In Neuburg (Kreis Germersheim) siedelt ein Projekt Europäische Sumpfschildkröten an. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder hat nun das 400. Tier ausgewildert.
Seit 2008 wildert die Umweltschutzorganisation Naturschutzbund Deutschland (NABU) die Sumpschildkröten aus. Zuerst geschah das im Altrheingebiet von Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis), seit 2017 auch in den Kanälen rund um Neuburg in der Verbandsgemeinde Hagenbach (Kreis Germersheim).
Denn die Europäische Sumpfschildkröte war seit den 1940er Jahren am Oberrhein ausgerottet, jetzt soll sie wieder in ihre einstige Heimat zurückkehren.
Umweltministerin Katrin Eder: Wiederansiedelung der Sumpfschildkröten macht Hoffnung
"In Zeiten des Klimawandels sind solche Artenschutzprojekte besonders wichtig und geben Grund zur Hoffnung", sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) bei ihrem Besuch.
Die Ministerin entließ dabei auch die 400. Schildkröte des NABU-Projekts an einem schilfbewachsenen Kanal in die Freiheit. Die Sumpfschildkröten werden für das NABU-Projekt vom Sea Life Aquarium in Speyer aufgezogen, bevor sie in die Natur entlassen werden.
Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige natürlich vorkommende Schildkrötenart in Deutschland
Europäische Sumpfschildkröten sind die einzige in Deutschland natürlich vorkommende Schildkrötenart. Die Tiere fühlen sich besonders in stillen oder langsam fließenden Gewässern wohl. Zum Beispiel im Uferbereich von Seen oder in Feuchtgebieten.
Früher hat die Europäische Sumpfschildkröte überall in den Rheinauen gelebt
"Die Schildkröte hat früher überall in den Rheinauen gelebt", sagt Wiebke Pasnigh vom Naturschutzbund Rheinland-Pfalz. "Umso schöner ist es, dass sie nun zurückkehrt". Dass die Schildkröte in der Pfalz überhaupt ausgestorben war, dürfte vor allem am Menschen liegen. Er hat in den vergangenen Jahrhunderten systematisch ihre Lebensräume zerstört, indem er den Rhein begradigt und Eiablageplätze am Ufer zerstört hat. Außerdem war die Sumpfschildkröte im Mittelalter eine beliebte Fastenspeise. Der Markt in Speyer war damals ein bekannter Verkaufsort für die Schildkröte.
Waschbären jagen, um Sumpfschildkröten zu retten?
Eine ausgewachsene Sumpfschildkröte hat in der Pfalz nur Waschbären als Feinde, eine Tierart, die aus Nordamerika eingeführt wurde. Eine Lösung wäre, die Raubtiere zu jagen, sagt Jean-Yves Georges vom Straßburger Institut Pluridisciplinaire Hubert Curien. Er ist Teil eines internationalen Teams von Forschern, der die Wiederansiedelung in der Pfalz und in anderen Orten Europas wissenschaftlich begleitet. In Deutschland sei das allerdings im Moment aufgrund der Schutzmaßnahmen schwieriger als in Frankreich.
Nachverfolgung der Europäischen Sumpfschildkröten ist schwierig
Die Forscher kontrollieren, wie gut die Ansiedlung funktioniert. Für die Nachverfolgung werden die Tiere mit kleinen Zahlencodes versehen. Einzelne der bereits ausgesetzten Tiere wurden so bereits wiedergefunden.
"In Neuburg sind die Feuchtgebiete sehr komplex", so Georges, die Sumpfschildkröte verteile sich dort sehr stark. "Diese Verteilung erschwert es, die Sumpfschildkröten weiterzuverfolgen." Der Forscher rechnet damit, dass erst in rund fünf Jahren klar sein wird, ob das Projekt erfolgreich ist. Ein anderer Erfolg sei aber jetzt schon sicher: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
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