Das Theater Koblenz startet in die neue Spielzeit: Die Aufführungen finden aber in einem Zelt hoch über Koblenz statt. Denn das denkmalgeschützte Gebäude in der Stadt wird saniert.
Den Auftakt der neuen Saison macht am Samstagabend eine große Gala-Vorstellung. Dabei können die Zuschauerinnen und Zuschauer eine "Kostprobe" des Programms der kommenden Spielzeit erleben. Am Sonntagabend folgt dann die erste Premiere mit der Operettengala "Sterne des Südens". Das alles in dem neuen Theaterzelt auf dem Festungsplateau. Denn das angestammte Theater in der Koblenzer Innenstadt ist wegen der Generalsanierung gerade geschlossen.
Vor der großen Gala am Samstagabend konnten Interessierte am Freitagnachmittag einen Blick hinter die Kulissen im Theaterzelt werden und sich vom Intendanten Markus Dietze (auf dem Foto in der Mitte) alles erklären lassen. Das habe ihre Neugier geweckt, sagte danach eine Besucherin dem SWR. "Ich bin schon richtig gespannt auf die erste Vorstellung, die ich hier habe."
Aufführungen im Zelt auf dem Festungsplateau
Aufführungen im Zelt statt im Theater? Das wird sich für die Besucherinnen und Besucher anders anfühlen als sonst: Wenn sich die Tür zum Theaterzelt öffnet, geht der Blick direkt nach oben - bis zu 16 Meter hoch ist die Deckenplane, die von sechs großen Masten getragen wird. Im großräumigen Foyer stehen Tische und Stühle.
Vom Foyer führt der Weg in den Zuschauerraum. Dort vergisst man aber schnell, dass man in einem Zelt ist. Roter Vorhang, rote Sitze im steilen Publikumsrang, alles erinnert an ein modernes Theater.
Mit 350 Sitzplätzen gibt es etwa 100 weniger als im Stammhaus in der Koblenzer Innenstadt. Aber alle Zuschauer haben im Zelt den gleichen direkten Blick nach vorne auf die Bühne. Eine Herausforderung ist allerdings die Akustik, sagt Intendant Markus Dietze.
Theaterzelt auf der Festung in Koblenz bringt spezielle Herausforderungen
Anders als in einem fest gebauten Theaterhaus, sei man hier eigentlich Open Air. "Wenn hier ein Vogelschwarm drüber fliegt, dann hört man das eins zu eins." Deswegen müsse alles elektrisch per Mikrofon verstärkt werden.
Außerdem bringt das Zelt laut Dietze auch ein wenig Camping-Feeling. "Im Zelt ist es morgens sehr kalt und wird dann unter Sonneneinstrahlung sehr warm." Heizen könne man gut, kühlen eher schlecht, da helfe nur Lüften.
Auch die Mitarbeitenden des Theaters mussten sich speziell auf die Spielzeit im Zelt vorbereiten. Laut Dietze gab es verschiedene Schulungen, zum Beispiel zum Verhalten bei einem Gewitter. Dann müsse man sich von den sechs Zelt-Masten, die Blitzableiter sind, sehr weit fernhalten.
Logistik beim Theater Koblenz ist eine Herausforderung
Lernen mussten die Mitarbeitenden auch, was zu tun ist, wenn die sanitären Einrichtungen mal verstopft sind. Es gibt laut dem Intendanten zwar eine sanitäre Infrastruktur, die sei aber nicht auf 350 Gäste und 100 Mitarbeiter ausgerichtet. "Es ist also manchmal ein bisschen wie auf dem Campingplatz.", so Dietze.
Auch die Logistik sei durch die enormen Distanzen eine Herausforderung. Demnach ist Hauptbühne ist auf dem Festungsplateau, andere Bereiche wie etwa die Verwaltung sind in der Innenstadt verteilt, ein Teil der Werkstatt in Koblenz-Lützel. Hinzu kommt, dass es momentan Aufführungen auf insgesamt zehn Spielstätten in der Stadt Koblenz gibt.
Ein Jahr lang, so der Plan, wird das Zelt auf der Festung bespielt. Dann soll das Theaterhaus in der Koblenzer Innenstadt fertig saniert sein. Das Zelt wird dann wieder abgebaut: "Alles hier ist gemietet und kann dann an einem anderen Ort wieder genutzt werden," so Intendant Markus Dietze.