Die zwölfjährige Luise aus Freudenberg wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz von zwei gleichaltrigen Mädchen erstochen. Die Tatverdächtigen sind nicht mehr bei ihren Eltern.
Wie der leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler bei einer Pressekonferenz mitteilte, ist Luise in Folge der Messerstiche und dem dadurch ausgelösten Blutverlust verstorben. Eine Obduktion am Montag habe diese Annahme der Ermittler bestätigt.
Ein Jahr nach der Tat: Was heute bekannt ist Erster Todestag: Alles Wichtige zum Fall der getöteten Luise aus Freudenberg
Es ist ein Fall, der bewegt - auch ein Jahr danach: Die zwölfjährige Luise wurde vermutlich von zwei Mädchen getötet. Wir geben einen Überblick, was bis heute bekannt ist.
Zwei Mädchen haben die Tat gestanden
Tatverdächtig sind den Angaben zufolge zwei Mädchen im Alter von zwölf und dreizehn Jahren. Die Mädchen seien dem Bekanntenkreis von Luise zuzuordnen. Nach Angaben der Mordkommission wurden die Kinder am Montag nach widersprüchlichen Aussagen erneut im Beisein der Eltern und psychologischer Betreuer befragt.
Bei der Vernehmung haben die Mädchen nach Angaben der Polizei die Tat auch gestanden. Zum Tathergang und zum Motiv machte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das kindliche Alter der beiden Mädchen keine weiteren Informationen öffentlich.
Der Staatsanwalt betonte bei der Pressekonferenz mehrfach, dass die Tat auch für die ermittelnden Behörden außergewöhnlich und erschütternd sei. Polizeisprecher Jürgen Fachinger ergänzte, dass die Tat alle Beteiligten besonders bewege: "Auch nach 30 Dienstjahren gibt es immer wieder Dinge, die man so nie erlebt hat. Das ist auch hier der Fall."
Mutmaßliche Täterinnen sind strafunmündig
Da die beiden mutmaßlichen Täterinnen jünger als 14 Jahre alt sind, sind sie laut Oberstaatsanwalt Mannweiler nicht strafmündig. Was Strafmündigkeit bedeutet. Zuständig sei jetzt das Jugendamt in Siegen. Bei der Tat seien nach jetzigem Ermittlungsstand keine erwachsenen Personen beteiligt gewesen.
Beide Mädchen wohnen zurzeit nicht bei ihren Eltern
Weitere Angaben zu den mutmaßlichen Täterinnen und ihrem Aufenthaltsort gab die Staatsanwaltschaft zum Schutz der Persönlichkeitsrechte nicht bekannt. Der zuständige Kreis Siegen-Wittgenstein teilte am Mittwoch mit, dass beide Mädchen vorerst nicht mehr bei ihren Eltern leben. Sie seien "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht". Das hänge auch damit zusammen, dass die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen.
Nach Angaben des Kreises haben die Mädchen aber weiterhin Kontakt zu ihren Eltern. "Der Kontakt zur Familie ist aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam und wird insofern unterstützt", teilte der Kreis mit.
Auch mit der Familie der getöteten Zwölfjährigen steht der Kreis nach eigenen Angaben in Kontakt. Sobald die Familie von Luise dies wünsche, werde das Kreisjugendamt die Familie jederzeit unterstützen.
Fundort der Leiche ist auch der Tatort
Am Sonntagnachmittag wurde das getötete Mädchen bei einer großen Suchaktion an einer Böschung neben einem Radweg bei Wildenburg auf rheinland-pfälzischem Gebiet gefunden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte bei der Pressekonferenz, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort sei.
Die Tatwaffe wurde nach Angaben der Mordkommission trotz groß angelegter Suche der Polizei bislang noch nicht gefunden. Demnach wird nach einem Messer gesucht. "Aktuell gehen wir eher von einem haushaltsüblichen Gegenstand aus, also keine Waffe im eigentlichen Sinne", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz, Mario Mannweiler, der "Siegener Zeitung". Die weiteren Ermittlungen übernimmt die Staatsanwaltschaft in Siegen.
Luise war bei einer Freundin zu Besuch
Luise stammt aus Freudenberg im Siegerland (Nordrhein-Westfalen). Sie hatte nach Polizeiangaben am Samstag eine Freundin im Vorort Hohenhain besucht. Zunächst wurde angenommen, dass sie sich von dort gegen 17:30 Uhr auf den rund drei Kilometer langen Heimweg gemacht hat. Der kürzeste Weg nach Freudenberg geht durch ein Waldstück. Doch der Leichnam wurde nicht dort, sondern in der entgegengesetzten Richtung gefunden.
Große Anteilnahme im Kreis Altenkirchen
Mit Entsetzen, Fassungslosigkeit und großer Trauer ist im Landkreis Altenkirchen die Nachricht vom Tod der zwölfjährigen Luise aus Freudenberg aufgenommen worden. Landrat Peter Enders (CDU) sprach den Angehörigen in einer schriftlichen Stellungnahme sein Mitgefühl und aufrichtiges Beileid aus: "Ich möchte alle Mitbürgerinnen und Mitbürger bitten, Luise und ihre Familie in ihre Gebete einzuschließen oder ihrer in einer anderen Form zu gedenken."
Getötete Luise - wie Experten den Fall einordnen
Der Bürgermeister aus dem Nachbarort Friesenhagen, Norbert Klaes (SPD), zeigte sich nach der Pressekonferenz fassungslos. Das Wildenburger Land sei eine friedliche Region, niemand habe sich vorstellen können, dass so etwas passieren könne. Diese Tat werde die Region so schnell nicht loslassen.
Psychologische Betreuung für Mitschüler
Bereits am Sonntagabend hatte es in Freudenberg eine Trauerandacht in der Stadt gegeben. Die Bürgermeisterin der Stadt Freudenberg, Nicole Reschke (SPD), ließ die Flaggen am Montag auf Halbmast setzen. Dem WDR sagte sie: "Wir sind in Freudenberg tief erschüttert und in Gedanken bei den Angehörigen."
An der Gesamtschule in Freudenberg, die Luise besucht hatte, fand am Montag und Dienstag zwar Unterricht statt, es gab aber auch Gesprächsangebote von Psychologen an die Mitschülerinnen und Mitschüler, wie ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg sagte. Das gelte besonders für die Klasse der getöteten Zwölfjährigen.
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