihren Hof in Kandel, ebenfalls in fünfter Generation. Sie haben 90 Hektar Acker- und Gemüseflächen. Früher hat die Familie Blumenkohl und Brokkoli für die beiden Discounter ALDI und LIDL produziert. Mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns sei ihr Gemüse dann nicht mehr konkurrenzfähig gewesen.

Landwirt Jürgen Zapf

Die Leute gehen zu ALDI und LIDL, um billig einzukaufen. Doch das können wir deutsche Landwirte mit den derzeitigen Vorgaben wie Mindestlohn, Pflanzenschutz und CO2-Steuer nicht mehr leisten.

Was müsste sich ändern? In anderen Ländern könne günstiger produziert werden, Vorgaben seien dort nicht so streng. Deswegen fordert Jürgen Zapf, dass klar gekennzeichnet werden muss, woher ein Produkt kommt: "Das wäre ehrlich. Dann könnten die Kunden entscheiden, kaufe ich den Apfel aus Deutschland oder die Orange aus Spanien." Die Kunden könnten dann zeigen, wie wichtig ihnen die einheimische Produktion ist. Das ist Zapfs Hoffnung, falls die Herkunftskennzeichnung kommt.

Landwirt Jürgen Zapf

Verkauf über Automaten: Heute landet ein Drittel der Ernte von Jürgen Zapfs Betrieb in Automaten zum Selbstbedienen. Zehn Stück gibt es davon in der Südpfalz. Die werden regelmäßig frisch bestückt, sagt Zapf, zum Beispiel im Winter mit Feldsalat aus eigenem Anbau oder im Sommer mit Pflücksalat und Rucola. Der Betrieb funktioniert anders als früher:

Bei uns geht es nicht mehr um den maximalen Hektarertrag, sondern wir wollen Ware ernten, die auch wir gerne essen.

Michael Eichenlaub: "Wir produzieren alles ins Blaue hinein"

Ein paar Kilometer weiter in Herxheim (Kreis Südliche Weinstraße) steht der Betrieb von Michael Eichenlaub und seiner Familie. Auf 140 Hektar bauen sie Getreide, Mais, Zuckerrüben und Gemüse wie Salate, Kohlrabi, Sellerie und Kohl an. Mehr als 80 Prozent ihrer Waren verkaufen die Eichenlaubs über den Pfalzmarkt an Supermärkte und Discounter.

Landwirt Michael Eichenlaub Herxheim

"Just in time" für den Handel: Eine Bestellung, die erst morgens halb neun oder halb zehn Uhr hereinkommt - das passiert regelmäßig, sagt Michael Eichenlaub. Besonders im Sommer sei das eine besondere Herausforderung: "Da reduziert sich das Zeitfenster für die Ernte."

Das unternehmerische Risiko bleibt immer am Produzenten hängen. Ob die Ware abgenommen wird oder nicht, ist mein Risiko.

Das wäre kein Problem, sagt der Landwirt aus Herxheim, wenn der Preis stimmen würde: "Dann könnten wir alle Risiken abfedern."

Die Sache mit dem Wirsing: Auch Eichenlaub hat ein konkretes Beispiel für die Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels. Im vergangenen Jahr musste er mehrere Paletten mit Wirsing zurücknehmen. Der Einkäufer hatte "weiße Fliegen", einen Gemüseschädling entdeckt. Der Landwirt bekam alle Wirsingköpfe zurück. "Wir haben ihn dann nochmal kontrolliert und neu aufbereitet", sagt Eichenlaub. Er versteht das mit der Rücklieferung - fügt aber auch hinzu: "Ob die Ware genommen wird oder nicht, ist oft Interpretationssache."

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