Die Staatsanwaltschaft hat einen Mann angeklagt, der den Brand in der katholischen Pfarrkirche in Wissen im Westerwald gelegt haben soll. Ihm wird schwere Brandstiftung und Sachbeschädigung vorgeworfen.
Der 39-Jährige aus dem Oberbergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen soll laut Anklage in einer Nacht im Februar in die katholische Kirche Kreuzerhöhung in Wissen eingedrungen sein. Dort hat er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft mehrere Kirchenbänke angezündet. Außerdem soll er den Angaben zufolge alle brennbaren Gegenstände in den Altarraum gebracht und in Brand gesetzt haben.
Gesamtschaden an Kirche wird auf zwei Millionen Euro geschätzt
Bei dem Feuer verbrannte auch ein künstlerisch sehr wertvoller Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert. Der Gesamtschaden wird laut Staatsanwaltschaft auf rund zwei Millionen Euro geschätzt. Den Angaben zufolge muss im Prozess auch geklärt werden, ob der Angeklagte bei der Tat möglicherweise in seiner Schuldfähigkeit eingeschränkt war. Die Verhandlung wird laut Landgericht voraussichtlich Ende Juli beginnen.
Hinweis auf Tatverdächtigen durch Videoüberwachung
Die Polizei Betzdorf hatte nach dem Feuer eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Nach Angaben der ermittelnden Beamten führten Auswertungen einer Kameraüberwachung schnell zu Hinweisen auf den Tatverdächtigen. Der Mann wurde festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Hinweise auf einen Mittäter liegen laut Polizei nicht vor. Ein mögliches Tatmotiv ist ebenfalls nicht bekannt.
Die Staatsanwaltschaft geht laut Anklage davon aus, dass der Täter zunächst eine Scheibe eingeschlagen hat, um in die Kirche in Wissen zu gelangen. Dort soll er dann gegen 4:30 Uhr im Bereich des Altars Feuer gelegt haben. Das Feuer wurde den Angaben zufolge erst drei Stunden später entdeckt. Durch den lang andauernden Schwelbrand ist laut Polizei eine hohe Hitze und eine Menge Ruß entstanden. Menschen seien durch das Feuer nicht verletzt worden.
Diskussion über Gewalt in der Stadt Nach Brandanschlag auf Kirche: Sondersitzung des Stadtrates zur Sicherheitslage
Der Brandanschlag auf eine Kirche in Wissen hat die Sicherheitsdebatte in der Stadt entfacht. Am Montag beschäftigt sich der Stadtrat in einer Sondersitzung mit dem Thema.
Barocker Hochaltar durch Feuer völlig zerstört
Gutachter des Bistums Köln stellten nach Angaben der Gemeinde fest, dass der barocke Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert bei dem Brand völlig zerstört wurde. Auch alle drei Orgeln der Kirche seien durch das Feuer und das Löschwasser schwer beschädigt, sagte Pfarrer Martin Kürten. Wie er mitteilt, können immerhin einige der wertvollen Fresken gerettet werden. Die Arbeiten des Künstlers Peter Hecker seien wie der besondere Altar unersetzbare Kulturgüter.
Kirche in Wissen bleibt circa zwei Jahre geschlossen
Die Restaurierungsarbeiten gehen inzwischen gut und schnell voran, so Pfarrer Martin Kürten. Dem SWR sagte er, er könne jedoch nur schwer abschätzen, wann die Kirche wieder geöffnet wird. Pfarrer Kürten geht davon aus, dass die Kirche noch mindestens zwei Jahre geschlossen bleibt. Die Gottesdienste finden so lange in anderen Kirchen statt. Einige Fragen bei der Restaurierung seien noch nicht geklärt: ob etwa der zerstörte Hochalter und die Orgel rekonstruiert werden oder ob ein gebrauchter Altar und eine Orgel aus einer anderen Kirche eingebaut werden.
Mehr zum Kirchenbrand in Wissen im Westerwald
Nach Brandanschlag auf Kirche Hunderte bei Demo für mehr Sicherheit in Wissen
In Wissen im Westerwald haben am Samstag hunderte Bürger und Vereine für mehr Sicherheit in der Stadt demonstriert. Hintergrund ist der Brandanschlag auf die katholische Kirche Mitte Februar.