Das Landgericht Koblenz hat einen Mann wegen Brandstiftung in einer Kirche in Wissen im Kreis Altenkirchen verurteilt: Er muss in Haft und zudem einen Alkoholentzug machen.
Drei Jahre und neun Monate Haft - so lautete am Montagnachmittag das Urteil des Koblenzer Landgerichts. Es verurteilte den Angeklagten wegen schwerer Brandstiftung und wegen Sachbeschädigung. Außerdem ordneten die Richter an, dass der 39-Jährige in eine Entzugsklinik muss, um dort möglichst von seiner Alkoholsucht los zu kommen. Seine Anwältin sagte dem SWR, dass er das Urteil annehme.
Geständnis beim Prozessauftakt in Koblenz
Beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Koblenz hatte sich der Angeklagte für die Tat in Wissen im Kreis Altenkirchen entschuldigt. Der Mann äußerte sich nicht selbst zu den Tatvorwürfen, stattdessen las sein Anwalt eine Erklärung für ihn vor. Darin hieß es, dass sich der Angeklagte nicht mehr an die Tat im Februar 2023 erinnern könne.
In dieser Nacht habe er sehr viel Alkohol getrunken und deshalb Erinnerungslücken, trug sein Anwalt vor. Er wisse nur noch, dass er zur Klinik in Wissen gegangen sei, um sich dort aufnehmen zu lassen - wegen seiner Depressionen habe er Selbstmordgedanken gehabt. Warum er dann in die katholische Pfarrkirche in Wissen gegangen sei und dort Feuer gelegt habe, könne er nicht sagen. Möglicherweise habe er mit der Tat seinen seelischen Druck lindern wollen, heißt es dagegen in dem Urteil.
Das Urteil stützt sich vor allem auf Videomaterial aus mehreren Überwachungskameras, die Teile des Geschehens festgehalten hatten. Der Angeklagte hatte zugegeben, dass er auf den Videos zu sehen war.
Mit seinem Urteil blieb das Gericht nur knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft: Sie hatte vier Jahre Haft gefordert, die Verteidigung eine Strafe unter drei Jahren. Die Richter werteten den Wert von rund 1,6 Promille Alkohol im Blut aber strafmildernd, da er den Angeklagten in seiner Steuerungsfähigkeit beeinträchtigt habe.
Kirche nach Feuer geschlossen - Sanierungen laufen
Der Sachschaden durch die Brandstiftung wird von der Staatsanwaltschaft auf insgesamt zwei Millionen Euro geschätzt. Die betroffene Kirchengemeinde geht von drei Millionen aus. Der Pfarrer der Kirchengemeinde in Wissen, Martin Kürten, geht davon aus, dass die Kirche noch mindestens zwei Jahre geschlossen bleibt.
Die Gottesdienste finden in der Zeit in anderen Kirchen statt. Claus Behner (CDU), der erste Beigeordnete der Stadt Wissen, sagte dem SWR, Ziel sei es, an Weihnachten 2024 die Kirche wieder öffnen und eine Messe feiern zu können.
Die Restaurierungsarbeiten gehen laut Kürten inzwischen gut und schnell voran. Einige Fragen bei der Restaurierung seien jedoch noch nicht geklärt: Etwa ob der zerstörte, jahrhundertealte Hochaltar und die Orgel rekonstruiert werden oder ob ein gebrauchter Altar und eine Orgel aus einer anderen Kirche eingebaut werden.